
Volle Stadien, der Lauf um Gold für das eigene Land – ein großer Traum für viele Nachwuchsleichtathlet*innen. Der Weg dahin ist weit und anspruchsvoll, die besten Talente werden dabei von verschiedenen Akteuren unterstützt. Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) fördert dank der Kooperation mit seinem Partner goldgas im „goldgas Talent-Team“ die vielversprechendsten Talente auf ihrem Weg in die internationale Spitze. Was das für die Jugendlichen bedeutet, und wie ihr Alltag aussieht, verrät diesmal Nils Deppe. Der 800-Meter-Läufer vom TV Wattenscheid ist das goldgas Talent des Monats September.
„Du hast nur eine Chance im Rennen. Wenn du einen Move machst, muss der sitzen. Sonst ist alles im Eimer und du fällst zurück“, beschreibt Nils Deppe, worauf es ankommt, wenn er auf seiner Parade-Strecke, den 800 Metern, einen Angriff startet. Das goldgas Talent hat schon einige solcher „Moves“ durchgezogen. In seinen Rennen, aber einen entscheidenden auch außerhalb der Laufbahn – mit dem Wechsel von seinem Heimatverein LF Lüchtringen zum TV Wattenscheid. „Wir hatten nicht viele Athleten bei uns in der Trainingsgruppe. Das war ein kleiner Verein. Ich bin nach Wattenscheid gewechselt, weil ich wusste, dass ich da mehr Möglichkeiten habe. Mehr Trainingspartner, bessere Trainingsbedingungen, hier ist alles wissenschaftlicher“, schildert der Mittelstrecken-Spezialist die Beweggründe für diesen einschneidenden Schritt.
Der Umzug vom äußersten nordöstlichen Rand Nordrhein-Westfalens ins Ruhrgebiet bringt zahlreiche Veränderungen für den damals noch 16-Jährigen mit sich. Raus aus der ländlichen Idylle, rein in die Großstadt, das „Hotel Mama“ wird gegen ein Leben im Internat eingetauscht: „Die ersten Wochen waren schwer. Da musste ich mich deutlich umgewöhnen. Wäsche waschen, einkaufen. Nicht alles die Mutter fragen, sondern selbst klarkommen. Das war eine große Umstellung. Nach ein paar Monaten ging das aber“, so der mittlerweile 17-jährige Schüler. Nils hat schnell Anschluss gefunden, sowohl im Verein als auch in der Schule und im Internat. Dort wohnt er in einer Dreier-WG, unter anderem mit einem Fußballer vom VfL Bochum, mit dem er sich sehr gut versteht: „Klar, gibt es mal Diskussionen, wer den Müll rausbringt und solche Dinge. Aber sonst bekommen wir das gut hin.“
Nils Deppe gehört über 800 Meter zu den schnellsten Läufern in Deutschland in seiner Altersklasse [Foto: FLVW].
Seine Wohnung liegt in Sichtweite des neuen Lohrheide-Stadions. Den Endspurt des Umbaus hat er aus nächster Nähe mitbekommen. Als die Arena im Zuge der U18/U20-DM offiziell eingeweiht wird, ist Nils mittendrin und vollauf begeistert: „Ich bin hierhin gewechselt und darf gleich eine Heim-DM erleben. Besser geht es nicht. Die Stimmung war super. Meine Trainingsgruppe war mit Trommeln am Start. Jeder wurde angefeuert. Ich war am nächsten Tag auch ein bisschen heiser.“ Die lautstarke Anfeuerung scheint ihn zu beflügeln. Im Vorlauf stellt das goldgas Talent mit 1:55,12 Minuten eine neue persönliche Bestleistung auf. Die kann er mit 1:56,70 Minuten im Finale zwar nicht ganz bestätigen. Mit Platz fünf im Endlauf ist der 800-Meter-Läufer dennoch absolut zufrieden: „Da kann ich mich nicht beschweren. Ich hatte auch keine allzu hohen Erwartungen, weil ich zu Beginn der Saison mit einem Schienbeinkanten-Syndrom zu kämpfen hatte. Das kommt durch Überbelastung.“
Auf die Beschwerden haben sie beim TVW Rücksicht genommen. Der Aufbau wurde in dieser Saison bewusst etwas vorsichtiger gestaltet. Mit Erfolg, Nils ist mittlerweile schmerzfrei: „Wenn die Athleten verstehen, ok, es kommt nicht nur darauf an, in der U16 oder U18 zu glänzen, sondern auch später im Aktivenbereich, dann ist das Verständnis eigentlich auch relativ schnell da. Umso älter sie werden, desto besser gelingt das auch. Da ist Nils das beste Beispiel. Wir haben ihm das erklärt und er geht da voll mit“, betont sein Trainer Maurice Thiemann, der das Talent zusammen mit Vanessa Huke, die auch als Leitende Landestrainerin für den Laufbereich tätig ist, betreut. Die beiden sind von Nils Potenzial überzeugt und werden versuchen, es in der kommenden Saison weiter auszubauen. Das Ziel im ersten Jahr in der U20 ist die erneute Finalteilnahme bei der deutschen Meisterschaft. Und langfristig auch eine Medaille. Dazu braucht es wieder einen entscheidenden „Move“. Wie man den macht, hat Nils auf jeden Fall schon bewiesen.
Weitere Informationen:
- goldgas Talent des Monats Arne Hörsting
- goldgas Talent des Monats Karl Luis Eickmeyer
- goldgas Talent Freya Brökling
- Alle Infos zum goldgas Talent-Team