Große Hoffnungen hatte sie sich gemacht. Monika Zapalska, die Gold-Aspirantin vom TV Wattenscheid 01, wollte endlich ihren ersten Freiluft-Titel im 100-Meter-Hürdensprint realisieren. Den in der Halle hatte sie zuvor in Dortmund gewonnen. Doch im Sommer gab es bislang lediglich Silber und Bronze. Dass es wieder nur zu Platz drei in 13,26 Sekunden reichte, hinter der Überraschungssiegerin Franziska Schuster (13,17 Sekunden) vom TSV Bayer 04 Leverkusen und auch hinter ihrer Wattenscheider Klubkollegin Isabel Mayer (13,19 Sekunden), konnte sie kaum fassen.
Diesmal war Franziska Schuster die Hauptdarstellerin. Jung und unbekümmert hatte sie ihre Gala-Vorstellung von der U23-DM in Göttingen eine Woche zuvor bestätigt. Dort war sie mit 13,31 Sekunden bereits die Norm für die U23-EM in Espoo/Finnland (12.-– 16. Juli) gelaufen. Im Auestadion steigerte sich Schuster auf 13,19 Sekunden im Halbfinale und 13,17 Sekunden im Finale. Mit dem Minimalvorsprung von zwei Hundertstel hatte sie Isabel Mayer auf den zweiten Platz verdrängt.
„Ich habe dann bloß noch gekämpft – und wenn man kämpfen muss, dann wird es nichts.“
Monika Zapalska
Monika Zapalska suchte sofort nach Gründen für ihr Abschneiden. „Der Vorlauf war so super, ich hatte das Gefühl, dass ich hier und heute unter 13 Sekunden laufe“, erklärte sie. „Aber vom Start bis zur ersten Hürde war alles furchtbar, technisch schlecht.“ Weil eh schon genügend Hindernisse im Weg stehen, verkrampfte die Favoritin total. „Ich habe dann bloß noch gekämpft – und wenn man kämpfen muss, dann wird es nichts.“ Ihr fehlte die Leichtigkeit und Lockerheit, mit der sie an guten Tagen über die Kunststoffbahn fliegt.
Die Enttäuschung stand der blonden Wattenscheiderin ins Gesicht geschrieben. Dafür war Isabel Mayer glücklich. Überglücklich sogar. Sie hatte mal bescheiden über sich selbst gesagt: „Ich komme nicht übers Talent, sondern über den Fleiß.“ Für Mayer, die schnelle Medizinerin, mündete der Endlauf in ein silbernes Happy-End. Mit 13,19 Sekunden gelang ihr eine neue persönliche Bestleistung und zugleich die Bestätigung, dass es ein weiser Entschluss war, dem Siebenkampf ade zu sagen und sich hundertprozentig auf die Hürdendistanz zu fokussieren.