Quelle: © Iris Hensel
Jubel über Gold für den Wattenscheider Marius Probst über 1.500 Meter.
Erfolgreiche Ausbeute in Leipzig: Bei den deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig konnten die Athletinnen und Athleten aus dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) am Wochenende insgesamt neun Medaillen ins Verbandsgebiet holen. Allein sieben Plaketten gingen dabei auf das Konto des TV Wattenscheid 01. Zweimal Gold, viermal Silber und einmal Bronze lautet die Bilanz der Blau-Weißen. Einen Vizetitel holte die LG Olympia Dortmund, eine Bronzemedaille ging nach Münster zur LG Brillux.
Begonnen hatte die Hallen-DM am Freitag äußerst vielversprechend: Kugelstoßerin Julia Ritter sicherte sich Bronze mit persönlicher Bestleitung. Die Bundespolizistin schraubte im letzten Versuch ihre persönliche Bestleistung auf 18,41 Meter. Pünktlich um 18:20 Uhr flog die erste Kugel auf 18,20 Meter. Das war die Weite, die sich Julia Ritter für diese deutschen Hallenmeisterschaften gewünscht hatte, um noch eine Chance auf die Hallen-WM in Glasgow zu haben. Bisher hatte sie in dieser Saison noch keinen einzigen Stoß über die 18 Meter zustande bringen können.Bronzemedaillen-Gewinnerin Julia Ritter mit ihrer Vereinskameradin Annina Brandenburg (6.) [Foto: Lisa Marie Gläsert / TV Wattenscheid 01]
Im letzten Versuch dann die neue „PB“, 18,41 Meter, zwei Zentimeter weiter als bisher. „Ich habe ja ein Dauerticket auf Bronze“, lachte Julia Ritter nach dem Wettkampf, „ich bin super zufrieden. Ich habe nicht mit 18,41 gerechnet, auf gar keinen Fall. Die 18,20 waren schon schön, die 18,41 sind absolut geil. Jetzt hoffe ich auf Donnerstag, da wird nominiert für Glasgow. Ob da meine Nominierung kommt, wir werden es sehen. Ich bin gespannt und einfach happy.“Weiter gingen die Wattenscheider Festspiele am Samstag. Als Favoritin ist Christina Honsel ihrer Rolle gerecht geworden und sicherte sich den Titel im Hochsprung. Am Ende war es eng – und ein Zweikampf: Erst im dritten Versuch meisterte Honsel die Siegerinnen-Höhe von 1,91 Metern – als Einzige. Ihre große Konkurrentin Imke Onnen scheiterte dreimal, das war dann das Ticket zu Gold für die Wattenscheiderin. Die Olympia-Norm von 1,97 ließ die Wattenscheiderin dann auch noch auflegen, riss die Latte allerdings dreimal. Besonders der dritte Versuch aber zeigte, dass sie diese Höhe eigentlich in den Beinen hat.
Titelverteidigung geglückt: Christina Honsel [Foto: Iris Hensel]
„Auf jeden Fall bin ich zufrieden mit dem Wettkampf“, sagte Christina Honsel nach ihrem Sieg, „die 1,97 waren alles drei knappe Versuche, auf jeden Fall wäre ich die gern gesprungen, gar keine Frage. Aber mit 1,91 und dem Titel bin ich ganz zufrieden. Zwischendurch ist es mir mal schwergefallen, die Konzentration zu halten, weil der Wettkampf so lang war. Aber am Ende war es gut, ein paar Pausen gehabt zu haben. In Glasgow werde ich angreifen – weil die Versuche heute eben so knapp waren.“
Die Bezeichnung „knapp“ wäre beim Finallauf über 60 Meter Hürden noch untertrieben gewesen. In einem echten Wimpernschlag-Finale hat Monika Zapalska in Leipzig DM-Silber geholt. Die Titelverteidigerin über die 60 Meter Hürden unterlag um eine hauchdünne Hundertstelsekunde, die die ersten Drei des Rennens trennte. Dabei waren diese 60 Meter Hürden die besten, die die Wattenscheiderin jemals unter dem Hallendach auf die Bahn gebracht hat. Mit 8,09 Sekunden erlief sich Monika Zapalska eine neue persönliche Bestzeit.
Wimpernschlagfinale zu Silber: Monika Zapalska über 60 Meter Hürden [Foto: U. Hörnemann].
So ganz zufrieden war sie nach dem Rennen allerdings nicht. „Es ist OK. Klar, ich wollte meinen Titel verteidigen und ich wollte schon eine B-Norm laufen für Glasgow“, sagte Monika Zapalska, „das Feld war so stark, da kann man, glaube ich, nicht so meckern.“
Zum mehr als knappen Ausgang des Finales meinte sie: „Ich wusste, dass neben mir Rosina ein Stückchen vor mir war. Ich war nach der dritten Hürde noch vorne, aber dann kam sie. Aber klar, man realisiert das erst mal gar nicht, aber als ich dann alles auf dem Bild gesehen habe, wusste ich: klar, der zweite Platz ist drin.“
Der Dortmunder Mohamed Abdilaahi wurde über 3.000 Meter noch von Florian Bremm "eingefangen" [Foto: U. Hörnemann].
Mehr als der zweite Platz war auch für Mohamed Abdilaahi drin. Der Läufer der LG Olympia Dortmund kam als haushoher Favorit nach Leipzig, musste aber Florian Bremm über 3.000 Meter den Vortritt lassen. Mohamed Abdilaahi, der sich in diesem Winter mit 13:16,43 Minuten dem deutschen 5.000-Meter-Hallenrekord (13:12,78 Minuten) von Sam Parsons angenähert hatte, wurde Bremm einfach nicht los. Wie eine Klette klebte der Athlet des LSC Höchstadt/Aisch an seinen Fersen und setzte ganz auf sein fulminantes Finish, mit dem Bremm kurz vor knapp auch die Entscheidung zu seinen Gunsten herbeiführte. Abdilaahi wurde Zweiter in 8:00,48 Minuten vor Felix Friedrich vom Dresdner SC in 8:01,57 Minuten.
Auch am letzten Wettbewerbstag sollte es noch einmal einen Medaillenreigen für die westfälischen Athletinnen und Athleten geben. Marius Probst holte dabei dank einer Wahnsinnsleistung Gold über 1.500 Meter. Ausgerechnet im „Wohnzimmer“ des Leipzigers Robert Farken, der vor dem Finale am Sonntag als der große Favorit galt, ließ sich Marius Probst einfach nicht abschütteln und überholte den Lokalmatador auf der Zielgeraden. Der gerechte Lohn: Der Meistertitel, ein selten schnelles Rennen und eine neue persönliche Hallenbestzeit von 3:36,36 Minuten. Das bedeutete gleichzeitig Meisterschaftsrekord. „Ich bin einfach sprachlos im Moment“, sagte Marius Probst direkt nach dem Rennen ins DLV-Mikrofon, „mit der Zeit habe ich schon geliebäugelt, aber nur insgeheim. Ich wusste, dass ich auf den letzten 200 Metern stark bin und ich war dran. Vielen Dank für das geile Rennen. Jetzt hoffe ich, dass es am Ende auch für Paris reicht.“
Verena Meisl läuft über 1.500 Meter zu Silber [Foto: U. Hörnemann].
Über die gleiche Distanz sicherte sich Probsts Mannschaftskameradin Verena Meisl Silber – ebenfalls mit einer ganz starken Leistung. In einem packenden Endlauf gab es am Ende einen sehr knappen Zieleinlauf – und Verena Meisl drückte sich als Zweite über die Ziellinie. Ihre Zeit: 4:24,53 Minuten. Die Wattenscheiderin, im vergangenen Jahr noch U23-Athletin, hatte es zuvor geschafft, im Feld der Läuferinnen mit der Siegerin Gesa Felicitas Krause immer vorn mit dabei zu bleiben. Am Ende brachte sie einen starken Spurt auf die Bahn – mit einem überraschend guten Ende.
Robin Erewa hat auf seiner „Abschiedstour“ noch einmal gezeigt, warum er in den vergangenen Jahren einer der führenden deutschen 200-Meter-Sprinter war. In seinem letzten 200 Meter-Hallen-Finale rannte der Wattenscheider noch einmal zu Silber – in 21,20 Sekunden. Im Halbfinale war die Zeit sogar noch ein wenig besser: 21,19 Sek. So ganz zufrieden war der Wattenscheider nach dem Rennen aber nicht: „Die Saison war bisher nicht gut, ich bin schlecht eingestiegen. Nach dem Vorlauf dachte ich, ich hätte eine 20,85 drauf. Aber im Moment habe ich Probleme mit der zweiten Kurve, da komme ich noch nicht so richtig rum. Ich trage lieber Gold, aber auf Bahn fünf, wenn du nicht zwei Meter vor dem anderen aus der Kurve kommst, hast Du keine Chance, weil die Bahn sechs einfach runterfegt. Aber es ist OK, als einer der ältesten im Feld Silber zu holen“. Und es sollte nicht die letzte Medaille für Erewa sein.
"Nur" zweimal Silber gab es für Robin Erewa bei seiner wahrscheinlich letzten Hallen-DM [Foto: U. Hörnemann].
Es lief zwar nicht ganz rund – das Ergebnis konnte sich trotzdem sehen lassen: Die 4 x 200-Meter-Staffel des TV Wattenscheid 01 hat sich bei den deutschen Hallenmeisterschaften die Silbermedaille gesichert. In 1:25,95 min. gab es zwar eine neue Saisonbestleistung für das Wattenscheider Team mit Robin Erewa, Michael Bryan, Julien-Kelvin Clair und Noel-Philippe Fiener. Aber ausgerechnet hatten sich die Blau-Weißen mehr, die Staffel des Hamburger SV allerdings war diesmal schneller. Robin Erewa hatte sich während des Laufs leicht verletzt: „Die Staffel ist noch die größere Enttäuschung“, sagte der Sprinter, der schon über 200 Meter Zweiter wurde, „wir sind mit der deutlichen Erwartung reingegangen, Gold zu holen. Aber das passiert halt leider im Sport.“ „Es wäre schöner gewesen hier mit Robin Gold zu holen“, zeigte sich auch TV 01-Neuzugang Julien-Kelvin Clair traurig.
Dank neuer persönlicher Bestleistung zu Bronze: Luka Herden [Foto: U. Hörnemann].
Für eine positive Überraschung sorgte Luka Herden: Der Weitspringer der LG Brillux Münster ist mit nur einem
absolvierten Wettbewerb als Elfbester in der Meldeliste nach Leipzig gereist – und holte mit seinem Satz über 7,73 Meter die Bronzemedaille. „Ich habe mir im Vorfeld nicht viel ausgerechnet“, sagte Herden, der darüber hinaus im Vorfeld noch an einer fiebrigen Grippe laborierte. Außerdem war ihm beim Warm-up der Schreck in die Glieder gefahren. „Bei der Landung bin ich leicht umgeknickt.“ Sein rechtes Sprunggelenk war lädiert und wurde fürsorglich mit einem Tape-Verband versehen. „Von daher habe ich nicht unbedingt mit einer neuen Saisonbestleistung gerechnet.“ Angesichts der Umstände sind 7,73 Meter ein vorzügliches Resultat.