Quelle: Peter Middel
Katrin Müller-Rottgardt (l.) mit ihrer Trainerin Simone Lüth (Archivbild)
Heute beginnen die XVII. Paralympischen Sommerspiele in Paris. Für eine Wattenscheider Athletin bedeutet das: Harte Arbeit, viele Starts und große Chancen auf Edelmetall. Katrin Müller-Rottgardt vom TV Wattenscheid 01 ist über die 100 Meter, die 200 Meter und im Weitsprung dabei – und rechnet sich so Einiges aus.
„Das Training war gut, die Zeiten auch, das lässt auf gute Leistungen hoffen“, sagte die sehbehinderte Leichtathletin einen Tag vor ihrer Abreise mit dem Zug nach Paris, „in allen Disziplinen ist es möglich, vorne mitzumischen.“Das sieht auch ihre Wattenscheider Trainerin Simone Lüth so, die einen Tag noch mit ihrem Schützling trainiert hat: „Kathrin ist in allen drei Disziplinen unter den Top 5 der Weltrangliste. Wir haben viel im Training verändert, bei der Technik, sie ist leichter geworden. Kathrin ist sehr gut drauf. Jetzt heißt es, gesund zu bleiben, dann sind die Medaillen in Reichweite.“
Katrin Müller-Rottgardt, ehemalige Welt- und Europameisterin und Bronzemedaillen-Gewinnerin von Rio, ist nach den Rückschlägen und Pechsträhnen der vergangenen Jahre ein wenig vorsichtiger. Bei den Paralympics in Tokio und den Weltmeisterschaften im vergangenen Jahr lief es nicht rund: „Es kommt auch immer darauf an, wer an den Start geht“, sagt die gelernte Physiotherapeutin, „erst einmal muss ich meine eigene Leistung bringen und dann gucken, wofür es reicht.“
Zusammenspiel mit Guide Noel-Philippe Fiener
Das hängt auch damit zusammen, wie das Zusammenspiel mit ihrem sehenden Guide Noel-Philippe Fiener funktioniert. Seit einer Regeländerung vor ein paar Jahren sei das schwieriger geworden, sagt Müller-Rottgardt: „Früher sind wir mit einem kurzen Band von zehn Zentimetern miteinander verbunden gewesen, dadurch gab es einen dauernden Kontakt am Unterarm, der sehr wichtig für die Orientierung gewesen ist. Seitdem das Band länger ist, fehlt der. Und das kann man nicht nur bei mir sehen, sondern bei allen Athletinnen und Athleten, die Zeiten sind insgesamt schlechter geworden.“In diesem Jahr hat Katrin Müller-Rottgardt über die 100 Meter eine 12,37 Sek. stehen, über die 200 Meter eine 25,61. Im Weitsprung kam sie in diesem Jahr auf 5,28 Meter. „Damit bin ich im Weitsprung nur ganz vorne mit dabei, wenn mir einer rausrutscht“, schmunzelt die 42-jährige.
Das Alter ist übrigens kein Thema für die Wattenscheiderin. „Ich mache regelmäßig Dinge im Training, die Verletzungen verhindern, ich hatte auch wenige in meiner Karriere, höchstens mal durch Fremdeinwirkung“, sagt die Physiotherapeutin, die jetzt seit 2001 international im Para-Sport startet. Das kann Trainerin Simone Lüth nur bestätigen: „Wenn Du deinen Körper vernünftig pflegst, kannst Du lange Leistung bringen, wie man sieht. Und das macht Katrin eben.“
Verletzungsprävention das A und O
Und das Pech der letzten Jahre bei Großveranstaltungen, Fehlstarts und Sonstiges? Kein Thema, es geht weiter: „Rückschläge sind gut“, sagt Katrin Müller Rottgardt, „ich kenne keinen Olympiasieger, der nicht auch mal Rückschläge zu verkraften hatte.“Der Weitsprung-Wettbewerb findet am 1. September statt, die 100 Meter am 4. und 5. September, die 200 Meter am 6. und 7. September.
[Ingo Knosowski / TV Wattenscheid 01]