Emotionen pur erlebte das Publikum gestern im Münchener Olympiastadion. Fünf Medaillen gewannen die deutschen Athlet*innen an einem Tag, den man für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) nach dem bescheidenen WM-Abschneiden historisch nennen kann. Die Glanzpunkte setzten die aus Soest stammende Sprinterin Gina Lückenkemper und Zehnkämpfer Niklas Kaul mit ihren spektakulären Titelgewinnen.
Von dem Glanz, den gestern das Olympiastadion erfüllte, konnten die westfälischen Leichtathlet*innen nicht profitieren. Enttäuscht zeigte sich vor allem Tatjana Pinto (TV Wattenscheid), die mit der für sie indiskutablen 11,55 Sekunden im 100-Meter-Halbfinale nicht weiterkam. „Für mich hat es nicht gereicht, da waren einfach zu viele technische Fehler im Rennen. Ich war von vornherein nicht so gut dabei und dann habe ich mich aufgerichtet und was danach passiert ist, das kann ich noch gar nicht beschreiben. Da muss ich mit meinem Trainer erst einmal drüber sprechen, um das zu korrigieren. Es ist schon enttäuschend jetzt. Aber mit Blick auf die Saison mit zwei Verletzungen ist das wahrscheinlich das, was ich aktuell kann. Mir fehlt noch die Routine auf hohem Niveau“, sagte die 30-Jährige nach ihrem enttäuschenden Auftritt im Olympiastadion. Nun setzt Tatjana Pinto ihre ganzen Hoffnungen auf die 4 x 100-Meter-Staffel.
Der Wattenscheider Patrick Schneider stand als einziger DLV-Starter über die 400 Meter im EM-Halbfinale und wollte diese Chance bestmöglich nutzen, aber es reichte nicht ganz. Der Deutsche Meister startete trotz Ermahnung im ersten Startversuch selbstbewusst und konnte diesen Schwung auf den ersten 200 Metern gut mitnehmen. Doch dann wurde es schwer. Vor ihm tobten der Niederländer Liemarvin Bonevacia und der Belgier Dylan Borlée die Zielgerade herunter und Patrick Schneider versuchte alles, um den Anschluss zu halten.
Mohamed Mohumed verzichtet auf Start über 5.000 Meter
Unter dem Tosen des Publikums warf er sich als Vierter ins Ziel. 45,92 Sekunden – solide, aber nicht ausreichend für das Finale. Es bleibt ihm jetzt noch eine Chance mit der Staffel. „Ich bin zu verhalten angegangen, dann kamen die anderen von hinten schon schnell auf. Da habe ich angefangen nachzudenken. Wenn ich da vorne mit dabei gewesen wäre, hätte ich ganz anders reagieren können. Die anderen haben einfach viel drauf, da wird jeder Fehler bestraft. Es ist schade, dass ich nicht zeigen konnte, was ich drauf habe“, bedauerte der Wattenscheider.Im 5.000-Meter-Finale verzichtete Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund) aufgrund muskulärer Probleme auf seinen Start über die Zwölfeinhalb-Runden-Distanz. Er und sein Trainer Pierre Ayadi stehen momentan vor einem Rätsel: Mohumed konnte bereits bei der WM in Eugene (USA) sein Leistungsoptimum nicht abrufen. Nun soll eine medizinische Untersuchung für Klarheit sorgen.