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Möchte bei der WM-Premiere über 5.000 Meter unbedingt ins Finale: Mohamed Mohumed
Zwei Meistertitel und insgesamt 13 Medaillen gewannen die westfälischen Athlet*innen bei den 122. deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Berlin. Damit fällt die Bilanz trotz der Ausfälle von Tatjana Pinto und Daniel Jasinski um fünf Plaketten höher aus als bei den letztjährigen Titelkämpfen in Braunschweig.
Großen Ehrgeiz zeigte an den beiden Wettkampftagen im Berliner Olympiastadion vor allem Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund), der mit Titelgewinnen über 1.500 Meter und 5.000 Meter das begehrte Double schaffen wollte, doch sein ehrgeiziger Plan ging nicht ganz auf. Auf der kürzeren Distanz musste sich der Schützling von Pierre Ayadi mit der Bronzemedaille zufriedengeben.In den ersten Runden lief Mohamed Mohumed im 5.000-Meter-Finale locker hinter dem Feld her und passierte die ersten 1.000 Meter in 2:49 Minuten. Doch dann rannte er an allen Konkurrenten vorbei und demonstrierte seine große Stärke. Der Dortmunder, der in dieser Saison auf der Zwölfeinhalb-Runden-Distanz bereits die Weltklassezeit von 13:03,18 Minuten erzielte, kontrollierte das Rennen über diese Strecke nach seinem Belieben und holte in 13:43,16 Minuten seinen dritten Titelgewinn in Serie. Trotz seines energischen Schlussspurts sparte er noch Kräfte für die 1.500-Meter-Entscheidung am zweiten Wettkampftag auf, denn am Vormittag hatte sich der 23-Jährige Dortmunder bereits das Finalticket über 1.500 Meter gesichert. Kämpferisch sehr stark zeigte sich auch auf der 5.000-Meter-Distanz auch Wattenscheids Langstrecken-As Nils Voigt, der als Dritter mit 13:44,13 Minuten Saisonbestzeit lief.
Zogen über 1.500 Meter auf der Zielgerade an Mohamed Mohumed vorbei: Marius Probst und der neue Deutsche Meister Christoph Kessler [Foto: Iris Hensel]
Einen Tag nach seinem 5.000-Meter-Titelgewinn änderte Mohamed Mohumed im 1.500-Meter-Finale grundlegend seine Taktik. Er machte sofort nach dem Startschuss mächtig Druck und führte das Feld bis in die Schlussrunde an. Der Dortmunder war unwahrscheinlich stark im Finish, doch er konnte nicht verhindern, dass Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe; 3:44,64 Min) und Marius Probst (TV Wattenscheid 01; 3:44,72 Min) noch an ihm vorbei vorbeizogen. Der 5.000-Meter-Meister finishte als Dritter in 3:45,20 Minuten. Lange dauerte es, bis die Siegerehrung für den 1.500 Meter-Lauf stattfand, denn der Sieger Christoph Kessler war wegen eines Remplers disqualifiziert worden. Diese Entscheidung wurde anschließend jedoch wieder zurückgenommen, sodass das endgültige Ergebnis erst nach Veranstaltungsende feststand.
Ein Achtungserfolg gelang dem Dortmunder Maximilian Feist, der im 1.500-Meter-Finale in 3:45,81 Minuten als Fünfter seine augenblicklich gute Form bestätigte. Zuletzt verbesserte er sich in Pfungstadt über 800 Meter auf starke 1:47,97 Minuten.
Yasmin und Keshia Kwadwo überraschen über 100 Meter
Im 100-Meter-Finale der Frauen blieb die überragende Gina Lückenkemper (SCC Berlin) als souveräne Siegerin mit 10,99 Sekunden zum vierten Mal in ihrer Karriere der markanten Marke von elf Sekunden.Eine erfreuliche Vorstellung boten die beiden Schwestern Yasmin und Keshia Beverly Kwadwo (beide LC Paderborn), die sich ein Platz im Finale ergatterten. Yasmin konnte als Dritte in 11,44 Sekunden über „Bronze“ jubeln. Ihre Schwester Keshia Beverly erreichte als Vierte dieselbe Zeit, konnte allerdings nicht mit einer Plakette die Heimreise antreten. Bemerkenswert ist: Auch im Halbfinale waren Yasmin und Keshia Kwadwo mit 11,56 Sekunden gleichschnell.
Pech hatte Tatjana Pinto (TV Wattenscheid), die mit großen Hoffnungen nach Berlin gereist war. Die mehrfache deutsche Meisterin über 100 Meter und 200 Meter ließ im Vorlauf mit ihrer neuen Saisonbestzeit von 11,26 Sekunden über 100 Meter ihre Klasse aufblitzen, doch nach dem Halbfinale, das sie in 11,39 Sekunden beendete, trat sie verletzungsbedingt zum Finale nicht mehr an. Auch in der 4 x 100-Meter-Staffel des TV Wattenscheid fehlte am zweiten Wettkampftag Tatjana Pinto, sodass die Wattenscheiderinnen (Bleibtreu, Zapalska, Malecki, Bechthold), die im Vorfeld als Medaillen-Anwärterinnen gehandelt wurden, als Vierte in der Gesamtwertung (45,31 Sek.) leer ausgingen.
Silber nach starker Leistung für Monika Zapalska über 100-Meter-Hürden
Tags zuvor wollte Staffelläuferin Monika Zapalska über 100-Meter-Hürden nach dem Titel greifen, doch Überraschungssiegerin Marlene Meier machte ihr ein Strich durch die Rechnung. Die 20-Jährige, die im Vorlauf schon mit 13,20 Sekunden ihr Können demonstrierte, lieferte im Finale ein Rennen wie aus einem Guss. Mit 13,15 Sekunden holte die Nachwuchs-Athletin ihren ersten DM-Titel. Hinter der neuen Deutschen Meisterin stellte die Wattenscheiderin Monika Zapalska mit 13,21 Sekunden ihre persönliche Bestleistung ein. Eine großartige Leistung, doch irgendwann müsste sie sicherlich einmal mit einem Titelgewinn an der Reihe sein, nachdem sie auch bei den deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig die Goldmedaille nur um Haaresbreite verpasste.Was die Frauen nicht schafften, gelang den Männern des TV Wattenscheid. Philipp Trutenat, Kevin Ugo, Maurice Huke und Robin Erewa holten sich über 4x 100-Meter in 39,60 Sekunden den Staffel-Titel vom SC DHfK Leipzig zurück, der 2019 eine fünfjährige Siegesserie der Blauhemden unterbrochen hatte, in diesem Jahr aber keine Staffel stellte. Robin Erewa sprintete dabei auf der Zielgeraden noch am Schlussläufer der LG Brillux Münster (39,85 Sek) Luka Herden vorbei, der für seinen Verein (Greufe, Bruns, Sparenberg, Herden) aber noch Bronze sicherte.
Kevin Ugo holte sich nach Staffel-Gold gleich noch eine zweite Medaille ab – über 200 Meter gewann er Bronze – nach einem kuriosen Rennen. Gleich drei Konkurrenten hatten sich durch Fehlstarts im 200-Meter-Finale bereits selbst ausgeschaltet, ein weiterer Läufer wurde nachträglich disqualifiziert. So rückte Kevin Ugo, der eigentlich als Vierter ins Ziel kam, noch auf den Bronze-Rang. Der war aber auch verdient.
Deutsche Staffelmeister (v. l.) Philipp Trutenat, Maurice Huke, Kevin Ugo und Robin Erewa [Foto: Iris Hensel]
Julia Ritter, die drei Tage zuvor beim Kugelstoßwettbewerb vor dem Brandenburger Tor mit 18,25 Meter Bronze gewann, stellte sich am Sonntag im Berliner Olympiastadion der Diskus-Konkurrenz und belegte dort wie im Vorjahr mit 57,50 Metern den sechsten Rang. Ihre diesjährige Bestweite im Diskuswerfen beträgt 59,30 Meter.
Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund) hatte die 400-Meter-Titel 2019 in 45,86 Sekunden und 2021 in 45,88 Sekunden gewonnen. Daher war der 23-jährige Dortmunder mit großen Erwartungen in Berlin an den Start gegangen, doch er konnte als Dritter in 46,04 Sekunden hinter Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz, 45,77 Sek.) und Patrick Schneider (TV Wattenscheid, 45,99 Sek.) seinen Titel nicht verteidigen. Das Erfreuliche aus westfälischer Sicht: Patrick Schneider und Manuel Sanders werden sich mit ihren guten DM-Platzierungen einen Platz in der deutschen 4 x 400-Meter-Staffel bei der Heim-EM in München gesichert haben, denn Deutschland hat als Gastgeberland eine Wildcard für die 4 x 400-Meter-Staffel.
Dreispringerin Jessie Maduka (TV Wattenscheid) hatte im Vorfeld der Titelkämpfe mit Knieproblemen zu kämpfen und konnte nur eingeschränkt trainieren. Daher ist ihr Bronzerang mit 13,77 Meter alle Anerkennung wert.
Weitere Informationen:
- Finals 2022: Bronze für Julia Ritter im Kugelstoßen zum DM-Auftakt
- Stimmen der westfälischen Athlet*innen
- Alles rund um die Finals 2022 auf leichtathletik.de