Quelle: P. Middel
Nach langer schwerer Krankheit verstarb Helga Fischer in der vergangenen Woche im Alter von 85 Jahren. Die Leichtathletik in Münster wird untrennbar mit ihrem Namen verbunden bleiben.
Die Münsteranerin, die über jede Menge Organisationstalent und Idealismus verfügte, war in ihrem Verein nicht nur Trainerin, sondern auch Ansprechpartnerin für die großen und kleinen Sorgen ihrer jungen Athletinnen und Athleten. „Die Kinder kommen oft zu mir, wenn sie Probleme zu Hause oder in der Schule haben. Manchmal reicht es, wenn ich ihnen nur zuhöre“, sagte die „Beichtmutter im Trainingsanzug“ einst.Mehr als 50 Jahre hat sich Helga Fischer als Trainerin engagiert. „Ich habe schon vielen jungen Leuten in Westfalen das Laufen beigebracht“, freute sich die frühere Sprinterin und Weitspringerin, die es auf Bestleistungen von 12,8 Sekunden über 100 Meter und 5,63 Meter im Weitsprung brachte. Auch dem weniger populären Gehen zeigte sie sich gegenüber aufgeschlossen und sorgte dafür, dass der TuS Hiltrup in dieser Disziplin mehrere Jahre zu den führenden Vereinen in Westfalen zählte.
Nur kurzzeitiger Abschied von der Leichtathletik
Helga Fischer begann bereits im zarten Alter von vier Jahren mit der Leichtathletik, konnte diese Sportart aber wegen des Krieges nur zwei Jahre ausüben. In der Zeit des Wiederaufbaus, in der man in der Leichtathletik die Startlöcher noch selbst buddeln musste, setzte sie ihre Karriere bei der Dortmunder Turngemeinde fort und wurde dort von Trainer-Legende Rudolf Kobs betreut. Nach einer kurzen Zwischenstation beim OSV Hörde kehrte sie wieder zur Dortmunder Turngemeinde zurück und absolvierte dort auch Siebenkämpfe, bei dem neben Leichtathletik- auch Turnwettbewerbe auf dem Programm standen.Mit dem Turnen konnte sich Helga Fischer jedoch nicht anfreunden. Die Erinnerungen an diese Zeit waren bei ihr noch lang präsent: „Wenn einem Kampfrichter die Nase nicht passte, bekam man sofort Punktabzug. Da fühlte ich mich bei den Leichtathleten besser aufgehoben.“
Als Helga Fischer mit 20 Jahren einen Freund hatte, der kein Verständnis für ihre sportlichen Ambitionen hatte, sagte sie der Leichtathletik ade. Doch es war jedoch kein Abschied für immer. Als 1964 ihre Tochter geboren wurde, nahm sie mit Klein-Ute an einer Krabbelgruppe teil und baute anschließend beim TuS Hiltrup eine Leichtathletik-Gruppe auf, die vornehmlich aus den Kindern bestand, deren Eltern Leichtathlet*innen waren.
Helga Fischer hat die Leichtathletik in den vergangenen vier Jahrzehnten genauestens beobachtet und dabei festgestellt, dass die Kinder früher einfacher anzuleiten waren: „Man muss heutzutage viel mehr mit ihnen reden. Das ist schön, aber sehr zeitintensiv.“
Helga Fischer erhielt zahlreiche Ehrungen
In Anerkennung ihrer vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten erhielt die Verstorbene, die auch im Kreis-Leichtathletik-Ausschuss Münster als Vorsitzende sowie als Jugend- und Schülerwartin Verantwortung übernahm, im Laufe der Jahre zahlreiche Ehrungen. Dazu gehörten u.a. die goldene und silberne Ehrennadel des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) sowie die Friedensreiter-Plakette und den Sport-Oscar der Stadt Münster.Helga Fischer wird allen, die sie kannten, in ihrer liebevollen und sympathischen Art für immer in Erinnerung bleiben.
[Peter Middel]