Quelle: FLVW
Der Weg in die Spitze ist weit und anspruchsvoll. Die besten Talente in der westfälischen Leichtathletik werden dabei von verschiedenen Akteuren unterstützt. Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) fördert dank der Kooperation mit seinem Partner goldgas im „goldgas Talent-Team“ die vielversprechendsten Talente. Was das für die Jugendlichen bedeutet und wie ihr Alltag aussieht, verrät dieses Mal Jan Spieker. Der Speerwerfer ist das sechste „goldgas Talent des Monats“ in diesem Jahr.
Das Speerwerfen gehört zu den anspruchsvollsten Disziplinen in der Leichtathletik. Innerhalb von Bruchteilen von Sekunden müssen mehrere Bewegungsabläufe blitzschnell miteinander koordiniert werden. Von dieser Herausforderung ist Jan Spieker ungeheuer fasziniert. Für ihn ist es immer ein besonderes Glücksgefühl, wenn das Wurfgerät mit einer Geschwindigkeit von bis zu 75 km/h seine Hand verlässt und er dessen Flugbahn bis zum Einstich nachverfolgen kann.„Der Anlauf ist noch relativ einfach. Was dann folgt, ist ganz schön kompliziert. Vom Hand- bis zum Fußgelenk wird bei jedem Wurf der gesamte Körper gefordert. Auf meinem Stemmbein lastet beim Abwurf allein das Zehnfache meines Körpergewichts“, erläutert der 1,87 Meter große und 80 Kilogramm schwere Nachwuchsathlet.
Der bisher größte Erfolg gelang dem 17-jährigen Ibbenbürener, als er am 19. Februar 2022 bei den deutschen Winterwurfmeisterschaften in Sindelfingen den Speerwurf-Titel bei der männlichen Jugend U18 mit 64,53 Meter vor Amadeus Gräber (SV Nauen / 64,53 m) und Florian Schmid (LG Sempt / 60,03 m) gewann. Nach wie vor steht er aber erst am Anfang einer vielversprechenden Karriere.
Frühe Förderung in Ibbenbüren
Wie viele andere Jungen spielte Jan Spieker zunächst Fußball, ehe er nach fünf Jahren dem runden Leder Ade sagte. Daher war er froh, dass fast zeitgleich an der Ludwig-Grundschule in Ibbenbüren eine Leichtathletik-Talentsichtungsmaßnahme stattfand. Diese führte Jutta Frommeyer durch. Die frühere Hochspringerin der deutschen Spitzenklasse, die sich bei der DJK Arminia Ibbenbüren als erfolgreiche Trainerin und Koordinatorin engagiert, erkannte sofort die große Veranlagung des damals Zehnjährigen, sodass sie ihm vorschlug, ins Leichtathletik-Lager zu wechseln.Zunächst absolvierte Jan Spieker ein Grundlagentraining. Dabei kristallisierte sich schnell heraus, dass er am besten werfen kann. Aus Sicherheitsgründen durfte er als blutjunger Anfänger jedoch noch nicht mit einem Speer arbeiten. Doch er konnte seine enorme Wurfkraft bereits beim Schlagballweitwurf unter Beweis stellen. Das 200 Gramm schwere Wurfobjekt beförderte er bereits in der Klasse U12 auf ausgezeichnete 60 Meter und zählte damit auf Anhieb zu den besten Nachwuchswerfern in Westfalen. Erstmals als Speerwerfer machte er auf sich aufmerksam, als er 2019 bei den NRW-Jugendmeisterschaften in Duisburg mit seinem Lieblingswurfgerät in der Klasse M14 mit respektablen 46,49 Metern zu Titelehren kam.
Jan Spieker konzentrierte sich allerdings nicht nur auf das Speerwerfen. Dank seines intensiven Grundlagentrainings zählte er auch in anderen Disziplinen zu den Besten in Westfalen, so unter anderem im Weitsprung, wo er 2021 bei den westfälischen U18-Meisterschaften in Lage den Titel mit 6,31 Meter gewann.
Auch im Weitsprung talentiert
Der hoffnungsvolle Nachwuchsathlet genießt bei der DJK Arminia Ibbenbüren nahezu eine Rundumbetreuung, denn neben seiner „Entdeckerin“ Jutta Frommeyer stehen ihm noch Leonie Große als Wurftrainerin, Thomas Stienemeier als Landestrainer und Jonas Bonewit als Bundestrainer mit Rat und Tat zur Seite.Von dieser optimalen Unterstützung profitierte er auch am 22. Mai dieses Jahres bei den Halleschen Werfertagen, als er sich mit dem 700 Gramm schweren Speer auf hervorragende 66,12 Meter verbesserte und sich damit der Norm für die U18-Weltmeisterschafte in Cali (Kolumbien) bis auf 2,88 Meter näherte.
„Bei der Planung der diesjährigen Saison habe ich zwei Schwerpunkte gesetzt: Zum einen auf den Winter, als ich mit dem Gewinn der Winterwurfmeisterschaft schon mein erstes Saisonziel abhaken konnte. Und zum anderen auf den Sommer, als ich mit meiner Weite von Halle bereits eine wichtige Etappe erreicht habe. In den kommenden Monaten werde ich sicherlich noch einiges liefern“, betont Spieker, der zuletzt viel Training im Maximal- und Schnellkraftbereich absolviert hat. Zudem stand bei ihm die Technikschulung im Vordergrund. So muss er noch mehr Dynamik in seinen Anlauf bringen.
Video-Aufnahmen zur Fehler-Analyse
Zur Fehler-Analyse nutzt Trainerin Leonie Große oft Video-Aufnahmen. Bei den deutschen Winterwurfmeisterschaften in Sindelfingen analysierte erstmals das Institut für angewandte Trainingswissenschaften seine Würfe und übermittelte ihm anschließend zahlreiche Werte mit entsprechenden Trainingstipps.Auf insgesamt sechs Einheiten kommt Jan Spieker pro Woche. Dabei stehen bei ihm abwechselnd ein Wurf-, ein Kraft- und ein allgemeines Training auf dem Programm. Beim Grundlagentraining ist auch seine Freundin Nelly Schmitter dabei. Die Sprinterin der DJK Arminia Ibbenbüren hat sich ebenfalls der Leichtathletik verschrieben, was für die gemeinsame Freizeitgestaltung von großem Vorteil ist.
Jan Spieker besucht die zehnte Klasse des Johannes-Keppler-Gymnasiums in Ibbenbüren. Schule und Sport kann er gut unter einen Hut bringen, denn lange Fahrzeiten fallen für ihn weg. In Ibbenbüren kann er nämlich alles mit dem Fahrrad zurücklegen. Nach dem Abitur möchte der 17-Jährige gern Biologie studieren, denn sein großes Interesse gilt der Natur.
"Rundum-Betreuung" in Ibbenbüren: Jan Spieker [Foto: Tobias Mönninghoff]
Der Speer, der ursprünglich eine Jagdwaffe war, wurde schon in der Antike von den Griechen als Sportgerät genutzt und erfreut sich heute immer noch großer Beliebtheit. Das Speerwerfen ist in der Leichtathletik an Eleganz kaum zu überbieten. Jan Spieker hat sein für diese Wurfdisziplin bereits in der Schülerklasse entdeckt – und die Faszination lässt ihn seitdem nicht wieder los…
Auf ihrem Weg ins Leistungssportleben fördert der FLVW die vielversprechenden Nachwuchstalente. Eine Förderung, die vor allem dank der Kooperation des Verbandes mit seinem Partner goldgas möglich ist. Die Unterstützung ermöglicht es der westfälischen Leichtathletik, jährlich das „goldgas Talent-Camp“ durchzuführen. Über vier Tage werden Nachwuchsathletinnen und -athleten getestet, Leistungsdiagnosen erstellt und für die weitere Förderung ausgewählt. Diese besteht aus den Lehrgängen des „goldgas Talent-Teams“. Hier werden die jungen Sportler*innen an den Leistungssport herangeführt. Neue Vorschläge von den Kadertrainer*innen und Einheiten zum Leistungssportleben sind wie moderne Trainingsbedingungen die Vorzüge der Kooperation.