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Quelle: © Iris Hensel
Wattenscheids Hochspringerin Christina Honsel - hier bei der Hallen-DM in Leipzig - greift bei der Europameisterschaft in Rom nach einer Medaille.
Christina Honsel hat keinen Bammel: vor nichts und niemandem. Sie stand am Samstag so ernst und konzentriert in der Leipziger Arena, dass die 4.000 Zuschauerinnen und Zuschauer für einen Moment mucksmäuschenstill waren. Dann lief sie an mit langen Schritten und sorgte für den großen Coup am zweiten Tag der deutschen Hallen-Meisterschaften. Wieder hatte die Favoritin gewonnen, den Titel aus dem Vorjahr in Dortmund hatte sie verteidigt.
„Meine Güte“, sagte die Überfliegerin vom TV Wattenscheid 01 nach dem Wettkampf, „war das spannend!“ Vor ihrem dritten und letzten Versuch über 1,90 Meter hatte sie mit stechenden Augen die Latte fixiert, als könne sie das verflixte Ding damit festnageln. „Ich wusste, dass ich in guter Form bin“, erzählte die alte und neue Meisterin den Journalistinnen und Journalisten, die sie mit neugierigen Fragen löcherten, „und das wollte ich auch zeigen.“ Sie hat’s geschafft.
Bebende Halle beflügelt die alte und neue deutsche Meisterin
Die ausverkaufte Halle bebte, das Publikum spendete ihr den Applaus, den sie sich auch redlich verdient hatte. „Die Stimmung war echt super“, freute sich Christina Honsel über den Beifall, der ihr zuteilwurde. „Das hat mir nochmal einen Schub gegeben.“ Mit 1,90 Meter Höhenunterschied zum Hallengrund gewann sie Gold vor Imke Onnen (1,86 Meter) von Hannover 96 und Bianca Stichling (1,83 Meter) vom TSV Bayer 04 Leverkusen.
Bernhard Bußmann, Vorsitzender des westfälischen Verbands-Leichtathletik-Ausschusses (VLA), nahm in Leipzig die Siegerehrung vor und gratulierte Christina Honsel zu ihrer Titelverteidigung [Foto: Iris Hensel].
Brigitte Kurschilgen, ihre Trainerin, die am Seitenrand mitfieberte, nahm sie sogleich in die Arme. „Schatzilein“, meinte sie mit einem kecken Grinsen, „das hast du richtig gut hingekriegt.“ Kurschilgen kennt sich aus: Sie ist eine Frau vom Fach, war früher selbst eine erfolgreiche Hochspringerin, die unter ihrem Mädchennamen Holzapfel zweimal bei Olympischen Spielen (1976 in Montreal sowie 1984 in Los Angeles) gestartet ist und 1978 bei den Europameisterschaften in Prag Bronze erobert hatte.
Erst Glasgow, dann Paris
Eine Medaille ist auch das erklärte Ziel von Christina Honsel, die ihr Olympia-Ticket für Paris schon so gut wie sicher hat. „In zwei Wochen, wenn in Glasgow die Hallen-Weltmeisterschaften ausgetragen werden, will ich angreifen“, kündigte Honsel voller Zuversicht an, „ich habe den ganzen Winter über hervorragend durchtrainieren können.“ Sie sei jetzt auf „einem stabilen Niveau“ angekommen. „Von daher freue ich mich auf die WM!“Mit persönlichen Bestleistungen von 1,94 Meter (Platz 8 bei der WM 2023 in Budapest) im Freien und 1,98 Meter (2023 in Weinheim) unterm Hallendach muss die 26-jährige Wattenscheiderin vor kaum einer Gegnerin Angst haben. Zumal sie ihre drei Anläufe über 1,97 Meter in Leipzig nur ganz knapp gerissen hat. Wetten, dass da noch mehr geht?