Quelle: FLVW
Svenja Schlenker leitet seit 2020 die Geschicke der BVB-Frauen.
Am Sonntag (27. Oktober / ab 16 Uhr) kommt es im Gelsenkirchener Parkstadion zum ersten Revier-Derby der Frauen. Bei der Premieren-Partie zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund empfängt der Tabellenzweite den Spitzenreiter der Westfalenliga. Vor dem historischen Duell haben wir mit Svenja Schlenker, der Abteilungsleiterin der Frauen und Mädchen beim BVB, gesprochen.
Wie sehr freuen Sie sich auf das Derby?Svenja Schlenker: Ich freue mich wahnsinnig aufs Derby. Endlich mal wieder ein Derby. Diesmal im Frauenfußball. Ich bin aber auch aufgeregt und nervös. Das war ich aber auch immer, wenn die Männer das Derby gespielt haben, weil es einfach ein besonderes Spiel ist. Ich darf seit vielen Jahren für Borussia Dortmund arbeiten, aber ich bin auch ganz großer Fan des Vereins. Mein Herz ist schwarzgelb. Von daher ist es in doppelter Hinsicht ein aufregendes Spiel.
Und wie sieht es bei den Spielerinnen aus?
Schlenker: Da die meisten Spielerinnen auch Fans von Borussia Dortmund sind und mit großem Herzblut für uns spielen, ist es auch für sie eine besondere Partie. Es ist dazu noch besonders, weil es der Erste gegen den Zweiten ist.
Wie bewerten Sie die Ausgangslage?
Schlenker: Es gibt für mich keinen Favoriten. Ich glaube, beide Mannschaften sind ähnlich stark. Wir haben große Ziele. Wir würden gerne wieder aufsteigen. Um dieses Ziel zu erreichen, würden wir natürlich auch gerne jedes Spiel erfolgreich gestalten. Wir trainieren hart, halten gut zusammen. Wir haben uns gut in die Liga rein gekämpft, die schon anders ist. Wir werden alles geben und unser Herz auf dem Platz lassen.
Bisher sind Sie seit der Gründung in jeder Saison relativ locker durchmarschiert. Wie schätzen Sie jetzt die Westfalenliga ein?"Bis vor ein paar Jahren haben immer nur die Männer der beiden Klubs auf höchstem Niveau gegeneinander gespielt, jetzt ist es im Frauenfußball so weit. Das ist auch für die Basis im FLVW gut."
Svenja Schlenker
Schlenker: Es ist natürlich eine neue Situation für uns. Aber es hat auch schon im letzten Jahr in der Landesliga ein bisschen gedauert, bis wir uns in der Tabelle absetzen konnten. Jetzt wussten wir, dass die Liga einen anderen Charakter hat. Da kann jede Mannschaft Fußball spielen. Die hauen sich alle rein. Da kann man einfach nicht locker durchmarschieren. Das wussten wir, darauf lassen wir uns ein. Wir glauben, dass unser Kader eine gute Qualität hat.
Direkt zu Saisonbeginn gab es die allererste Niederlage in einem Ligaspiel seit der Gründung der Frauenabteilung (1:3 beim FC Iserlohn). Wie sind die Spielerinnen damit umgegangen?
Schlenker: Die erste Niederlage war eine neue Erfahrung. Wir wussten, dass wir die irgendwann mal machen werden. Dass es ausgerechnet schon im ersten Spiel der aktuellen Saison war, hat uns schon getroffen. Wir waren alle enttäuscht. Aber wir haben uns von unserem Weg nicht abbringen lassen und haben das in den folgenden Spielen gut weggesteckt. Wir wollten daraus lernen, das haben wir gemacht. Vor dem Derby stehen wir auf Platz eins und den Platz würden wir gerne verteidigen.
Sie sind – genau wie Schalke 04 – vor vier Jahren in der untersten Liga gestartet und seitdem jedes Jahr aufgestiegen. Wie sind Sie mit der Entwicklung seitdem zufrieden?
Schlenker: Ich bin sehr zufrieden mit der Entwicklung und froh, dass wir diesen Weg mit dem Start in der untersten Liga gewählt haben, weil wir so die Chance haben, uns Jahr für Jahr weiterzuentwickeln. Wir können eine gesunde Basis bauen und daran weiterarbeiten. Wir machen nicht immer alles richtig, aber haben dadurch die Chance, Dinge zu optimieren und dann beim nächsten Mal besser zu machen. Wir haben jetzt drei Mannschaften. Das ein sehr gutes Grundgerüst. Und wir haben uns intern in allen Abteilungen weiterentwickelt, um das Ganze immer professioneller werden zu lassen.
Wie sehr freut Sie die große Resonanz bei den Zuschauer-, sowie den Followerzahlen bei Instagram?
Schlenker: Grundsätzlich ist das eine große Wertschätzung, dass es so viele Menschen gibt, die uns folgen und an uns interessiert sind. Auch bei Auswärtsspielen, das ist verrückt, wie viele Fans zu allen Spielen mitkommen. Natürlich hat zum Start die Marke Borussia Dortmund geholfen. Wir haben nun mal eine große Strahlkraft und eine riesige Fangemeinde. Aber dennoch haben sich jetzt ganz viele bewusst entschlossen, den Frauenfußball zu unterstützen. Und bei Instagram hinter den Bundesligisten Bayern und Wolfsburg die Nummer drei bei den Frauen in Deutschland zu sein, ist Wahnsinn. Da sind wir sehr stolz darauf und gleichzeitig dankbar.
Svenja Schlenker (2. v. r.) beim Frauen-Netzwerktreffen des FLVW im Jahr 2023 mit den FLVW-Präsidiums-Mitgliedern Andrea Bokelmann und Marianne Finke-Holtz sowie Schalkes Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers (v. l.).
Sie engagieren sich auch im Dortmunder FLVW-Kreis-Jugend-Ausschuss und setzen sich dort für die Belange der Frauen und Mädchen ein. Wie sehr kann der Frauenfußball im Verband vom Derby dieser beiden großen westfälischen Klubs profitieren?
Schlenker: Bis vor ein paar Jahren haben immer nur die Männer der beiden Klubs auf höchstem Niveau gegeneinander gespielt, jetzt ist es im Frauenfußball so weit. Das ist auch für den FLVW (Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen) gut. Ich verfolge die Zahlen im Dortmunder Mädchenfußball, und die sind in den letzten Jahren sehr gewachsen. Ich kann nicht messen, wie sehr die Gründung der Frauen- und Mädchenabteilung beim BVB dazu beigetragen hat, aber die Zahlen sind sehr positiv und sie steigen weiterhin. Ich hoffe einfach, dass es viele Mädchen gibt, die sagen: Es wäre mein Traum, auch mal in Schwarzgelb aufzulaufen.
Sie durften sich diesen Traum erfüllen. Sie wurden in der ersten Kreisliga-Saison der BVB-Frauen eingewechselt. Was hat Ihnen das bedeutet?
Schlenker: Das hat mir total viel bedeutet. Als ich beruflich bei Borussia Dortmund angefangen habe, war ich noch aktive Fußballerin und dachte, ich kann mich direkt in einer Frauenmannschaft anmelden und war dann perplex, dass es die gar nicht gab. Weil ich eben auch großer Fan bin, war das immer mein Traum und der hat sich in dem Moment erfüllt. Ich habe in dem Moment eine komplett andere Rolle eingenommen. Normalerweise stehe ich in meiner Funktion als Abteilungsleiterin am Rand. Da war ich auf einmal komplett Teil des Teams. Das war sehr schön und das werde ich niemals vergessen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Zur Person:
Svenja Schlenker kommt gebürtig vom Niederrhein und ist seit Kindesbeinen BVB-Fan. Im Rahmen ihres Studiums der Wirtschaftswissenschaften absolvierte Schlenker 2007 ein Praktikum bei Borussia Dortmund und nahm in der Folge eine Tätigkeit in der Marketingabteilung des Klubs auf. Seit der Gründung der Frauen-Abteilung im Jahr 2020 leitet die frühere Fußballerin (u. a. Eintracht Emmerich, Wambeler SV) die Geschicke der BVB-Frauen.