Quelle: LG Brillux Münster
Strahlender DM-Silbermedaillen-Gewinner: Luka Herden von der LG Brillux Münster.
Die deutschen Meisterschaften in Kassel avancierten aus Sicht der LG Brillux zu einem Leistungs-Feuerwerk Luka Herdens: Weitsprung-Silber mit neuer Bestleistung (7,91 Meter), dazu ein überraschender fünfter Platz über die 100 Meter mit enormer Steigerung (10,37 Sekunden) waren weit mehr, als man im Vorfeld dieses Wochenendes erwarten durfte. Auch perspektivisch hat Luka Herden einen großen Schritt nach vorne gemacht: Die Plattform für mögliche internationale Einsätze in den kommenden Jahren steht.
Dass der Schlüssel für außergewöhnliche Leistungen oft genug im Kopf liegt, ist eine viel bemühte Weisheit. Bei den deutschen Aktiven-Meisterschaften in Kassel gab Luka Herden eindrucksvollen Anschauungsunterricht für deren praktische Relevanz. Bei aller Ernsthaftigkeit, die ein Saisonhöhepunkt einfordert, präsentierte sich der 23-Jährige locker und befreit wie selten, während er mit hochwertigen Bestwerten auftrumpfte.Die Weichen stellte der eigentlich nur als Auftakt geplante 100 Meter-Vorlauf, den Luka Herden trotz technischer Reserven in neuer persönlicher Bestleistung (10,54 Sekunden) beendete. „Die Atmosphäre, das Wetter und alle sonstigen Rahmenbedingungen waren toll und ich hatte einfach großen Spaß, Teil dieses Wettkampfes zu sein“, erlebte der LG-Athlet seinen Start in die deutschen Meisterschaften als pure Freude am nationalen Leichtathletik-Event des Jahres, das vor gut gefüllten Rängen beste Werbung für den Sport bot.
10,37 Sekunden: Luka Herden furios im Kräftemessen mit den Vollblut-Sprintern
Herdens Gefühl war so gut, dass er seinem Trainer Lars Goldbeck grünes Licht für einen Halbfinal-Start abrang. „Eigentlich wollten wir im Einzel den vollen Fokus auf den Weitsprung legen. Stattdessen haben wir uns darauf geeinigt, das 100 Meter-Halbfinale zu laufen, unter der Prämisse technischer Diszipliniertheit“, so Luka Herden über den „Deal“, der sich mit einem Sprint in neue Sphären bezahlt machte: Der eigentliche Weitsprung-Spezialist gewann sein Halbfinale in herausragenden 10,37 Sekunden – obwohl bzw. gerade, weil er nach eigener Einschätzung nur 95 Prozent Aggressivität in sein Rennen gelegt hatte. Weder Athlet noch Trainer hatten mit dieser enormen Steigerung gerechnet, mit der Luka Herden sogar Markus Greufes Kreisrekord für den FLWV-Kreis Münster (10,42 Sekunden) toppte.Mit demselben Mindset absolvierte der Münsteraner das 100-Meter-Finale und zeigte als Fünfter in 10,47 Sekunden eine erneut beeindruckende Performance im Kräftemessen mit Vollblut-Sprintern wie Yannick Wolf, Julian Wagner und Robin Ganter. Das beeindruckte auch Lars Goldbeck, der den Stellenwert der mentalen Disposition für seinen Vorzeige-Athleten kennt: „Wenn Luka vom Kopf her frei ist, kann er seine besten Leistungen abrufen. Nach den 100 Metern wussten wir, dass es seine DM werden kann.“
7,91 Meter: Die Acht-Meter-Marke rückt näher
Und wie es die DM Luka Herdens wurde, der noch in vergangenen Jahr nach gesundheitlichen Problemen einen durchwachsenen Saisonhöhepunkt erlebt und seine Weitsprungsaison sogar frühzeitig abgebrochen hatte. In Kassel stand am Sonntagnachmittag ein Athlet an der Sprunggrube, der mit jeder Faser Selbstsicherheit, Leidenschaft und Leichtigkeit ausstrahlte.Nach einem gelungenen Auftakt (7,67 Meter) packte Luka Herden in Versuch zwei einen Satz aus, der die Zuschauer*innen im Auestadion zu lautstarkem Beifall und ihn selbst zum zweiten Gefühlsausbruch des Wochenendes animierte: Mit 7,91 Meter steigerte er seine persönliche Bestleistung um zwölf Zentimeter – ein großer Schritt in Richtung der Acht-Meter-Marke. Es folgten in den Versuchen drei und vier haarscharf übergetretene Versuche, die die Halbwertszeit der großen Schallmauer erheblich in Bedrängnis brachten.
„Für mich persönlich gibt es nichts, das ich bedauern könnte“
Dass Luka Herden den Wettbewerb nicht mit Gold, sondern mit Silber beendete, war dem finalen Sprung des nominellen Favoriten Simon Batz (MTG Mannheim) geschuldet: Der 20-Jährige flog nach einem bis dahin unbefriedigenden Wettkampf auf 7,97 Meter und rückte von Rang sechs noch an die Spitze vor. Erster Gratulant des Mannheimers: Luka Herden, der seinen Kontrahenten herzlich umarmte. „Ich freue mich sehr für Simon. Für mich persönlich gibt es nichts, das ich bedauern könnte: Ich hatte Spaß am Wettkampf, bin zwölf Zentimeter über meine bisherige Bestleistung gesprungen und habe eine Medaille geholt“, zeigte sich der große Sportsmann rundum zufrieden.Lars Goldbeck attestierte Herden und Batz einen Wettkampf auf Augenhöhe, in dem sein Schützling restlos überzeugt habe: „Wir haben immer darauf hingearbeitet, so nah wie möglich an die acht Meter zu kommen – und das hat Luka jetzt geschafft. Luka kämpft in erster Linie für Weiten, nicht für Platzierungen. Im Übrigen ist auch Silber ein toller Erfolg. Beides hat sich Luka mit großer Beharrlichkeit, einem herausragenden Körpergefühl und seinem in dieser Saison unglaublichen Mindset erarbeitet.“
Late Season für Weltranglisten-Punkte geplant
Sollte Luka Herden die intensive Freiluftsaison 2023 körperlich weiterhin gut verkraften, liebäugelt er mit weiteren Starts. In den Fokus rücken internationale Meetings, bei denen er wertvolle Weltranglisten-Punkte sammeln könnte, wobei er die nächsten Jahre im Blick hat: Mit seiner Steigerung und dem darüber hinaus angedeuteten Potenzial für noch größere Weiten hat Luka Herden ein Fundament geschaffen, das die Teilnahme an internationalen Meisterschaften zu einem realistischen Ziel macht.Im neuen Qualifikations-System werden seit diesem Jahr nur noch ein Drittel der Startplätze beispielsweise für Olympische Spiele, Welt- und Europameisterschaften über fixe Qualifikationsleistungen vergeben, während für die verbleibenden zwei Drittel die Position im „World Athletics Ranking“ den Ausschlag gibt. Platz zwei in Kassel bescherten Herden für die Weltrangliste wertvolle 80 Punkte und der Überflieger hofft, seinen Kontostand mit der aktuellen Topform weiter aufstocken zu können.
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