Quelle: BFV
DFB-Lehrwart Lutz Wagner war Überraschungsgast beim Berliner JLK-Osterlehrgang, an dem FLVW-Nachwuchs-Schiri Arthur Armes dieses Jahr teilnehmen durfte
Seit 1989 lädt der Berliner Fußball-Verband (BFV) zum jährlichen Osterlehrgang seines Junioren-Leistungskaders (JLK) ein. Jedes Jahr werden Teilnehmer*innen aus allen Landesverbänden sowie Vertreter*innen aus Österreich und der Schweiz in die Sportschule Wannsee eingeladen. In diesem Jahr hat Nachwuchs-Schiri Arthur Armes aus dem FLVW-Kreis Dortmund den Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) in Berlin verteten. Für FLVW.de hat der Referee vom BSV Fortuna Dortmund und das Gesicht der Dortmunder Schiri-Kampagne seine Erlebnisse festgehalten:
„Jeder Landesverband erhält eine Einladung für einen Schiedsrichter, weshalb mich der Anruf, in dem ich von meiner Teilnahme am Lehrgang erfuhr, sehr freute. Insgesamt nahmen 45 Schiedsrichter an dem Lehrgang teil. Für mich war es eine riesige Auszeichnung, den FLVW in Berlin vertreten zu dürfen.Am frühen Morgen des 23. März begann meine Reise nach Berlin, ich hatte reichlich Puffer eingebaut, damit eine eventuelle Bahnverspätung ja nicht für eine Verspätung sorgen würde. Und tatsächlich: Gegen 12 Uhr mittags erreichte ich die Sportschule Wannsee im strömenden Regen.
Der Empfang gestaltete sich sehr entgegenkommend, eine Sprecherin des JLKs überreichte mir prompt meine Zimmerkarte und ich konnte in Ruhe ankommen. An die Ruhe, so wusste ich auch dann schon, sollte ich mich in Anbetracht des Programms besser nicht gewöhnen - der Lehrgang sollte ja schließlich fördern und fordern.
Arthur Armes durfte direkt in der ersten Reihe Platz nehmen [Foto: privat]
Nach einem gemütlichen, gemeinsamen Kaffeetrinken startete der 31. Osterlehrgang dann richtig: Alexander Molzahn, Vorsitzender des Verbands-Schiedsrichter-Ausschusses (VSA) in Berlin, eröffnete den Lehrgang mit seiner Willkommensrede und einem ersten Hinweis auf die lange Tradition dieses Lehrgangs. Nach einer schnellen Vorstellungsrunde startete auch der sportliche Teil des Lehrgangs mit einer ersten Einheit, die ein Vorgeschmack für die Folgetage werden sollte. Nach dem Abendessen und einer weiteren Trainingseinheit war ich am Ende eines intensiven aber nicht weniger spannenden Tages allerdings auch froh, über eine ordentliche Portion Schlaf. Daraus wurde aber leider nichts …
Rundlauf um den Wannsee und Regeltest auf Englisch
Am Sonntagmorgen, um 06:30 Uhr stand für alle 45 Teilnehmer Frühsport auf dem Programm, woran es sich schnell zu gewöhnen galt. Nach einer morgendlichen Tour um den “kleinen Wannsee” samt Steigerungsläufen und Treppensteigen ging es nicht zurück ins Bett oder zum Frühstück sondern in den Konferenzraum: Der erste Regeltest stand an - auf Englisch.Im weiteren Tagesverlauf hörten wir noch einen Vortrag der Teilnehmer des Wiener FV zu österreichischen Eigenheiten im Schiedsrichterwesen sowie zur grundlegenden Struktur des Talentfördersystems. Im Anschluss folgte der erste von drei Konformitätstests welcher (standesgemäß) mit kontroversen Debatten zu verschiedenen Regelauslegungen einherging. Anschließend beobachtete die gesamte Gruppe ein Spiel der Berlin-Liga (Verbandsliga, Berliner SC - Stern 1900), das von dem Schweizer Sandro Hofmann und seinen beiden Assistenten Jette Wolf (JLK) und Daniel Mayer aus Österreich geleitet wurde.
Zurück in der Sportschule angekommen, wurde das Spiel ausführlich durch die Gruppe analysiert. Der Beobachter des Spiel war ebenfalls vor Ort und führte das Coaching-Gespräch vor großer Zuschauerzahl im Konferenzraum mit dem Gespann, welches im Spiel durchaus überzeugen konnte.
Prüfungstag mit prominentem Besuch
Tag drei des Lehrgangs war Prüfungstag, besonders den Berliner Teilnehmern war die Anspannung anzumerken, da es für sie hier um den Auf- und Abstieg, beziehungsweise die Nominierung in den nächsthöheren Kader ging. Nach dem Absolvieren des „Jahresregeltest“ ging es auf den Sportplatz, wo dann ordentlich geschwitzt wurde.Arthur Armes wirbt als ein Gesicht der westfälischen Schiri-Kampagne für den Schiri-Nachwuchs.
Was noch niemand ahnte: Der Nachmittag sollte eines der Highlights des Lehrgangs werden: Florian Lechner, Schiedsrichter der 2. Bundesliga, war vor Ort und konnte sehr interessanten Input zum Thema „Trainingsgestaltung eines Schiedsrichters“ in Theorie und Praxis liefern. Am Abend folgte die Schweizer Vorstellung, respektive der Österreichischen, zur Schiedsrichterförderung im Schweizerischen Fußballverband.
Dann folgte Freizeit. Und immer, wenn Freizeit auf dem Plan geschrieben stand, dann hieß es für meinen Berliner Zimmerpartner und mich: Kicker-Turnier! Und dieses bestritten wir sogar sehr erfolgreich. Unsere lange Reise durch das Turnier endete erst am letzten Abend, im Halbfinale. Gegen das hocherfahrene Team „Leitung“ - bestehend aus Ralf Böhm und Jens May - hatten wir keine Chance. Sie holten zum sicherlich 31. Mal in Folge den hart umkämpften Titel.
"Referent 6" entpuppt sich als DFB-Lehrwart Lutz Wagner
Auch der nächste Tag hatte es in sich: Morgens gingen wir es fußballtheoretisch an und lernten viel über die Taktik des Spiels, worin wir uns im Anschluss auch selbst auf dem grünen Rasen erproben durften.Nach einer Abseits-Schulung samt Video-Auswertung wartete ein hochinteressanter Beitrag des ominösen „Referent 6“, der sich später als DFB-Lehrwart Lutz Wagner entpuppen sollte, auf uns. Es ging sowohl um Aktuelles wie gewisse neue (und alte) Regelauslegungen, aber auch um den Umgang mit Spielern. Lutz konnte fast jedes Thema mit einer lustigen Anekdote aus seiner aktiven Zeit als Schiedsrichter der Bundesliga bereichern.
Der Mittwoch war, im Gegensatz zu den anderen Tagen, zu unserer freien Gestaltung. Wir durften Berlin „auf eigene Faust“ erkunden. In einer Gruppe von fünf Schiedsrichtern machte ich mich auf - und was tun Schiedsrichter an einem freien Tag bei bestem Wetter in Berlin? Richtig, sie erkunden das Olympiastadion.
Die Freizeit nutzte Arthur (M.) zum Besuch des Olympiastadions [Foto: privat]
Nach einer informativen Tour und dem Abklappern von Sehenswürdigkeiten besuchten alle Teilnehmer das Musical „Falco“ im Berliner Admiralspalast an der Friedrichstraße. Als wir am späten Abend die Sportschule erreichten, war die Eile, ins Bett zu kommen, groß: Am folgenden Donnerstag wartete Frühsport mit dem erfahrenen Bundesliga-Assistenten Robert Wessel, der uns im Anschluss spannende Einblicke in den Alltag eines Schiedsrichter-Assistenten geben konnte.
Nach zwei weiteren Trainingseinheiten neigte sich auch der letzte Tag dieses Lehrgangs allmählich dem Ende zu. Wir ließen den Abend bei geselligem Beisammensein im Konferenzraum mit verschiedenen Spielen und Karaoke ausklingen. Am Freitag endete der Lehrgang nach der Bekanntgabe der Kadernominierungen innerhalb des JLKs und wir Gäste machten uns auf den Rückweg - manche zum Flughafen, andere zum Berliner Hauptbahnhof.
Karaoke stand am letzten Abend auf dem Programm [Foto: privat]
Viele Eindrücke, Kontakte und Input
Wenn ich an diese Woche zurückdenke, kommen mir sehr viele, sehr schöne Erinnerungen in den Kopf: Selbstverständlich das Viele, das ich in der relativ kurzen Zeit an inhaltlichen Aspekten für meine weitere Schiedsrichterkarriere mitnehmen kann. Die Eindrücke, die ich in einem anderen Verband und dessen Strukturen sammeln durfte – ein englischer Regeltest? – verrückt.Besonders aber die geknüpften Kontakte, der Austausch mit den anderen Teilnehmern aus verschiedensten Teilen Deutschlands, aus Österreich und der Schweiz. Ich finde, dieser Austausch, diese Kollegialität unter jungen Schiedsrichtern mit ähnlichen Zielsetzungen ist das wertvollste an diesem Lehrgang.
An dieser Stelle würde ich mich gerne beim gesamten Leitungsteam für die gut strukturierte Organisation und den sicherlich großen Aufwand bedanken - euer Engagement hat sich ausgezahlt.“
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