Quelle: © Iris Hensel
Deutsche Meisterin über 60-Meter-Hürden: Monika Zapalska vom TV Wattenscheid 01.
Solch eine Stimmung erlebt man sonst nur bei Spielen des BVB im benachbarten Signal-Iduna-Park. Bei den 70. deutschen Hallenmeisterschaften am Wochenende in der Helmut-Körnig-Halle kannte die Begeisterung der insgesamt 8.000 Zuschauer*innen in der an beiden Tagen ausverkauften Arena keine Grenzen, denn es gab viele erstklassige Leistungen zu bejubeln.
Die Glanzpunkte setzten vor allem Olympiasiegerin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz), die mit der Weite von 6,66 Meter ihren sechsten Weitsprung-Titel in Folge gewann, Konstanze Klosterhalfen (Bayer Leverkusen) mit ihrem überzeugenden 3.000-Meter- Erfolg in erstklassigen 8:36,86 Minuten und Hochspringer Tobias Potye (LG Stadtwerke München), der das fachkundige Publikum mit seinem Höhenflug über 2,28 Meter begeisterte.Auch die westfälischen Leichtathlet*innen konnten sich mit sieben Plaketten glänzend in Szene setzen. Den Löwenanteil heimste dabei der TV Wattenscheid sein, der viermal Gold sowie jeweils einmal Silber und Bronze gewann. Hinzu kam die Bronze-Medaille für den Münsteraner Luka Herden. „Mit vier Titeln können wir hochzufrieden sein“, befand TV 01-Manager Michael Huke in Dortmund, „wir hatten einige Ausfälle, die wir aber gut verkraftet haben, zu beklagen. Vor allem freut mich, dass wir in der Breite zugeschlagen haben, denn wir hatten Siege und Medaillen im Lauf, im Sprint, im Sprung und im Wurf.
Marius Probst Doppelstart wird mit Gold und Silber belohnt
Herausragender Athlet bei den Blauhemden war Marius Probst: Der 1.500-Meter-Spezialist wurde für die mutige Entscheidung, den Doppelstart über 3.000 und 800 Meter zu wagen, mit zwei Medaillen belohnt. Nach Silber auf der Langstrecke am Samstag in 8:01,10 Minuten glänzte seine zweite 800-Meter-Medaille am Sonntag golden. Das gemächliche Tempo spielte dem spurtstarken Athleten vom TV Wattenscheid 01 aber in die Karten, in der letzten Runde verschärfte er enorm das Tempo und stürmte schließlich mit deutlichem Vorsprung dem Titel entgegen. Seine Zeit: 1:50,75 Minuten.Marius Probst war mit zwei Medaillengewinnen erfolgreichster westfälischer Athlet [Foto: P. Middel]
„Das war ein superschönes Wochenende für mich“, sagte Marius Probst nach dem Rennen, „ich bin überglücklich. Aber das verdanke ich auch meinem Coach und meiner Freundin. Das Publikum hier ist toll, für mich als Wattenscheider ist das natürlich auch ein wenig ein Heimspiel. Jetzt geht der Weg wieder zurück auf die 1.500 Meter, ganz klar, das war in dieser Hallensaison nur ein Experiment.“
Hochspringerin Christina Honsel mit souveränem Titelgewinn
Christina Honsel wollte Gold – und sie hat es geschafft. Die Hochspringerin des TV Wattenscheid 01 und deutsche Jahresbeste bezwang am zweiten Wettkampftag die Konkurrenz mit einer Höhe von 1,88 Metern und sicherte sich in Dortmund ihren ersten deutschen Meistertitel in der Halle. Zuvor hatte Christina Honsel als einzige diese Höhe überquert. Die einzige ernsthafte Konkurrentin, Nachwuchsspringerin Johanna Göring, war an dieser Höhe dreimal gescheitert. Nach dem Gewinn des Titels war für Christina Honsel dann die Spannung ein wenig raus. Die frisch gebackene Meisterin riss dreimal die nächste Höhe von 1,92 Meter. „Ich wäre gern noch höher gesprungen“, sagte Honsel nach dem Wettkampf, „jetzt konzentriere ich mich auf die Hallen-Europameisterschaften Anfang März in Istanbul.“Mit 1,88 Meter sicherte sich Christina Honsel ihren ersten Meistertitel in der Halle [Foto: Iris Hensel]
Mit neuer persönlicher Bestzeit zu Gold über 60-Meter-Hürden
Nachdem Monika Zapalska bei deutschen Hallenmeisterschaften in den letzten Jahren achtmal am Titel vorbeigeschrammt war, ging für sie in Dortmund ein Traum in Erfüllung. Die Wattenscheider Hürdensprinterin gewann das Finale über die 60-Meter-Hürden in neuer persönlicher Bestleistung von 8,10 Sekunden. „Es war einfach nur brutal“, sagte Monika Zapalska direkt nach ihrem ersten großen Sieg bei DLV-Titelkämpfen, „ich musste alles geben. Ich habe am Start gestanden und habe gedacht, jetzt gib alles, sei aggressiv! Das habe ich gemacht und nach ein paar Jahren endlich wieder einmal eine persönliche Bestleistung aufgestellt“, strahlte die überglückliche Siegerin.Monika Zapalska schaffte den ersten großen Sieg bei DLV-Meisterschaften [Foto: Iris Hensel]
Beim TV Wattenscheid 01 stand Monika Zapalska jahrelang im Schatten von Pamela Dutkiewicz, wechselte den Klub, kehrte zum TV Wattenscheid 01 wieder zurück. Trainer „Slawo“ Filipowski attestierte ihr schon immer ein großes Talent, aber vielleicht zu wenig Härte. Die hat Monika Zapalska aber bei ihrem Titelgewinn bewiesen und sich gegen alle Widerstände durchgesetzt.
3.000-Meter-Rennen ganz nach dem Geschmack von Sieger Nils Voigt
Das 3.000-Meter-Rennen war so ganz nach dem Geschmack von Nils Voigt (TV Wattenscheid), der sich bereits in der Anfangsphase von seinen Konkurrenten verabschiedete und in 7:56,80 Minuten souverän den Titel vor seinem Teamkollegen Marius Probst (2. in 8:01,10 Min.) gewann. „Ich konnte meine Taktik ausspielen, daher habe ich mich rechtzeitig abgesetzt, denn ich wollte unbedingt gewinnen und mich dabei auf keine Spurtentscheidung einlassen. Das hat wunderbar funktioniert“, berichtete der überglückliche Wattenscheider, der in Dortmund seinen ersten Hallenstart in diesem Winter absolvierte.Zehn Runden lag Nils Voigt im 3.000-Meter-Lauf in Führung und baute sie kontinuierlich aus [Foto: Iris Hensel]
Hallen-Wettkämpfte passten in den vergangenen Monaten nicht in seinen Trainingsplan. In der vergangenen Woche trainierte er einmal in der Halle, um sich mit den engen Kurven vertraut zu machen - das reichte offensichtlich. „Dass ich hier neben dem Titel auch eine neue Bestzeit aufstellen konnte, ist für mich völlig nebensächlich“, sagte Nils Voigt. Seine Vorbereitung zielt nämlich auf das 10.000 Meter-Rennen in zwei Wochen in Los Angeles ab. Dort soll für ihn eine gute Zeit herausspringen. Auf dieses Rennen hat sich der 25-jährige BWL-Student, der auf der 25-Runden-Distanz eine Bestzeit von 27:49,04 Minuten hat, zuletzt in einem Trainingslager in Portugal vorbereitet.
Bronze für Kugelstoßerin Julia Ritter
„Der bloße Finaleinzug ist mir zu wenig“, erklärte Julia Ritter vor den deutschen Hallenmeisterschaften. Das Erfreuliche: Die Polizeibeamtin konnte sich ihren Wunsch erfüllen und belegte hinter Sara Gambetta (18,38 Meter) und Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge / 17,88 Meter) mit ansprechenden 17,78 Meter den Bronzerang. Im vergangenen Sommer hatte Julia Ritter mehrfach die 18-Meter-Marke übertroffen. Weshalb es dieses Mal nicht ganz klappte, lag an ihrer Technik, die noch nicht optimal war, obwohl sie im Vorfeld viel daran gearbeitet hatte.„Bei deutschen Meisterschaften zählt die Medaille. Natürlich ist das absolut nicht die Weite, die ich draufhabe. Dafür fehlt mir momentan einfach zu viel Technik, ganz viel Technik! Da ist bei mir gerade irgendwie der Wurm drin. Wenn ich die eine Sache wieder umgesetzt kriege, dann fliegt das Ding auch wieder“, zeigt sich die Wattenscheiderin optimistisch.
Auf den Punkt topfit zeigte sich Luka Herden (LG Brillux Münster), der im letzten Versuch des Weitsprungs auf 7,72 Minuten flog und damit hinter Simon Batz (MTG Mannheim / 7,86 Meter) und Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz / 7,76 Meter) den Bronzerang belegte. Der frühere deutsche U23-Meister, der 2022 krankheitsbedingt kein einfaches Jahr hatte, verbesserte sich bei seinem Medaillengewinn gegenüber seiner bisherigen Bestweite um elf Zentimeter.