Quelle: Peter Middel
Gustav Lewandowski präsentierte seine Medaille nach dem Gewinn der NRW-Meisterschaft über 3.000 Meter 2021 in Rheine
Volle Stadien, der Lauf um Gold für das eigene Land – ein großer Traum für viele Nachwuchsleichtathlet*innen. Der Weg dahin ist weit und anspruchsvoll, die besten Talente werden dabei von verschiedenen Akteuren unterstützt. Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) fördert dank der Kooperation mit seinem Partner goldgas im „goldgas Talent-Team“ die vielversprechendsten Talente auf ihrem Weg in die internationale Spitze. Was das für die Jugendlichen bedeutet, und wie ihr Alltag aussieht, verrät dieses Mal Gustav Lewandowski.
Gibt es heute noch Vorbilder? Diese Frage beantwortet Gustav Lewandowski mit einem eindeutigen „Ja“. Der 15-jährige Mittelstreckler des SV Brackwede, der seit Oktober 2021 dem goldgas Talent-Team angehört, bewundert vor allem Amanal Petros. Der Flüchtling aus Eritrea fand 2012 den Weg nach Bielefeld. Dort schloss er sich zunächst dem TSVE Bielefeld und dann dem SV Brackwede an. Im Trikot des TV Wattenscheid 01 gewann Amanal Petros mehrere deutsche Meistertitel im Langstrecken-Bereich, stellte die deutschen Rekorde im Marathon und Halbmarathon auf und nahm 2021 an den Olympischen Spielen in Tokio teil. „Ich finde an Amanal so beeindruckend, dass er sich aus so bescheidenen Verhältnissen hoch gearbeitet hat und inzwischen in der Weltklasse mitläuft“, erläutert Lewandowski.„Mich fasziniert am Laufen vor allem der Erfolg und das Überschreiten von Leistungsgrenzen.“
Gustav Lewandowski
Notfalls wird ein Rennen auch ohne Schuh beendet
Der 15-Jährige, der seit 2022 dem Bundeskader NK2 angehört, verfügt wie sein großes Vorbild über einen unbändigen Siegeswillen. Den demonstrierte er unter anderem im vergangenen Jahr, als er sich bei den deutschen Crossmeisterschaften im niedersächsischen Löningen im Rahmenprogramm der Altersklasse M15 durchsetzte. Und das, obwohl er in der letzten Runde seinen Laufschuh verlor.Von seinem eisernen Willen profitierte der junge Läufer mit dem großen Kämpferherz auch während der abgelaufenen Hallensaison, als er sich am 12. Februar beim Sparkassen-Indoor-Meeting in Dortmund über 800 Meter nach einer souveränen Vorstellung auf erstklassige 1:54,66 Minuten verbesserte. Zuvor trumpfte der Schützling von Brackwedes Coach Thorsten Krüger bei den westfälischen Hallenmeisterschaften am 21. Januar in Dortmund bei seinem forschen Auftritt mit 1:56,98 Minuten auf. Mit dieser Zeit war er in der Klasse U18 als Mitglied des Jung-Jahrgangs schneller als alle Läufer in der Alterskategorie U20 und im indirekten Vergleich auch als alle Männer.
Gustav Lewandowski gewann den westfälischen Hallen-Titel über 800 Meter in ausgezeichneten 1:56,98 Minuten und war dabei im indirekten Vergleich sogar noch schneller als die Männer [Foto: P. Middel]
Seit zweieinhalb Jahren gehört Gustav Lewandowski, dessen Landeskadertrainer Dr. Milan Dransmann ist, dem goldgas Talent-Team an. Auffallend waren in den vergangenen Jahren seine gewaltigen Steigerungen auf der 800-Meter-Distanz. So verbesserte sich der DM-Dritte über 800 Meter auf seiner Spezialdistanz von 2:08,12 Minuten im Jahr 2021 auf 2:00,22 Minuten im Jahr 2022 und auf erstklassige 1:54,66 Minuten im Februar dieses Jahres. Diese Steigerungen sind umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass Lewandowski im Vergleich zu einigen seiner gleichaltrigen Konkurrenten weder an einem Olympiastützpunkt trainiert noch eine der NRW-Sportschulen besucht.
Schnellster seines Geburtsjahrgangs in Europa
Gustav Lewandowski fokussiert sich in diesem Jahr ganz auf die deutschen Jugendmeisterschaften (U20/U18) vom 21. bis 23. Juli in Rostock, wo er bei der Medaillen-Vergabe ein ernsthaftes Wort mitsprechen möchte. Sein mittelfristiges Ziel ist die Teilnahme an den U18-Europameisterschaften 2024 in Banska Bystrica (Slowakei). Nach heutigem Stand ist er laut „European Athletics“, dem europäischen Leichtathletik-Verband, mit seiner persönlichen Hallenbestleistung von 1:54,66 Minuten Schnellster seines Geburtsjahrgang 2007 in Europa. Gute Aussichten also für den Brackweder, doch bis Banska Bystrica ist es für ihn noch ein weiter Weg.Trotz seiner für sein Alter außergewöhnlichen Bestzeiten hat der 1,85 Meter große Läufer seine Möglichkeiten im Training, das sehr abwechslungsreich aufgebaut ist, noch längst nicht ausgereizt, denn er kommt lediglich auf vier Einheiten in der Woche. Ergänzt wird sein Programm durch Stabilisationsübungen, Aqua-Jogging und Training auf dem Fahrrad-Ergometer. In den Osterferien weilte der hoffnungsvolle Mittelstreckler mit dem SV Brackwede auf der Nordsee-Insel Texel, um sich dort den Feinschliff für die Bahnsaison zu holen.
Gustav Lewandowski bereitete sich auf der Nordsee-Insel Texel auf die Bahnsaison vor; rechts mit seinen Brackweder Teamkollegen [Fotos: privat]
„Entdeckt“ wurde der spätere mehrfache westfälische Jugendmeister über 800 Meter und der NRW-Meister über 3.000 Meter (2022) bei einem Läufercup in Bielefeld, bei dem mehrere Veranstaltungen gewertet wurden. Sein jetziger Trainer und gleichzeitig sein Nachbar, Thorsten Krüger, hatte ihm empfohlen, bei diesem Cup, der vornehmlich der Talentfindung diente, einmal mit zu rennen. Gustav Lewandowski, der zuvor lediglich Tennis gespielt hatte, nahm die Einladung dankend an und zeigte sich anschließend hellauf begeistert.
Schule und Sport kann Gustav Lewandowski aktuell gut miteinander kombinieren. Der Neuntklässler des Brackweder Gymnasiums, der nur einmal in der Woche Nachmittagsunterricht hat, hat inzwischen in seinem jungen Leben seinen Weg gefunden – auch im Sport: „Mich fasziniert am Laufen vor allem der Erfolg und das Überschreiten von Leistungsgrenzen. Dies ist mir ja bereits mehrfach gelungen. Wenn sich mir die Möglichkeit bieten sollte, möchte ich gerne Profi-Läufer werden“, betont der ehrgeizige Mittelstreckler.
Neben Gustav laufen in der Familie Lewandowski noch Vater Paul und Mutter Edita – allerdings nur hobbymäßig. In Richtung Leistungssport schielt dagegen der achtjährige Anton Lewandowski. Er eifert jetzt schon seinem älteren Bruder nach. Ein Vorbild kann nämlich auch ein Familien-Mitglied sein.
Auf ihrem Weg ins Leistungssportleben fördert der FLVW die vielversprechenden Nachwuchstalente. Eine Förderung, die vor allem dank der Kooperation des Verbandes mit seinem Partner goldgas möglich ist. Die Unterstützung ermöglicht es der westfälischen Leichtathletik, jährlich das „goldgas Talent-Camp“ durchzuführen. Über mehrere Tage werden Nachwuchsathletinnen und -athleten getestet, Leistungsdiagnosen erstellt und für die weitere Förderung ausgewählt. Diese besteht aus den Lehrgängen des „goldgas Talent-Teams“. Hier werden die jungen Sportler*innen an den Leistungssport herangeführt. Neue Vorschläge von den Kadertrainer*innen, Einheiten zum Leistungssportleben sind wie moderne Trainingsbedingungen die Vorzüge der Kooperation.
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