Quelle: Julius Nieweler/DFB
Den Fußball im Ehrenamt auf der Führungsebene vielfältiger zu machen – das ist das Ziel des Leadership Programms fußball+ des DFB. Rund ein Jahr lang haben 22 Mentees mit Einwanderungsgeschichte in der ersten, zweiten oder dritten Generation zusammen mit ihnen zugewiesenen Mentor*innen verschiedene Module belegt, um das Fundament für ein mögliches Amt in einem DFB-Landesverband zu legen.
Am vergangenen Freitag wurden die Abschlusszertifikate feierlich verliehen, doch ein Ende soll das nicht sein: "Es ist vielmehr ein Anfang", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf auf der Veranstaltung. Denn Menschen mit Migrationshintergrund in Gremien sind noch immer unterrepräsentiert. Das wollen die Mentees in Zukunft durch ihr Engagement ändern.Fast bei jeder Ausschusssitzung des Badischen Fußballverbandes war Mentee Ethem Ebrem aus Heidelberg im vergangenen Jahr dabei. "Ethem war ein absoluter Gewinn für uns, weil er uns wichtigen Input von außen gegeben hat", erklärt sein Mentor Jörg Barthelmes, stellvertretender Verbandsjugendleiter. Am liebsten wäre es seinem Mentor sogar, wenn der 38-Jährige die Kreisebene überspringt und direkt mit einem Engagement beim badischen Fußballverband einsteigt. "Wir sind aktuell noch in Gesprächen, aber wir möchten ihn natürlich bei uns behalten." Zeitgleich will Ethem selbst aber auch die strukturellen Veränderungen, die er bei seinem Heimatverein DJK/FC Ziegelhausen-Peterstal als Jugendleiter angestoßen hat, weiterhin begleiten.
Gelernt, an sich zu glauben
Mentee Nikoleta Gröning möchte sich in Zukunft für die gesellschaftliche Wichtigkeit des Fußballs auf Landesebene einsetzen. Besonders die Stärkung des Amateurfußballs ist ihr dabei enorm wichtig. Schon während des Leadership-Programms wurde die 45-Jährige Mitglied des Beirats der Sozialstiftung des Hessischen Fußballverbandes. Daran will sie in Zukunft weiter anknüpfen. Zusammen mit ihrer Mentorin, Schiedsrichterin Julia Boike, will sie sich auch für die Schiedsrichterförderung im Amateurfußball einsetzen. "Junge Schiedsrichter*innen hören viel zu früh auf, obwohl sie dringend gebraucht werden", sagt Gröning.Nejla Akan mit DFB-Vizepräsidentin Celia Sasic [Foto: Julius Nieweler (DFB)]
"Durch das Projekt habe ich nicht nur die Strukturen im Württembergischen Fußballverband kennengelernt, sondern meine Fähigkeiten zu führen und zu kommunizieren durch die angebotenen Module verbessert", erklärt Francis Pola, der seit mehr als 20 Jahren als Jugendtrainer tätig ist. Aktuell ist er sportlicher Leiter des württembergischen Kreisligisten SV Pattonville. Durch das Programm habe Pola, der 1999 aus Kamerun nach Deutschland eingewandert ist, gelernt, an seine Aufstiegschancen im Ehrenamt zu glauben. Er möchte sein Engagement ausweiten und sich eventuell auch im Ausland engagieren. Wie genau, das stehe noch nicht fest.
Gemeinsam das Netzwerk stärken
Als Vorsitzende des Fußballvereins SV Mesopotamia in Essen hat Mentee Nejla Akan bereits eine Führungsposition im Amateurfußball. Das Leadership-Programm war trotzdem sehr wertvoll für sie: "Ich gehe definitiv mit einer Persönlichkeitsstärkung aus dem Projekt und habe viele neue Strategien gelernt, wie man eine Führungsposition bekleidet." In Zukunft will sich die 32-jährige Gymnasiallehrerin, die bis zu ihrem zehnten Lebensjahr in einem Asylheim lebte, auch auf Landesebene engagieren. Aktuell befinde sie sich in Gesprächen mit dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) über eine mögliche Zusammenarbeit.In einer Sache sind sich auch die anderen Mentees einig: Sie möchten den Fußball in den Gremien nachhaltig vielfältiger machen. Den Kontakt zueinander und zu ihren Mentor*innen nicht verlieren, sich künftig gemeinsam dafür einsetzen, dass der Fußball im Ehrenamt genauso vielfältig ist wie die Spieler*innen auf dem Platz.
Fußball+ wird unterstützt durch das Bundesprogramm "Zusammenhalt durch Teilhabe" und wurde gemeinsam mit der Führungs-Akademie des DOSB umgesetzt. Die Module waren aufgeteilt in "Führung im Ehrenamt", "Kommunikation" und "Veränderungsmanagement". Ergänzt wurden die Module durch den intensiven Austausch von Mentees und Mentor*innen.
[Selin Yildiz]