Quelle: Uli Hörnemann
Im sechsten und letzten Versuch gelang Luka Herden von der LG Brillux Münster der Sprung aufs Podest: Vizemeister mit 7,79 Meter
Insgesamt zwölf Medaillen brachten die westfälischen Athlet*innen von den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften am Wochenende in Braunschweig mit nach Hause: siebenmal Silber und fünfmal Bronze. Mit vier silbernen und zwei bronzenen Plaketten war der TV Wattenscheid 01 der erfolgreichste Verein aus westfälischer Sicht dicht gefolgt von der LG Brillux Münster (zweimal Silber und einmal Bronze). Silber gab es auch für den LC Paderborn durch die 3 x 1.000 Meter-Staffel der männlichen U20. Der für die LG Olympia Dortmund startende Manuel Sanders holte eine der beiden Bronzemedaillen für die Dortmunder über 400 Meter.
Auf den ersten 200 Metern stürmte Titelverteidiger zunächst Manuel Sanders vorneweg. Doch der deutsche Jahresschnellste und EM-Finalist Jean Paul Bredau ließ sich davon nicht verunsichern. Der Potsdamer bewies in der zweiten Hälfte des Rennens das bessere Stehvermögen und zog auf der Zielgeraden klar davon. In 45,67 Sekunden unterbot er als Einziger die 46-Sekunden-Marke und sicherte sich nach dem Hallen- auch den Freiluft-Titel.Zweiter wurde der Osnabrücker Fabian Dammermann (46,34 Sek.), der Manuel Sanders noch abfangen konnte. Der Dortmunder gewann in 46,43 Sekunden diesmal Bronze. Im Halbfinale hatten die Langsprinter enorm von den günstigeren Bedingungen profitiert: Im Sonnenschein war am Samstag der letzte Finalplatz für 46,32 Sekunden vergeben worden.
Titelverteidiger Manuel Sanders (l.) sicherte sich in 46,43 Sekunden Bronze über 400 Meter [Foto: U. Hörnemann]
Sanders Vereinskollege Constantin Rutsch holte die zweite Bronzemedaille für die LGO. Im Stabhochsprung, der unter den widrigen Witterungsbedingungen zu leiden hatte, reichten am Ende übersprungene fünf Meter für den dritten Platz. Silbermedaillengewinner Hendrik Müller (TSV Bayer 04 Leverkusen) schwang sich noch über 5,20 Meter. Höher hinaus ging es nur für einen: Bo Kanda Lita Baehre (ART Düsseldorf). Im vorigen Jahr hatte er bei strahlendem Sonnenschein am Rheinufer von Düsseldorf triumphiert. Diesmal zeigte er, dass er auch bei schlechtem Wetter und vor mittlerweile leeren Rängen Lust aufs Springen hat. Der 25-Jährige überquerte 5,30 Meter, 5,50 Meter und im dritten Anlauf auch 5,70 Meter. Anschließend probierte er sich noch zweimal an 5,85 Metern.
Medaillen-Mission erfüllt
„Eine Medaille war der Plan. Den habe ich erfolgreich durchgezogen“, strahlte Nils Voigt am ersten Tag der deutschen Meisterschaften in Braunschweig, „ich bin zufrieden.“ Mission erfüllt! Nach dem unbefriedigenden Abschneiden bei der EM im Stadio Olimpico von Rom, wo der 27-jährige Wattenscheider über 10.000 Meter der Spitze weit hinterhergerannt war, freute er sich umso mehr über „Silbermetall“ auf der halb so langen Distanz.Wie im Vorjahr in Kassel bestimmte ein Ausreißer lange Zeit das Geschehen. Nils Voigt scheute das Risiko, zu früh zu viele Körner zu verschießen, und hielt sich zurück. „Das Rennen lief völlig anders, als wir vorher abgesprochen hatten“, erzählte Voigt hinterher, „erst sollte Jonny Dahlke Tempo machen, dann wäre ich normalerweise an der Reihe gewesen. Als ich sah, dass Max Thorwirth das Bein nachzog und kurz darauf ausgestiegen ist, bin ich auch nicht mehr nach vorn gegangen.“
Auf den letzten beiden Runden explodierte der Rennverlauf. Hinter Florian Bremm, dem alten und neuen Deutschen Meister in 13:38,43 Minuten, schoss Nils Voigt als Zweitplatzierter in 13:41,21 Minuten durch die Lichtschranke. Aaron Bienenfeld wurde knapp geschlagen Dritter in 13:41,89 Minuten. „Ich hatte den besseren Spurt“, sagte Voigt und strahlte, „doch ich musste ganz schön kämpfen.“ Sichtlich geschafft nach seinem Silber-Coup, huschte ihm ein leises Lächeln über die Lippen.
Nils Voigt musste "ganz schön kämpfen", wurde aber am Ende Zweiter [Foto: Iris Hensel]
Luka Herden springt im letzten Versuch aufs Podest
Schon drei Wochen zuvor bei der EM im Stadio Olimpico von Rom hatte Luka Herden seine Klasse eindrucksvoll unter Beweis gestellt – mit 8,08 Meter im Vorkampf und 8,01 Meter im Finale sowie Rang acht im Endklassement. In Braunschweig war es der sechste und letzte Durchgang, in dem der Weitenjäger von der LG Brillux Münster mit seinem Satz auf 7,79 Meter die Silbermedaille hinter Simon Batz (MTG Mannheim / 8,04 Meter) sicherte.Nur schwer war er in den Wettkampf gestartet. „Ich bin ohne besondere Erwartungen angereist“, berichtete Luka Herden, „deshalb bin ich mit dem zweiten Platz extrem zufrieden.“ Sein erster Versuch war gründlich schiefgelaufen: 5,95 Meter – nicht der Rede wert. Sein zweiter war ungültig, sodass der Druck immer größer wurde. Um sich noch für das Finale der besten Acht zu qualifizieren, war ein weiter Satz nötig.
Der Münsteraner bewies einmal mehr seine Nervenstärke, traf den Balken mit seiner ganzen Routine und erzielte mit einer Art Sicherheitssprung 7,54 Meter. „Diesmal war alles etwas schwierig und zäh“, gab Herden ehrlich zu, „ich hatte einige Probleme, vor allem mit dem Wind. Dadurch fehlte mir die Sicherheit im Anlauf und auch am Brett.“ Dennoch hat’s gereicht für eine weitere DM-Medaille, wie bereits 2023 in Kassel, wo er ebenfalls Zweiter geworden war hinter seinem Dauerrivalen Simon Batz, den er in Rom geschlagen hatte. Damals trennten beide lediglich sechs Zentimeter.
4 x 100-Meter-Staffel und Christina Honsel holen zeitgleich Silber
Fast zeitgleich gewannen die Wattenscheiderin Christina Honsel in Hochsprung und die 4 x 100-Meter-Staffel der TVW-Frauen die Silbermedaille. Christina Honsel zeigte sich nach ihrem zweiten Platz mit übersprungenen 1,85 Metern aber enttäuscht: „Natürlich wollte ich Gold holen. Und ich wollte auch 1,90 springen. Bei 1,88 hatte ich auch gute Versuche, ich glaube, ich habe hinten zu wenig Dampf gemacht, bin dann nicht kompakt geblieben.“ Christina Honsel war aus dem Krafttraining für die Olympischen Spiele nach Braunschweig gereist – das wollte sie als Entschuldigung nicht gelten lassen: „Vielleicht hat es sich irgendwie bemerkbar gemacht“, sagte sie nach dem Wettkampf, „aber dass ich schwere Beine hatte oder so, das war nicht der Fall.“ Luisa Deeken, die zweite Wattenscheiderin im Hochsprung-Finale, wurde mit 1,74 Zehnte.Silber für das Wattenscheider Staffel-Quartett rund um Tatjana Pinto [Foto: Verein]
Freud und Leid gab es auch bei den Frauen der 4 x 100-Meter-Staffel, in der Besetzung Johanna Bechthold, Monika Zapalska, Jolina Ernst und Tatjana Pinto. In den vergangenen Jahren war eine Medaille oft haarscharf verpasst worden. „Ich bin den Mädels sehr dankbar, dass wir das bei meinem letzten Rennen geschafft haben, dass ich mit einer Medaille aufhöre“, sagte Startläuferin Johanna Bechthold nach dem Rennen. Bei 44,48 Sekunden war die Uhr stehengeblieben, nachdem Tatjana Pinto auf den letzten Metern noch einmal ordentlich Gas gegeben hatte. Zuvor war der Wechsel auf Jolina Ernst fast in die Hose gegangen. „Wir haben Gold verloren“, sagten danach alle unisono. „Das hat gar nicht gut geklappt. Ich musste echt abbremsen“, sagte Jolina Ernst, „dadurch haben wir bestimmt eine halbe Sekunde verloren.“ „Das kostet halt, wir waren gut angelaufen“, sagte die erfahrene Tatjana Pinto, „aber das ist halt auch Staffel. Trotzdem ist es schade, wenn man so nah dran ist.“
Silber für Probst und Bronze für Meisl über 1.500-Meter
Marius Probst unterlag in einem äußerst engen und vom Publikum bejubelten Schlussspurt knapp dem Sieger Robert Farken. Am Ende war es der zweite Platz für den Titelverteidiger, in einem schnellen Rennen bei widrigen Bedingungen, einer regennassen Bahn und feuchter Witterung. Probsts Wattenscheider Vereinskollege Maximilian Feist hatte über 1.000 Meter das Tempo hochgehalten, um dann das Rennen zu verlassen. Für Marius Probst standen nach 1.500 Metern 3:37,96 Minuten auf der Uhr.„Ich bin meinem Teamkollegen Maximilian Feist unendlich dankbar, der dadurch sein eigenes Rennen kaputtgemacht hat. Mir war von Seiten der Physiotherapie abgeraten worden, heute zu starten, ich hatte ein paar ziemlich harte Blessuren von gestern aus dem Halbfinale, aber das Adrenalin überspielt das alles. Ich bin doch froh, den Zuschauern ein spannendes Rennen geliefert zu haben. Silber ist auch eine tolle Medaille, aber ich bin hier hergekommen, um Gold zu gewinnen. Jetzt überwiegt heute mal die Enttäuschung. Aber ich habe auch Silber gewonnen und ein super-tolles Jahr. Ich werde jetzt hinfiebern und schauen, ob es mit Olympia gereicht hat. Wir werden es am Mittwoch sehen“, sagte ein sichtlich erschöpfter Marius Probst nach dem Rennen. Florian Zittel, der dritte Wattenscheider im 1.500-Meter-Endlauf, wurde in 3:46,83 Minuten Achter.
Mannschafts-Kollegin Verena Meisl sicherte sich über die gleiche Distanz mit einem fulminanten Schlussspurt Bronze. Auf den letzten hundert Metern überlief sie direkte Konkurrentin um die Bronzemedaille – und kam mit einer Zeit von 4:14,56 ins Ziel.
Das erfolgreiche Staffel-Quartett der LG Brillux Münster (v. l.): Gabriel Wusu, Jakob Bruns, Leonard Horstmann (Dritter über 200 Meter), und Jan-Eric Frehe [Foto: U. Hörnemann]
Staffel-Silber und Einzel-Bronze für Münsters Youngster Leonard Horstmann
Ebenfalls Bronze gab es für Leonard Horstmann (LG Brillux Münster) über 200 Meter. In 21,33 Sekunden stürmte der 19-Jährige hinter dem neuen Deutschen Meister Eddie Reddemann (TSV Bayer Leverkusen / 21,30 Sek.) und Thorben Finke (SV Sigiltra Sögel / 21,32 Sek.) durchs Ziel. Nervös war er kein bisschen vor seinem Auftritt gegen hochkarätige Konkurrenz. „Selten bin ich mit so wenig Druck und so viel Vorfreude und Energie in ein Rennen gegangen, obwohl dieses zu einem der wichtigsten in meiner bisherigen Karriere zählen wird“, hatte Leonard Horstmann im Vorfeld auf der Homepage seines Vereins kundgetan.Mit der 4 x 100-Meter-Staffel der LG Brillux Münster holte der Youngster noch Silber: Nach 40,16 Sekunden war das Quartett aus der Unistadt Münster im Ziel. Jan Eric Frehe, Leonard Horstmann, Jakob Bruns und Gabriel Wusu gewannen die Silbermedaille bei den deutschen Meisterschaften hinter dem Hamburger SV, der Lucas Ansah-Peprah, den Fünften über 100 Meter, und Owen Ansah, den ersten Deutschen, der mit 9,99 Sekunden unter der Zehner-Schallmauer geblieben war, aufgeboten hatte. Die Hanseaten eroberten Gold in 39,65 Sekunden. Bronze holte die Stadtwerke München in 40,37 Sekunden.
Die Vierer-Bande von der LG Brillux Münster, die von Lars Goldbeck und Jan Vogt trainiert wird, war auf die Minute topfit am dritten und letzten Tag der Titelkämpfe. Auch wenn die blaue Kunststoffbahn im Eintracht-Stadion durch den Dauerregen klitschnass und ein wenig rutschig war, ging die Staffel volles Risiko. Mit gelungenen Wechseln legten die vier Münsteraner den Grundstein für das Edelmetall. Als Schlussmann Gabriel Wusu, den bereits einige Monate lang eine schmerzhafte Achillessehnen- und Schleimbeutelentzündung plagt, mit raumgreifenden Schritten im dritten Zeitfinale die Ziellinie überquerte, brach wenig später lautstarker Jubel aus über den zweiten Rang.
Jasinski trotz widrigen Witterungsbedingungen
Auch Diskuswerfer Daniel Jasinski (TV Wattenscheid) holte sich die Bronzemedaille. Der Olympia-Dritte von Rio 2016 hatte mit wirklich widrigen Bedingungen zu kämpfen: Regen, Wind und einem nassen Ring. Aber diese Bedingungen galten natürlich für alle. Daniel Jasinski zeigte einen ausgeglichenen Wettkampf, der beste Versuch landete bei 62,17 Metern.Den sprichwörtlich undankbaren vierten Platz gab es für Julia Ritter im Kugelstoßen – und das gleich im doppelten Sinne. Die Wattenscheiderin kam auf eine Weite von 18,11 Meter, zu wenig für eine Medaille und auch zu wenig für die so sehr ersehnte Olympia-Qualifikation. Die Norm liegt bei 18,80 Meter. Die schaffte ihre direkte Konkurrentin, Katharina Maisch, gleich im ersten Versuch, ein Schock für Julia Ritter. Damit dürfte sie für Paris leider aus dem Rennen sein.
In Braunschweig waren auch einige U20-Staffel-Wettbewerbe Teil der Veranstaltung. Die 3 x 1.000-Meter-Staffel der männlichen Nachwuchsathleten endete mit einem Podestplatz für den LC Paderborn. Jonathan Gebauer, Robert Rutz und Luis Butterwegge holten (7:28,82) die Silbermedaille und waren dabei nur drei Hunderstel langsamer als die Sieger von der LG Stadtwerke München.
Weitere Informationen:
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