Quelle: P. Middel
Sascha van Staa erreicht als sicherer Sieger das Ziel in Soest.
Das alte Jahr laufend zu verabschieden – dieser Tradition sind 5.400 Läuferinnen und Läufer beim 41. Silvesterlauf Werl/Soest gefolgt. In den vergangenen beiden Jahren konnte die Veranstaltung, die die größte dieser Art in Deutschland ist, nur in der virtuellen Form stattfinden.
Das Rennen der Frauen war bis zum Schluss spannend. Erst auf den letzten Metern setzte sich Kiara Nahen (LC Paderborn) in 52:57 Minuten überraschend vor Fabienne Königstein (MTG Mannheim / 53:24 Min.) und der belgischen Crossmeisterin Hanna Vandenbussche (53:55 Min.) durch. „Ich freue mich nach einer für mich erfolgreichen Saison riesig über diesen tollen Jahresabschluss. Ich bin während des Rennens einfach mitgelaufen und habe zum Schluss meine Chance ergriffen. Mir kam dabei entgegen, dass die Strecke schön flach war“, erklärte die überglückliche Siegerin im Ziel. Die 20-jährige Paderbornerin gefiel in der abgelaufenen Freiluftsaison vor allem bei den deutschen U23-Meisterschaften in Wattenscheid mit ihrem zweiten Platz über 5.000 Meter in 16:53,23 Minuten.Einen schöneren Saisonabschluss hätte sich auch Fabienne Königstein (MTG Mannheim) nicht wünschen können. Fünf Monate und zwei Wochen nach der Geburt ihrer Tochter Skadi ließ sie auf der 15 Kilometer langen Strecke entlang der alten Bundesstraße 1 als Zweite in 53:24 Minuten wieder ihre frühere Klasse aufblitzen. Unter ihrem Mädchennamen Amrhein hatte die frühere deutsche Marathonmeisterin (2018) den Lauf schon zweimal gewonnen: 2017 in 53:07 Minuten und 2018 in 51:43 Minuten. Fabienne Königstein befindet sich nach ihrem Neuanfang noch im Aufbautraining. Sie ist überrascht, wie schnell sie nach ihrer Schwangerschaft wieder Anschluss gefunden hat. So legte sie am 1. November beim Hockenheimring-Lauf die 10 Kilometer bereits in 35:05 Minuten zurück.
Kiara Nahen (m.) siegte in 52:57 Minuten überraschend vor Fabienne Königstein (MTG Mannheim / r.) und der belgischen Crossmeisterin Hanna Vandenbussche [Foto: P. Middel].
Lob für die Veranstalter
Ihre vielversprechende Vorstellung beim Silvesterlauf ist für sie ein weiterer Beleg, dass schon bald wieder über ihr früheres Leistungspotential verfügen wird. „Im Training absolviere ich im Ausdauerbereich inzwischen 120 Prozent meines früheren Umfangs. Lediglich bei den schnelleren Strecken habe ich noch Defizite“, erklärte die frühere EM-Fünfte im Marathonlauf. Im kommenden Jahr möchte sie auf jeden Fall wieder über die 42,195 km lange Distanz starten. Ihr großes Ziel ist dann die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Bei der Siegerehrung lobte Fabienne Königstein vor allem den Veranstalter: „Der Silvesterlauf Werl/Soest ist von der Stimmung kaum zu überbieten. Solch eine große Begeisterung habe nur bei wenigen Läufen erlebt.“Auch bei den Männern gab es einen Überraschungssieger: Sascha van Staa (LC Rapid Dortmund) verabschiedete sich nach einer 10 Kilometer-Zwischenzeit von 31:00 Minuten von seinen Verfolgern und erreichte das Ziel in Soest in 48:07 Minuten vor Malik Farhat (LG Hamm / 48:13 Min.) und Manuel Kruse (Running Crew Münster / 48:32 Min.). „Mit meinem Erfolg hatte ich heute nicht gerechnet, weil ich zurzeit nicht so gut in Form bin. Aber der Rückenwind und die großartigen Stimmung entlang der Strecke haben mich beflügelt“, erklärte der 30-jährige Studienrat für Mathematik und Latein.
Sascha van Staa von Rückenwind und Stimmung beflügelt
Zuletzt musste der frühere Fußballspieler im Training erheblich kürzertreten, weil er vor kurzem Vater wurde und wegen einer Corona-Erkrankung einen Monat aussetzen musste. Daher kam er im Training zuletzt nur auf 50 bis 60 Kilometer in der Woche.Alexander Hirschhäuser, der Vierter in 49:00 Minuten wurde, wies bereits im Vorfeld darauf hin, dass er sich nicht mehr in der Form des Vorjahres, als er den Marathon-Titel in München in der neuen persönlichen Bestzeit von 2:38:38 Stunden gewann, befinden würde. Schließlich laborierte an einer langwierigen Fußverletzung mit einer anschließenden Infektion, sodass er Penicillin und Antibiotika zu sich nehmen musste. „Das hat mich ganz schön zurückgeworfen. Zwei Tag vor dem Silvesterlauf war mein Start noch nicht hundertprozentig sicher, aber ich bin froh, dass ich mich dazu entschlossen habe“, erklärte der 30-jährige Langstreckler des ASC Breidenbach.
Neben dem Sport spielte beim Silvesterlauf Werl/Soest in diesem Jahr auch der Wohltätigkeits-Gedanke wieder eine wichtige Rolle. Der Erlös der 41. Auflage dieser Traditionsveranstaltung kommt der Stiftung „Gutes erlaufen“ zugute. Das bisher erreichte Spendenvolumen bei allen Silvesterläufen beträgt 1.440.255 Euro.
[Peter Middel]