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Cengiz Kabalakli pfeift ab der kommenden Saison in der 3. Liga.
Für Cengiz Kabalakli geht es aufwärts: Der Schiedsrichter aus dem FLVW-Kreis Gelsenkirchen wird ab der kommenden Saison in der 3. Liga pfeifen. Wir haben mit dem 27-Jährigen über die neue Herausforderung und seine bisherige Karriere als Unparteiischer gesprochen.
Was bedeutet dir der Aufstieg in die 3. Liga?Cengiz Kabalakli: Das bedeutet mir super viel. Wenn man sich an die ersten Spiele zurückerinnert, als man angefangen hat, ging es erstmal darum, in dieser Rolle Fuß zu fassen. Es hat mir von Anfang an viel Spaß gemacht und aus dem Hobby wurde ein professionelles Hobby. Mittlerweile bin ich in einem Bereich angekommen, von dem ich am Anfang nur träumen konnte. Deshalb ist das echt eine tolle Sache, weil sich die harte Arbeit, die dahintersteckt, ausgezahlt hat.
Wie aufgeregt warst du rund um die Bekanntgabe?
Kabalakli: Wenn es um einen möglichen Aufstieg geht, ist man immer angespannt und fiebert in den Tagen vor der Bekanntgabe mit. Diesmal war es auch ein großer Schritt. Ich wurde persönlich angerufen und bekam die Entscheidung vom DFB mitgeteilt, dass ich aufgestiegen bin. Das war natürlich ein sehr schönes Telefonat für mich.
Du wurdest 2019 im Rahmen einer Reportage mit der Kamera begleitet, die sehr interessante Einblicke liefert. Damals standest du kurz vor dem Aufstieg in die Oberliga Westfalen. Wie hast du dich seitdem als Schiedsrichter weiterentwickelt?"Ich habe den Anspruch, die bestmögliche Leistung zu liefern. Mit der Liga steigt auch die Größe der Kulisse, aber das ist ein Grund, warum wir alle diesem Sport so verbunden sind."
Cengiz Kabalakli
Kabalakli: Ich würde sagen, dass ich von meiner Persönlichkeit her noch mehr gereift bin. Im gesamten Umgang mit den Spielern und Offiziellen, aber auch vom Drumherum. Die Aufgaben wurden anspruchsvoller von Liga zu Liga. Ich habe auch immer versucht, in allen Bereichen an mir zu arbeiten. Dazu gehört z. B. die Positionierung im laufenden Spiel, aber auch die Disziplinarkontrolle ist ein wichtiger Baustein. Man ist ja nie fertig und ich habe immer probiert, mich Schritt für Schritt weiterzuentwickeln.
Du warst in den vergangenen beiden Spielzeiten schon Assistent in der 3. Liga. Ab der kommenden Saison bist du dort als Schiedsrichter im Einsatz. Wie unterscheidet sich das deiner Meinung nach?
Kabalakli: Man ist jetzt in der Hauptverantwortung. Darauf freue ich mich, weil ich gerne selber pfeife. Das jetzt in der 3. Liga machen zu dürfen, ist ein absolutes Privileg. Natürlich wird der Fokus mehr auf einen selbst gelegt. Damit habe ich kein Problem, weil ich den Anspruch habe, die bestmögliche Leistung zu liefern. Mit der Liga steigt auch die Größe der Kulisse, aber das ist ein Grund, warum wir alle diesem Sport so verbunden sind. Von daher ist das eine coole Sache.

Einer von vier westfälischen Unparteiischen in der 3. Liga: Cengiz Kabalakli [Foto: Felix Hoffmann (WAZ)]
Zukünftig sind mit Felix Weller, Leo Exuzidis, Yannick Rupert und dir vier westfälische Schiedsrichter in der 3. Liga im Einsatz. Diese Anzahl gab es vorher noch nicht. Was sagt das über die Ausbildung im Verband?
Kabalakli: Das spricht natürlich auch für Westfalen. Es freut mich, dass wir in dieser Breite aufgestellt sind. Das ist eine schöne Sache und wir kennen uns alle sehr gut. Leo ist aus dem Nachbarkreis Herne, mit ihm stand ich vergangenes Jahr u. a. im Krombacher Westfalenpokal-Finale gemeinsam auf dem Feld. Bei Yannick war ich in der vergangenen Saison Assistent in der 3. Liga, auch mit Felix hatte ich in den abgelaufenen Spielzeiten das ein oder andere Spiel. Wir kennen uns von Lehrgängen, sind auch im Verband teilweise die Schritte gemeinsam gegangen und die Wege haben sich immer wieder gekreuzt.
Was waren deine bisherigen Highlights als Schiedsrichter?
Kabalakli: Als Assistent in Dresden vor 30.000 Zuschauern war auf jeden Fall eine große Nummer. Letzte Saison durfte ich u. a. wieder zu 1860 München, dort ist auch immer eine besondere Kulisse. Als Schiedsrichter durfte ich in der Regionalliga beim MSV Duisburg pfeifen. Auch das Halbfinale im Verbandspokal zwischen dem SV Rödinghausen und den Sportfreunden Lotte war noch mal ein tolles Spiel für unser Team, das aus Niklas Simpson, Lars Sielemann und mir bestand.
Welche Partie ist dir sonst noch besonders in Erinnerung geblieben?"Für die Zukunft möchte ich mir kein Limit setzen, sondern einfach schauen, was mit dem größtmöglichen Einsatz von meiner Seite möglich ist."
Cengiz Kabalakli
Kabalakli: An meine erste Partie kann ich mich noch sehr gut erinnern. Das war damals ein D-Jugend-Spiel auf Asche und ich war 15 Jahre alt. Es ist auch wichtig, wenn man sich hin und wieder daran zurückerinnert. Das ist auch ein Motto von mir: Man darf nicht vergessen, wo man herkommt. Ansonsten gab es auch viele Spiel im Verbandsbereich, die in Erinnerung bleiben, zum Beispiel SpVgg Vreden gegen Westfalia Herne (10.10.2021, Anm. d. Red.). Das war ein absoluter Abstiegskrimi in der Oberliga. Da war alles drin mit hohen Anforderungen im Bereich der persönlichen Strafen, es gab zwei Feldverweise, viele einzelne Entscheidungen im Strafraum, und eine spektakuläre Torfolge von 0:2 auf 3:2. Es war also alles dabei, aber wir waren danach kein Thema. Das ist dann natürlich etwas Positives.
Welche Ziele hast du noch als Schiedsrichter?
Kabalakli: Erstmal bin ich wirklich total stolz auf den Weg bisher. Das ist nicht selbstverständlich. Ich freue mich, dass sich die harte Arbeit ausgezahlt hat. Jetzt gilt es, diese Möglichkeit mit guten Leistungen zurückzuzahlen. Ich möchte es handhaben wie in der Vergangenheit: In der Spielklasse ankommen und schauen, dass man eine Performance wie in den vorherigen Spielklassen abliefert. Das ist das nächste Ziel und das halte ich für realistisch. Für die Zukunft möchte ich mir kein Limit setzen, sondern einfach schauen, was mit dem größtmöglichen Einsatz von meiner Seite möglich ist. Wir haben sehr viele gute Schiedsrichter in Deutschland. Von daher muss man am Ende schauen, wo die Reise hingeht. Ich versuche auf jeden Fall alles rauszuholen, was in mir steckt.
Vielen Dank für das Gespräch!
Zur Person:
Cengiz Kabalakli kommt aus dem FLVW-Kreis Gelsenkirchen und pfeift für ETuS Gelsenkirchen. Der 27-jährige Junior-Architekt ist seit 2012 als Unparteiischer aktiv. In der Regionalliga West hat der Referee bereits 26 Einsätze absolviert, in der Oberliga Westfalen kommt er auf 43 Einsätze. Als Assistent in der 3. Liga war Kabalakli 28 Mal tätig.