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Der ukrainische Jugendliche Mykyta Rozhko (m.) feiert mit der B-Jugend des SC Rot-Weiß Nienborg die Meisterschaft und den Aufstieg in die Kreisliga A.
Als die B-Jugend des SC Rot-Weiß Nienborg (FLVW-Kreis Ahaus/Coesfeld) am letzten Spieltag (20. Mai 2022) dem Schlusspfiff des Saisonfinals entgegenfieberte, waren zwischen den zahlreichen Anfeuerungsrufen auch immer wieder Worte in ukrainischer Sprache zu hören. Sie stammen von Mykhaylo Rozhko, dessen lautstarke Unterstützung in den vergangenen Wochen ein steter Begleiter der Mannschaft war. Schließlich spielt sein Sohn Mykyta seit kurzer Zeit in der Jugendabteilung der Rot-Weißen. Dass er an diesem sonnigen Sonntagmorgen nur wenige Momente davon entfernt war, Meister einer deutschen Fußball-Jugendliga zu werden, davon konnte Mykyta nur drei Monate zuvor noch nichts ahnen.
Noch im Februar wohnte er mit seiner Familie, zu der neben Vater Mykhaylo auch seine Mutter Alla und die beiden kleinen Brüder Mark (4 Jahre) und Sava (2 Jahre) gehören, in der Stadt Ternopil im Westen der Ukraine.Schon kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine am 24. Februar war auch Ternopil das Ziel vereinzelter Luftangriffe, sodass jeden Tag die Sirenen aufheulten und vor Raketenbeschuss warnten. Schnell war Mykytas Familie klar, dass sie in Ihrer Heimat nicht mehr sicher sind, weshalb sie sich zur Flucht entschieden.
Rund 20-jähriger Kontakt zwischen Nienborg und Ternopil
Zu diesem Zeitpunkt kam der Nienborger Berthold Sundermann ins Spiel, der Alla Rozhko bereits seit 20 Jahren kennt. Im Jahr 2002 trafen sie sich im Rahmen eines vierwöchigen Kurses an der Katholischen Landvolkshochschule in Freckenhorst, für den jedes Jahr Studenten aus Osteuropa ins Münsterland kommen. Ein Jahr später erwiderte eine Gruppe um Berthold Sundermann den Besuch und reiste von Freckenhorst aus in die Ukraine, wo Alla ihnen Ihre Heimat vorstellte. Danach wurde der Kontakt über die sozialen Medien sporadisch aufrechterhalten.So kam es, dass Familie Rozhko seit dem 3. März auf dem Hof von Berthold Sundermann in der Bauerschaft Callenbeck lebt, der sie ohne zu zögern bei sich aufnahm. Der Start in Nienborg verlief den Umständen entsprechend gut. Alles, was benötigt wurde, konnte Sundermann innerhalb der Familie und im Bekanntenkreis schnell organisieren. Bereits eine Woche nach ihrer Ankunft war Mykyta das erste Mal beim Training der B-Jugend und wurde vom Trainer- und Betreuerteam und seinen Mitspielern herzlich empfangen.
Schnelle Integration in die Mannschaft
Mit seiner freundlichen und aufgeschlossenen Art fand er schnell Anschluss zu seinen neuen Teamkollegen und konnte zudem auch als torgefährlicher Mittelfeldspieler und Stürmer glänzen. Auch Mykhaylo und Alla Rozhko fanden in kurzer Zeit Arbeit. Alla ist in Teilzeit an der Kreuzschule in Heek angestellt und gibt dort Deutschunterricht für ukrainische Flüchtlingskinder, während Mykhaylo trotz Sprachbarriere in Vollzeit bei Unternehmer Ludger Gausling beschäftigt ist. Die Kinder Mark und Sava besuchen den neuen Kindergarten Zum Tannenkamp.Ein Großteil der Verwandtschaft ist ebenfalls aus der Ukraine geflohen. Lediglich Mykhaylos Vater und Allas Mutter sind noch dort. Es geht Ihnen den Umständen entsprechend gut, auch wenn viele Dinge, wie Medikamente, Benzin und manche Lebensmittel nur schwierig zu bekommen sind.
Der Krieg in der Ukraine war jedoch für einen Moment ganz weit weg, als im Nienborger Eichenstadion der erlösende Pfiff ertönte und Mykyta inmitten seiner Mannschaft die Meisterschaft in der Kreisliga B1 und den Aufstieg feierte. Eintracht Ahaus wurde in einem dramatischen Spiel mit 2:1 geschlagen, was die Krönung einer ereignisreichen Saison bedeutete.
Am vergangenen Pfingstwochenende nahm Mykyta zusammen mit der Jugendabteilung von Rot-Weiß Nienborg an der Ferienfreizeit im Sauerland teil. Dort spielt sein Team auch beim Jugendturnier der SpVg Möhnesee mit. Unabhängig vom Ergebnis schon jetzt für alle Beteiligten eine Erfolgsgeschichte…