Quelle: FLVW
Vanessa Kaminski und Christian Fischer freuen sich über mehr Nachwuchs für das Schiedsrichterwesen
Die DFB-Lehrgänge für Schiedsrichter*innen im SportCentrum Kaiserau haben in dieser Woche ihren Abschluss gefunden. Bis Donnerstag waren die Schiedsrichter-Assistent*innen und Video-Assistent*innen auf dem Gelände des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW). Wir haben mit den westfälischen Unparteiischen Christian Fischer (Video-Assistant-Referee, langjähriger Schiedsrichter-Assistent in der Bundesliga und 2. Bundesliga-Schiri) und Vanessa Kaminski (geb. Arlt / FIFA-Schiedsrichter-Assistentin / Schiedsrichterin in der Frauen-Bundesliga) über die wichtigsten Inhalte vor Ort, erfreuliche Nachwuchszahlen und ihre persönliche Motivation für den Sport gesprochen.
Worum geht es beim aktuellen Lehrgang für Assistent*innen?Christian Fischer: Es ist ja eine Mischung aus Schiedsrichter-Assistenten-Lehrgang und dazu auch Lehrgang für die Video-Assistenten. Eine Mischung aus Themen, die also speziell auf Assistenten zugeschnitten sind und ineinander greifen bei Entscheidungen, die auf dem Platz getroffen und dann in Köln, im sogenannten Videokeller, überprüft werden. Da sind dann die Video-Schiedsrichter und deren Assistenten gefordert. Um das Ganze möglichst reibungslos zu organisieren, sprechen wir Abläufe und Checklisten ab und schauen uns dabei auch immer wieder verschiedene Szenen an. Ein kleiner Regeltest ist auch noch dabei.
Wie wichtig ist es, dass man auch in der Gruppe der Schiedsrichter*innen immer mal wieder persönlich in größeren Runden zusammenkommt?
Vanessa Kaminski: Neben diesen ganzen theoretischen Inhalten und neben sportlichen Einheiten ist es mit Sicherheit von ganz großer Bedeutung, dass wir hier in den persönlichen Austausch kommen, dass wir wirklich untereinander auch nochmal persönlich über Szenen sprechen können. Wir müssen uns auch immer wieder updaten, was wichtig war in der vergangenen Saison und was vor allem in der kommenden Spielzeit wichtig sein wird.
Sieht die Vorbereitung auf ein Spiel eigentlich anders aus, wenn man im „Keller“ sitzt und nicht auf dem Platz steht?
Fischer: Also man beschäftigt sich sicherlich in beiden Fällen mit beiden Mannschaften im Vorfeld. Aber die spezielle fachliche Vorbereitung im Assistenten-Bereich ist sicherlich eine ganz andere, als wenn wir in Köln ein Spiel vorbereiten. Also wir sprechen zum Beispiel technische Dinge mit dem Video-Operator ab, der uns dann die Bilder liefert. Wir sprechen aber auch das Wording ab – also wie sprechen wir miteinander, wenn bestimmte Situationen da sind. Das ist bei einem Assistenten anders. Der bereitet sich zum Beispiel auf Laufwege der Spieler vor. Das sind schon sehr speziell unterschiedliche Dinge.
"Wir uns freuen über jeden weiteren, der dazukommt"
Zurzeit läuft das von Deutschen Fußball-Bund (DFB) ausgegebene „Jahr der Schirs“. Merken Sie, dass auf dem Thema allgemein zurzeit ein größerer Fokus liegt?Fischer: Also ich kann aus meiner persönlichen Sicht sagen, als jemand, der im Schulbereich tätig ist, dass man schon öfter drauf angesprochen wird, auch von Schülerinnen und Schülern, die sich dafür interessieren und auch mal nachfragen, wie man zu einem Schiedsrichterschein kommt. Was muss ich da genau tun und wie wird man da begleitet? Und genau das sind ja seit Jahr und Tag die wichtigsten Dinge, dass junge Menschen bei dem Schritt in das Schiedsrichterwesen begleitet werden – und dann hoffentlich auch lange Schiedsrichterin oder Schiedsrichter bleiben.
Neben Christian Fischer (FLVW-Kreis Iserlohn) und Vanessa Kaminski (FLVW-Kreis Münster) absolvierten auch die beiden westfälischen Schiris Philipp Hüwe (FLVW-Kreis Ahaus-Coesfeld) und Thorben Siewer (FLVW-Kreis Olpe) den DFB-Lehrgang in Kaiserau [Foto: FLVW].
Der DFB hat gerade erst Zahlen veröffentlicht, die zeigen, dass es nach dem ersten Halbjahr bereits 35 Prozent mehr Neulinge im Schiedsrichterwesen gibt als zum gleichen Zeitpunkt des vergangenen Jahres. Freut einen das auch als aktive Schiedsrichterin, wenn wieder mehr Nachwuchs kommt?
Kaminski: Ja, absolut! Das ist ein Hobby, was wir – so glaube ich – alle mit Leib und Seele machen und bei dem wir uns freuen über jeden weiteren, der dazukommt, und eben auch das für diesen Sport empfindet. Das ist ein Weg, den wir einschlagen mussten. Und die ersten Zahlen, die sich da niederschlagen, die sind genau richtig.
Was würden Sie sagen, ist das Schöne am Schiedsrichterwesen? Was sollte junge Menschen motivieren, in diesen Bereich einzusteigen.
Fischer: Ich bin seit meinem 17. Lebensjahr Schiedsrichter. Was ich in dieser Zeit erleben durfte, hätte mir kein anderes Hobby schenken können – mit Auslandsreisen oder auch mit Teams, mit denen ich gemeinsam in der Bundesliga oder wo auch immer unterwegs war. Und zudem die Gemeinschaft, die Kameradschaft in einem Schiedsrichter-Team. Als Team in einem Stadion als erstes den Rasen zu betreten, das kann man sich nicht kaufen. Das kann man nur erleben, wenn man Schiedsrichter ist. Und wir sind einfach ein Team, das dieselben Trikots trägt und genauso zum Spiel gehört. Das bereitet mir immer noch Freude, auch nach so vielen Jahren.
Kaminski: Ich glaube, je jünger man mit diesem Hobby anfängt, desto mehr kann es auch Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung nehmen. Und das sind wirklich nur positive Faktoren. Durchsetzungsvermögen, man arbeitet an der Kommunikation. Und die ganzen Freundschaften, die dabei entstehen, die sind, wie Christian sagte, unbezahlbar.