Quelle: LG Brillux Münster
Stefan Vinbrüx im Kreise der Fortbildungsteilnehmer*innen.
Dass Krafttraining für Sprinterinnen und Sprinter wichtig ist, darüber besteht Konsens. Indes ist der Respekt vieler Trainerinnen und Trainer groß, bereits im U18- und U16-Bereich dosiertes Krafttraining in den Aufbau von Nachwuchs-Sprinterinnen und -sprintern einzuflechten. Hier setzte eine Fortbildung der LG Brillux Münster an, die am 4. März ein breites Teilnehmer*innenspektrum versammelte – junge Trainertalente aus den Reihen der LG waren dabei, aber auch überregionale Größen.
Fortbildungen sind in der Leichtathletik für Trainerinnen und Trainer ein wichtiges Instrument, um das eigene Kompetenzspektrum zu erweitern, mit dem Fortschritt der Trainingswissenschaft Schritt zu halten und Nachweise für die turnusmäßigen Lizenzverlängerungen zu sammeln. Regionaler Fortbildungsschauplatz ist zumeist das SportCentrum Kaiserau, Sitz des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW), aber auch die LG Brillux bedient regelmäßig Bedarfe für den FLVW-Kreis Münster. Ruhten die Aktivitäten während der Corona-Jahre, nimmt der Fortbildungs-Betrieb jetzt wieder Fahrt auf: Die von Ronja Siekmann initiierte und organisierte Veranstaltung „Krafttraining und Performance im Sprint“ bot zehn Trainerinnen und Trainern intensiven Input in Theorie und Praxis. Als Referent fungiert Stefan Vinbrüx, der als Stützpunkttrainer am Bundesstützpunkt Wattenscheid ein Schwergewicht der westfälischen Leichtathletik-Szene ist, zugleich als ehemaliger Trainer der LG Brillux ein guter Bekannter in Münster.
Know-how nimmt Trainer*innen die Angst vor dem Einsatz von Krafttraining beim Nachwuchs
Eröffnet wurde die halbtägige Fortbildung in der Leichtathletikhalle am Horstmarer Landweg von Vinbrüx mit einer umfangreichen theoretischen Einführung in das Krafttraining ab der Klasse U16. Der besondere Fokus lag dabei auf dem Langhanteltraining. „Ziel war es, den Trainerinnen und Trainern die Angst vor dem – selbstverständlich dosierten – Einsatz von Krafttraining bei jungen Athletinnen und Athleten zu nehmen. Häufig fehlt schlicht das entsprechende Know-how, sodass man sich nicht über Stabilisationstraining hinauswagt“, erläutert Ronja Siekmann, die als Stützpunkttrainerin Sprint und Nachwuchs-Sportwartin der LG Brillux selbst Expertin für das Sprinttraining im Nachwuchs ist.Konkret ging es in Teil eins der Fortbildung insbesondere um die Fragestellungen, welche Muskelfasern beim sprint- und sprungspezifischen Krafttraining in welcher Form beansprucht werden, welche Intensitäten speziell bei jungen Athlet*innen zu wählen sind und wie diese darauf ansprechen. Physiologische Anpassung ist hier das Zauberwort für die erwünschte Reaktion des Körpers, in der praktischen Performance zu beobachten durch verbesserte Werte in der Maximal-, Schnell- und/oder Explosivkraft – und damit all jenen Kraftkomponenten, die im Sprint-/Sprung-Bereich gefragt sind. Das vertiefte Theoriewissen setzten die Trainerinnen und Trainer unmittelbar mit praktischen Übungen um. Auch das Triphasic Training, das den State of the Art der Trainingsmethodik vieler Athletinnen und Athleten der Elite darstellt, und die Blockperiodisierung nach Issurin standen auf der Agenda.
Physiologische Anpassung in den unteren Klassen als Investition für spätere Top-Performance
Die Quintessenz des Kraft-Blocks: Wer bereits in den Jugendklassen die sprint-/sprung-spezifischen Kraftgrundlagen legt, wird auch im weiteren Karriereverlauf profitieren und in der Regel bessere physiologische Voraussetzungen für Top-Performance in den Aktiven-Klassen erzielen. Man könnte auch von einer klugen Investition in die Zukunft sprechen.Teil zwei der Fortbildung widmete Referent Stefan Vinbrüx den Transferleistungen im Sprintbereich. Dass es beim Sprinttraining auf die richtige Verbindung von biomechanischem Wissen, aussagekräftigen Analyse- und Diagnostikmethoden und der praktischen Umsetzung ankommt, leuchtet ein. In Münster bekamen die Trainerinnen und Trainer jetzt Expertenwissen und Instrumente an die Hand, wie die Verzahnung entlang der zentralen Parameter von Schrittlänge und Schrittfrequenz gelingt – in der Praxis sieht man die Früchte in einer Optimierung von Beschleunigungsphase und Maximalgeschwindigkeit.
Transferleistung entlang von Schrittlänge und Schrittfrequenz
Ronja Siekmann ordnete das Fortbildungsangebot auch in die wachsende Herausforderung der Vereine ein, Trainerinnen und Trainer zu rekrutieren bzw. bei der Stange zu halten: „Wir müssen am Ball bleiben, den engagierten Kräften vor Ort etwas zu bieten – sei es, dass wir junge Leute für einen C-Trainer-Schein begeistern oder den Sachverstand der Etablierten weiterentwickeln. Deshalb werden wir Fortbildungsangebote dieser Art jetzt wieder regelmäßig anbieten.“ In der Tat wurden mit der Fortbildung sowohl Nachwuchs-Trainer*innen aus den LG-Grundvereinen angesprochen als auch etablierte Größen, wie etwa Anton Siemer, der als hauptverantwortlicher Trainer der LG Osnabrück etwa den 4x400 Meter-Finalisten der EM von München, Fabian Dammermann, betreut.Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhielten zum Abschluss der Fortbildung eine Bescheinigung des FLVW. Fünf Lerneinheiten können sich Trainerinnen und Trainer für die turnusmäßig anstehenden Verlängerungen ihrer Lizenzen anrechnen lassen. Bereits Ende März geht es mit der nächsten Fortbildung weiter: DLV-Vizepräsident Jugend Dominic Ulrich geht in der von Claudia Schönfeld organisierten Veranstaltung der Frage nach, wie der Übergang von der Kinder-Leichtathletik ins Jugendtraining gelingt.
[Frederik Töpel / LG Brillux Münster]