Quelle: Peter Middel
Senioren-Europarekord: Klemens Wittig (r.) mit seinem Weggefährten Henning Klingbeil beim Zieleinlauf in Gütersloh
Klemens Wittig hat bereits zahlreiche Erfolge errungen. Nun wurde dem 85-jährigen Langstreckler des LC Rapid Dortmund eine besondere Ehre zuteil. Bei der Wahl zum „Senioren-Leichtathleten des Jahres 2022“ setzte er sich vor Weit- und Dreispringer Lothar Fischer (M85, TG Waldsee) und Sprint-Oldie Alexander Kosenkow (M45, TV Wattenscheid 01) durch.
Etwa 25.000 Stimmen gingen bei der Wahl zum "Leichtathleten des Jahres" für die Auswahl der Top Drei ein. Im Anschluss votete eine Experten-Jury für die Siegerinnen und Sieger in sechs verschiedenen Kategorien. Bereits 2013 wählte die Leichtathletik-Community den Dortmunder zum „Senioren-Leichtathleten des Jahres“.„Bei meiner jüngsten Wahl hatte ich nicht damit gerechnet, weil einige Athleten, die im vergangenen Jahr bei den Senioren-Welt- und Europameisterschaften Titel gewonnen hatten, hinter mir lagen. Als mir das Ergebnis der Wahl mitgeteilt wurde, war ich überwältigt. Gleichzeitig war ich erfüllt von einer großen Dankbarkeit, weil ich schon so viele großartige Momente im Sport erleben durfte“, erklärte der überglückliche Dortmunder.
Europarekord im Halbmarathon und Weltrekord über zehn Kilometer
Was im Endeffekt für seine Wahl ausschlaggebend war, weiß er nicht genau. Er hat jedoch seine Vermutungen. So legte der unverwüstliche Lauf-Oldie beim August-Blumensaat-Lauf am 19. November 2022 in Essen die Zehn-Kilometer-Distanz in der für sein Alter großartigen Zeit von 50:33 Minuten zurück und verbesserte damit in der Altersklasse M85 die bisherige Weltbestmarke des Italieners Luciano Aquarone um 2:20 Sekunden. Zuvor stellte der frühere Ingenieur beim Halbmarathon am 6. November 2022 in Gütersloh nach einem gleichmäßigen Rennen mit 1:55:40 Stunden eine neue europäische Bestmarke auf der 21,1 Kilometer langen Distanz in der Altersklasse M85 auf. Die bisherige Bestleistung betrug 1:58:31 Stunden.International kam der Dortmunder, der in seiner bisherigen Laufbahn 30 Senioren-Welt- und 30 Senioren-Europameisterschaften sammelte, im vergangenen Jahr jedoch nicht zu Titelehren, weil er am 11. August sein 85. Lebensjahr vollendete und von dem Zeitpunkt erst in der Klasse M85 gewertet wurde.
Hallen-Weltmeisterschaften in Polen im Blick
Eine Kiefer-OP, eine hartnäckige Erkältung und ein Fersensporn haben Klemens Wittig in letzter Zeit zu schaffen gemacht, sodass er im Training bis Mitte Januar nur auf einen wöchentlichen Umfang auf 30 Kilometer kam. Inzwischen sind es bereits wieder 50 Kilometer, denn sein erstes großes Ziel im neuen Jahr bilden die Hallen-Weltmeisterschaften vom 26. März bis 1. April im polnischen Torun. Bei diesen Titelkämpfen hat er für alle sechs Laufdisziplinen gemeldet. Ob er alle Startgelegenheiten wahrnehmen wird, weiß er noch nicht. Entscheidend wird sein Gesundheitszustand in Torun sein. Zudem möchte er bei der WM noch einige Körner für aussichtsreiche deutsche M85-Crosslauf-Mannschaft behalten.Ein weiteres Ziel in diesem Jahr bildet für Klemens Wittig der Hamburg-Marathon am 23. April. Dort möchte er den aktuellen Europarekord in seiner Altersklasse, der bei 4:20:11 Stunden steht, unterbieten. Im Spätsommer stehen dann für die deutschen Senioren-Meisterschaften (12./13. August in Mönchengladbach) und die Masters-Europameisterschaften in Pescara (Italien; 21. September bis 1. Oktober) an. Dort möchte er seine bereits umfangreiche Trophäensammlung erweitern.
"Essen und Trimmen müssen stimmen".
Klemens Wittig
Dass der Dortmunder im Alter von 85 Jahren noch so fit ist, hat er seinen Genen und dem Sport zu verdanken, denn seine Devise lautet: „Essen und Trimmen müssen stimmen.“ Daher achtet er immer auf eine gesunde Ernährung. Unterstützt wird er dabei von seiner verständnisvollen Ehefrau Gerda. So isst der laufgegeisterte Rentner, der bei einer Körpergröße von 1,75 Meter lediglich 63 Kilogramm auf die Waage bringt, sehr viel Gemüse und Obst, beim Frühstück immer ein Müsli und im Laufe des Tages einen Joghurt. Auch Fleisch steht bei ihm auf dem Speiseplan, aber nicht in Übermaßen. Zucker meidet er vollständig. Abends gönnt er sich meist eine Flasche Bier - allerdings nur eine.
Wittig, der sich neben dem Sport in der Katholischen Gemeinde St, Antonius in Dortmund Brechten in verschiedenen Bereichen engagiert, ist auch so fit, weil er eine unwahrscheinlich positive Lebenseinstellung hat. „Der liebe Gott hat uns einen Verstand und einen freien Willen gegeben. Da kann jeder was daraus machen, das ist ein großes Geschenk.“ Klemens Wittig will aus dieser Gnade weiterhin sein Bestes machen.
[Peter Middel]