Quelle: FLVW
Zum ersten Mal überhaupt wurde Deutschlands Nachwuchs-Schiedsrichter des Jahres prämiert. Die vom DFB und der Dr. Markus und Sabine Merk-Stiftung ins Leben gerufene Auszeichnung ging vergangene Woche an Jonas Fischbach aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein im Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW). Wir haben den 22-jährigen Unparteiischen bei seinem Heimatverein SV Fortuna Freudenberg zum Interview getroffen.
Was bedeutet dir die Auszeichnung zum besten Nachwuchsschiedsrichter Deutschlands?Jonas Fischbach: Es bedeutet mir sehr viel, dass ich die Auszeichnung bekommen habe. Ich habe damit überhaupt nicht gerechnet, weil es diesen Preis vorher nicht gab. Und selbst als ich wusste, dass es ihn gibt, habe ich nicht damit gerechnet, dass ich ihn bekomme. Von daher war es einerseits eine Riesenüberraschung und eine totale Ehre.
Wie findest du es, dass jetzt auch Nachwuchsschiedsrichter*innen mit einem Preis ausgezeichnet werden?
Fischbach: Ich finde es toll, dass die Dr. Markus und Sabine Merk-Stiftung zusammen mit dem DFB beschlossen hat, dass sie auch für Nachwuchsschiedsrichter*innen eine Auszeichnung vergeben wollen. Das zeigt einfach auch eine gewissen Wertschätzung gegenüber jungen Unparteiischen. Wir leiden in Deutschland etwas an Schiedsrichter*innen-Mangel, daher ist es wichtig, neue dazuzugewinnen. Vielleicht motiviert es den einen oder die andere jungen Menschen, dieses Amt zu übernehmen.
Auszeichnung aus den Händen des Bundesliga-Vorbildes
Wie war es, die Auszeichnung aus den Händen von Deniz Aytekin zu bekommen?Fischbach: Deniz Aytekin ist ein super Schiedsrichter und man kann schon sagen, dass er mein Vorbild ist. Zum einen von der Statur her, er ist ebenfalls sehr groß. Dadurch kann ich mich gut an ihm orientieren, was es heißt, Körperspannung auf den Platz zu bringen, aber auch, wie man die Persönlichkeit einsetzten kann. Zum anderen war es sehr schön, ihn zu treffen und von ihm den Preis zu bekommen, das war die Kirsche auf der Torte.
Jonas Fischbach bei der Auszeichnung mit Bundesliga-Schiedsrichter Deniz Aytekin [Foto: Thomas Boecker (DFB)]
Was gefällt dir besonders an der Tätigkeit des Schiedsrichters?
Fischbach: Ich finde es besonders schön, dass wir immer im Team unterwegs sind. Die Schiedsrichter*innen-Gemeinschaft ist generell eine tolle Mannschaft. Es wirkt ja oft so, dass wir Einzelkämpfer sind, aber das ist ganz und gar nicht der Fall. Ich finde es außerdem gut, dass man auf dem Platz seine Persönlichkeit entwickeln kann und sehr viel im Umgang mit Menschen dazulernt.
In welchen Ligen pfeifst du aktuell?
Fischbach: Momentan pfeife ich in der Oberliga Westfalen und in der A-Junioren-Bundesliga.
Was waren dort die prominentesten Namen, die dir dort begegnet sind?"Es freut mich total, dass ich als relativ junger Mensch noch Jüngeren weiterhelfen kann, bei einer Entwicklung, die ich selbst schon durchlebt habe"
Jonas Fischbach
Fischbach: Ich war zum Beispiel schon beim TuS Bövinghausen im Einsatz, wo Spieler wie Kevin Großkreutz, der schon Weltmeister und Deutscher Meister war, über den Platz laufen. Man weiß natürlich, was die jeweiligen Spieler schon alles erreicht haben, aber das muss man dann in dem Moment ausblenden und sie genauso behandeln wie alle anderen Spieler.
Was war bisher dein kuriosestes Spiel als Schiedsrichter?
Fischbach: Das war mein allererstes Spiel in der Bezirksliga. Das war schon außergewöhnlich und hat mich herausgefordert. Da gab es drei Elfmeter und zwei Platzverweise. Es ging schon ordentlich zur Sache – und das bei meinem damals ersten Spiel in der neuen Spielklasse.
Nahziel ist die Regionalliga West
Was sind deine Ziele als Schiedsrichter?Fischbach: Mein Ziel ist es irgendwann in die Regionalliga West aufzusteigen. Das würde ich gerne erreichen. Alles darüber hinaus, würde ich mir dann danach vornehmen. Das ist schon schwer genug.
Du betreust auch junge Schiedsrichter*innen und unterstützt sie bei ihren ersten Schritten. Was bedeutet dir das?
Fischbach: Es freut mich total, dass ich als relativ junger Mensch noch Jüngeren weiterhelfen kann, bei einer Entwicklung, die ich selbst schon durchlebt habe. Zum Beispiel betreue ich im Moment einen Bezirksliga-Schiedsrichter, der versucht, in die Landesliga aufzusteigen. Es macht echt Spaß, ihm jetzt Tipps zu geben, die ich damals auch bekommen habe.
Das sportliche Zuhause von Jonas Fischbach ist die Platzanlage des SV Fortuna Freudenberg [Foto: FLVW]
Wir befinden uns hier auf der Anlage des SV Fortuna Freudenberg im FLVW-Kreis Siegen-Wittgenstein. Wie ist der Kontakt zu deinem Heimatverein?
Fischbach: Ich versuche immer, wenn ich keine Spiele pfeifen muss, sonntags hier vorbeizuschauen und mir die Spiele hier anzusehen. Oder ich komme unter der Woche vorbei, da spielen meistens die Frauen oder zur Jahreshauptversammlung.
Hast du dabei ein besonderes Augenmerk auf die Schiedsrichter-Kolleg*innen?
Fischbach: Natürlich schaue ich dann auch auf die Kolleg*innen, aber da versuche ich in der Bewertung immer fair zu sein.
Vielen Dank für das Gespräch!