Quelle: Andrea Bowinkelmann / LSB NRW
FLVW-Vizepräsidentin Marianne Finke-Holtz sieht die Entwicklungen im Frauen- und Mädchenfußball sehr positiv
Volle Aufmerksamkeit auf Frauenfußball und Frauen im Fußball – das ist Ziel der DFB WOMEN’S WEEK. Unter der Überschrift "Fokus.Frauen." berichten wir über wichtige Maßnahmen und tolle Fußballerinnen. Eine davon ist Marianne Finke-Holtz, im Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) für den Frauenfußball verantwortlich.
Provokant gefragt: Ist es heute überhaupt noch zeitgemäß, eine DFB Women's Week durchzuführen?Marianne Finke-Holtz: Leider ja! Klar sollte es selbstverständlich sein, dass der Frauenfußball die Aufmerksamkeit bekommt, die er verdient. Aber das ist leider noch lange nicht der Fall - es gibt noch Nachholbedarfe - das gilt aber nicht nur für den Fußball. Deshalb die Women’s Week und deshalb auch unser Projekt DFB Assist. Denn es geht nicht darum, ein bisschen Schischi in der Öffentlichkeit zu machen. Es geht um eine langfristige, zielgerichtete Strategie für Frauen und Mädchen im Fußball.
Wie sieht diese Strategie aus?
Finke-Holtz: Vor zweieinhalb Jahren haben wir uns auf den Weg gemacht. Wir haben Daten ausgewertet, klare Ziele formuliert und Projekte und Maßnahmen darauf ausgerichtet, den Frauen- und Mädchenfußball im FLVW facettenreich zu stärken. Wir wollen bis 2025 25 Prozent mehr aktive Spielerinnen erzielen - das erreichen wir unter anderem damit, dass wir uns das Ziel setzen, dass jedes Mädchen oder jede Frau, im Umkreis von 15 bis 20 Kilometern ein Spielangebot hat; somit Zugang zu diesem Sport hat. Das ist nicht überall so - dafür müssen in den Kreisen die bisher "weißen Flecken" erkannt und entsprechende Maßnahmen oder Spielformate generiert werden. Und wir konzentrieren uns nicht nur auf die aktiven Spielerinnen sondern auch auf Frauen im Fußball, sei es als Schiedsrichterinnen oder als Trainerinnen. In beiden Segmenten wollen wir den weiblichen Anteil deutlich erhöhen.
Wie?
Finke-Holtz: Als erstes haben wir uns mit den Fußballkreisen zusammengesetzt und in Regionalkonferenzen geschaut: Was läuft gut, welche Maßnahmen können wir wo - vielleicht auch für mehrere Kreise zusammen - anbieten, wie sind die Bedarfe in der Region, im jeweiligen Kreis? Dabei ist zum Beispiel herausgekommen, dass wir in Höxter einen Schiri-Lehrgang nur für Frauen angeboten haben. Wir haben aber zum Beispiel auch gerade eine B-Lizenz ebenfalls nur für Frauen im Angebot - oder in Herford und Steinfurt Kindertrainer*in-Zertifikate explizit für Spielerinnen. Wir verbessern die Maßnahme Tag des Mädchenfußballs und steigern die Anzahl. Und – wir beraten Vereine, die sich im Frauen- und Mädchenfußball engagieren wollen und stellen Kontakte her, um nur einige Maßnahmen zu nennen. Wichtig ist uns, dass das kein Lippenbekenntnis und keine PR-Aktion ist. Es sind viele, viele tolle und erfahrene Leute involviert, die viel Zeit und Energie in diese Arbeit stecken und das zahlt sich aus.
Aber es geht dabei nicht nur um aktive Fußballerinnen. Es geht auch um Vielfalt in den Gremien.
Finke-Holtz: Genau! Es geht uns um Frauenfußball und Frauen im Fußball. Wir wollen also auch die Sichtbarkeit von Frauen in den Gremien von Vereinen, Kreisen und dem Verband erhöhen. Deshalb haben wir zum Beispiel gerade das 5. Leadership-Programm für Frauen gestartet; das 6. ist für 2025 in Planung -passend zum Start in das Wahljahr im FLVW. Ein Programm, das wirkt. So haben wir die Zahl von Frauen in den Gremien auf Kreis- und Verbandsebene um zehn Prozent gesteigert. Auch unser Netzwerktreffen Frauen, das am 26. September zum dritten Mal stattfindet, spielt da rein. Jetzt tut sich nicht nur im FLVW viel zum Thema, sondern in ganz Westfalen.
Wie wichtig ist das Engagement von Borussia Dortmund oder Schalke in Sachen Frauenfußball?
Finke-Holtz: Sehr wichtig. Neben dem FSV Gütersloh in der zweiten Liga, sind es gerade der BVB und Schalke, die mit ihrer großen Fanbase für viel Sichtbarkeit sorgen. Allein der Instagram-Account der BVB Frauen hat über 100.000 Follower*innen. Aber die Vereinsarbeit ist nicht alles. Ein ganz wichtiger Termin ist auch der 17. Mai. An dem Tag wird die FIFA bekannt geben, ob die Weltmeisterschaft der Frauen 2027 in Deutschland - und hier sind die Spielstätten nur in NRW -, den Niederlanden und Belgien ausgetragen wird. Ich bin da zuversichtlich, da die Bewerbung wirklich hervorragend ist.