
Quelle: Pau Barrena (getty images)
Das Trikot vom Pokalfinale hat bei Annika Kost einen Ehrenplatz bekommen.
Annika Kost ist eine der renommiertesten Schiedsrichterinnen im Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW). Die 33-Jährige Unparteiische aus dem FLVW-Kreis Iserlohn durfte im Mai das DFB-Pokalfinale der Frauen leiten. Wir haben mit der Schwerterin über ihr Karriere-Highlight und über den bevorstehenden Start der Frauen-Bundesliga gesprochen.
In wenigen Tagen startet die Frauen-Bundesliga in die neue Spielzeit. Du wirst die Partie SV Werder Bremen gegen den SC Freiburg leiten. Wie groß ist deine Vorfreude?
Annika Kost: Sehr groß. Auf diese Partie und auf die gesamte Saison. Wir haben sehr attraktive Aufsteiger. Das bedeutet für uns, wir werden mehr Spiele in großen Stadien leiten dürfen. Wir fiebern dem Start entgegen und freuen uns auf alles, was da kommen wird.
Die Vorbereitung auf die anstehende Bundesliga-Saison hast du zusammen mit deinen Schiedsrichter-Kolleginnen hier im SportCentrum Kaiserau absolviert. Was stand auf dem Programm?
Kost: Wir haben in erster Linie unsere Lauf- und Theorieprüfung absolviert, damit wir die offizielle Lizenzierung für die neue Saison erhalten. Das hat alles sehr gut geklappt. Es war das erste Mal, dass der Lehrgang fünf Tage gedauert hat, also einen Tag länger als sonst. Das hatte den Grund, dass wir die Möglichkeit bekommen hatten, mit den Schiedsrichtern der ersten Bundesliga der Männer einen Media-Day zu absolvieren. Das war eine super Gelegenheit, die Jungs kennenzulernen, die man vorher noch nicht persönlich kannte. Insgesamt hat es großen Spaß gemacht.

Annika Kost freut sich auf die kommenden Herausforderungen in Bundesliga und DFB-Pokal [Foto: FLVW].
Im Juni durftest du das Pokalfinale zwischen Bayern München und Werder Bremen vor über 45.000 Zuschauer*innen leiten. Wie hast du die Partie erlebt?
Kost: Das Pokalfinale war definitiv der Höhepunkt meiner bisherigen Karriere und wird mir immer in absolut positiver Erinnerung bleiben. Egal, ob in den Wochen vorher, wo wir als Schiedsrichter-Team vorgestellt wurden oder kurz davor beim Zusammentreffen mit den Kapitäninnen der beiden Teams in Köln. Und natürlich das Finale selbst, das Rausgehen auf den Platz, während des Spiels auf dem Rasen. Das sind Momente, wenn ich an diese zurückdenke, habe ich immer noch ein Grinsen auf dem Gesicht, weil das einfach was total Besonderes war.
Wie warst du mit deiner Leistung beim Finale zufrieden?
Kost: Ich war sehr zufrieden. Für uns als Schiedsrichter-Team war es ein sehr dankbares Spiel. Ich wusste, dass da zwei sehr körperbetonte Mannschaften aufeinandertreffen. Ich habe erstmal geschaut, wie sie meine Linie annehmen, wenn ich eher großzügig pfeife. Das hat gut geklappt und wurde von allen akzeptiert. Wenn man dann durch ein Spalier nach Spielende geht und alle applaudieren, dann geht das runter wie Öl. Auch wenn im Nachgang eine Almuth Schult als Expertin positiv das Schiedsrichter-Team erwähnt, ist das toll.
Von den vielen tollen Erinnerungen abgesehen – hast du auch Andenken von der Partie?
Kost: Das Trikot von der Partie ist ein sehr schönes Souvenir. Ich habe es schön eingerahmt und davor steht der Spielball. Jede Schiedsrichterin hat einen der Spielbälle bekommen. Und dazu noch eine Medaille.
Darüber hinaus durftest du dich auch ins goldene Buch deiner Heimatstadt Schwerte eintragen. Was bedeutet dir das?
Kost: Das bedeutet mir sehr viel. Ich bin in Schwerte geboren, habe dort viele Jahre Fußball gespielt, lebe jetzt wieder dort. Ich bin Schwerterin durch und durch. Ich pfeife für Holzpfosten Schwerte, wodurch der Verein auch ein bisschen Öffentlichkeit erlangt. Der Geschäftsführer meines Vereins, Hendrik Ziser, durfte beim Eintrag ins goldene Buch auch dabei sein, genau wie Lars Lehmann, der Vorsitzende des Kreis-Schiedsrichter-Ausschusses in Iserlohn, der Kreis, für den ich seit 2007 pfeife. Es war ein sehr schöner Vormittag.

In diesem Sommer hat die Europameisterschaft der Frauen in der Schweiz für viele positive Schlagzeilen gesorgt. Unter anderem wurde bei den Zuschauerzahlen ein neuer Rekord ausgestellt. Inwieweit kann der Frauenfußball davon profitieren?
Kost: Ich bin mir sicher, dass der Frauen- und Mädchenfußball dadurch in Zukunft mehr Aufmerksamkeit erfährt. Ich arbeite für einen Sportverein (als hauptamtlicher Vorstand beim TSC Eintracht Dortmund, Anm. d. Red.), da kommen seitdem immer mehr Anfragen, was Neuanmeldungen von Mädchen angeht. Ich hoffe, dass es einen Aufschwung gibt, der sich in den Vereinen widerspiegelt. Auch die Frauen-Bundesliga wird durch die Euro einen Aufschwung bekommen. Ich hoffe auch, dass sich die Zahl der Zuschauerinnen oder Zuschauer in den Stadien und vor den Bildschirmen erhöht.
Ein kleines Manko gab es dennoch: Es waren leider keine deutsche Schiedsrichterinnen bei der EM im Einsatz …
Kost: Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir mit den Top-Schiedsrichterinnen wie beispielsweise Fabienne Michel und Davina Lutz, die in der 3. Liga bei den Männern pfeifen oder Franziska Wildfeuer, die erst kürzlich bei einem internationalen Juniorinnenturnier im Einsatz war, bei zukünftigen Turnieren auch wieder deutsche Schiedsrichterinnen auf der Liste stehen haben.
Abschließend noch die Frage. Am Wochenende steht dein erster Einsatz in der neuen Bundesliga-Saison bevor. Du warst aber in den vergangenen Wochen auch schon fleißig im Einsatz. Welche Partien hast du geleitet?
Kost: Ich war in der Regionalliga West der Männer bei der Partie Borussia Mönchengladbach II gegen Fortuna Köln im Einsatz. Dazu noch in der Oberliga Westfalen beim Spiel TuS Hiltrup gegen FC Eintracht Rheine und im DFB-Pokal der Frauen bei FSV Gütersloh gegen den 1. FC Magdeburg.
Vielen Dank für das Gespräch!
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