Quelle: Naomi Baker (Getty Images)
Wenn es nach der einhelligen Meinung der westfälischen Funktionär*innen geht, wird die Deutsche Nationalmannschaft auch am Sonntag in Wembley jubeln können
Ganz Deutschland ist begeistert vom bisherigen Auftreten der Frauen-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft. Jetzt stehen die DFB-Mädels im Endspiel gegen die Gastgeberinnen aus England. Auch Westfalen ist im EM-Fieber. Nicht zuletzt deshalb, weil einige Spielerinnen aus der Region kommen und im Fußball- und Leichtathletikverband (FLVW) maßgeblich gefördert wurden. Wir haben uns unter den Funktionär*innen des FLVW umgehört, wie sie die EM bisher wahrgenommen haben und was sie dem Team im Finale zutrauen.
Manfred Schnieders (FLVW-Präsident):
"Das deutsche Team hat durch Teamgeist überzeugt. Wir sehen immer eine geschlossene Mannschaftsleistung. Die taktischen Vorgaben funktionieren und werden immer umgesetzt. Die Einstellung auf die jeweiligen Gegnerinnen ist optimal, so dass auch gegen scheinbar übermächtige Gegnerinnen gewonnen werden kann. Die Bilanz ist top, ein Gegentor in vier Spielen sagt eigentlich alles.Die Stimmung in den Stadien ist hervorragend, da macht es Spaß zu spielen. Ich habe die Spiele am Fernseher verfolgt, es hat mich vom ersten Moment an begeistert. Tempo, Taktik – alles auf den Punkt da. Unheimlich spannend bis zur letzten Minute.
Lena Oberdorf, Lina Magull und Alex Popp gefallen mir am besten. Wohl auch deshalb, weil alle Drei aus Westfalen stammen und Lina aus dem ersten Jahrgang unseres Internats stammt. Im Finale gewinnen wir natürlich mit 3:2."
Marianne Finke-Holtz (FLVW-Vizepräsidentin Vereins- und Verbandsentwicklung und Vorsitzende der Kommission Frauenfußball):
"Die spielerische und mentale Leistung unserer Fußballerinnen ist sensationell. Damit konnte 'man' nicht unbedingt rechnen. Das Team ist fokussiert, strahlt eine mannschaftliche Geschlossenheit aus. Diese Frauen sind allesamt Sympathieträgerinnen für den Fußball. Wir können natürlich stolz darauf sein, dass sehr viele Spielerinnen 'westfälische Wurzeln' haben und bei uns im FLVW ausgebildet wurden. Und jetzt ihren Beitrag zum Erfolg leisten.Der Erfolg trägt deutlich zur Sichtbarkeit des Frauenfußballs bei. Die Aufmerksamkeit der Medien und die familienfreundlichen Spieltermine sorgen für eine sehr gute Reichweite, auch bei Menschen, die bisher nicht unbedingt Fans des Frauenfußballs waren. Es wäre schön, wenn wir diesen Schub auch für die Entwicklung des Frauen- und Mädchenfußballs in Deutschland, aber insbesondere in unseren FLVW-Kreisen nutzen können. Und dass viele Vereine erkennen, welchen Mehrwert eine vielfältige Mannschaftsstruktur mit Frauen- und Mädchenfußballmannschaften für den Verein und das Image des Fußballs hat.
Herausragende Spielerinnen waren für mich in den K.O.-Spielen die Torschützin Alex Popp und Lena Oberdorf. Mir gefällt aber auch das ruhige, analytische und emotional geprägte Auftreten der Trainerin, die sich deutlich nur als 'einen Teil des Teams' versteht. Das Finale wird ein enges Spiel, in dem Nuancen entscheidend sein werden. Ich hoffe auf einen Sieg der deutschen Frauen, da der deutlich größere Erwartungsdruck auf dem englischen Team liegt. Wir können nur gewinnen.“
Alexandra Popp aus Gevelsberg - hier beim Gewinn des Länderpokals mit der Westfalenauswahl - ist für die FLVW-Expert*innen bislang die herausragende Spielerin im deutschen Team [Archiv-Foto: R. Zinsel]
Alexandra Spiekermann (Vorsitzende Kommission Mädchenfußball im FLVW):
„Wir sehen bei der EM tolle Spiele auf hohem Niveau. Die kann man sich alle gut angucken. Am meisten begeistern mich natürlich das deutsche Team und da insbesondere die westfälischen Spielerinnen. Westfalen ist sowohl von der Anzahl der Spielerinnen, aber auch von der Qualität sehr gut vertreten. Wenn man sieht, wie Alex Popp aufdreht, ist das beeindruckend. Ich denke, ihr erstes Tor zum frühen Zeitpunkt hat ihr da enorm geholfen. Aber auch eine Lena Oberdorf ist genauso wichtig. Was die vor der Abwehr abräumt, ist schon herausragend.Deren Leistung und die der anderen früheren FLVW-Auswahlspielerinnen wie Lina Magull sind auch ein Stück weit das Verdienst des Verbandes und unserer früheren Auswahltrainerin und jetzigen U19-Nationaltrainerin Kathrin Peter. Da können wir als FLVW stolz darauf sein. Im Finale hoffe ich auf ein 2:1 für Deutschland.“
Wilfried Busch (Geschäftsführer FLVW):
„Die Frauen präsentieren sich im bisherigen Turnierverlauf überragend! Sie sind körperlich absolut fit, taktisch extrem flexibel, willensstark, besitzen Siegermentalität und sind ein Team, in dem jede für die andere rennt.Natürlich stechen die beiden Westfälinnen Alex Popp und Lena Oberdorf absolut heraus. Ich bin aber persönlich ein Fan von Svenja Huth. Giulia Gwinn hat mich überrascht. Und aus FLVW-Sicht können Lina Magull und Sophia Kleinherne nicht unerwähnt bleiben.
Das Finale wird gegen fantastische Engländerinnen und 89.000 fanatische Fans ein ganz dickes Brett. Hoffentlich sind die Mädels bis Sonntag wieder fit und kein Coronafall kommt uns dazwischen. Ich bin mir aber sicher, dass Martina Voss-Tecklenburg und ihr Trainerstab die erste Hälfte des Halbfinales England gegen Schweden genau angeschaut haben und aus der starken Leistung der Schwedinnen die nötigen Schlüsse ziehen wird. Aus dem Grund glaube ich, dass wir in der Verlängerung mit 3:1 gewinnen werden.“
Lena Oberdorf wurde im Mai 2018 von der damiligen Verbandssportlehrerin Kathrin Peter aus der Westfalenauswahl verabschiedet. Die ebenfalls aus Gevelsberg stammende Nationalspielerin wechselte zunächst nach Essen, ehe es sie zum VfL Wolfsburg zog. [Foto: FLVW]
Lea Notthoff (FLVW-Verbandsfußballlehrerin/Leiterin Mädcheninternat):
„Ich bin begeistert von der bisher gezeigten Teamleistung: mit Geschlossenheit, Leidenschaft und Herz hat es das Team ins Finale geschafft! Dennoch: Welche Leistung unsere Westfälin Alex Popp nach Ihrer Verletzungshistorie bei der EM zeigt, ist einfach der Wahnsinn.Ich vermute, im Endspiel wird es nach 90 Minuten Unentschieden stehen, 2:2, nach der Verlängerung dann 3:2 für Deutschland!“
[FLVW.de]