Quelle: privat (Collage: FLVW)
Simon Theis hat schon viele Urkunden mit nach Hause gebracht und will sich in den nächsten Wochen auch verstärkt im Wintersport versuchen.
Simon Theis kam mit verkürzten Armen und fehlenden Daumen zur Welt. Trotzdem strotzt der inzwischen 15-Jährige voller Selbstbewusstsein und konnte in der Leichtathletik bereits einige großartige Erfolge erzielen. Da er aufgrund seines Handicaps nicht alle Möglichkeiten im Sport wahrnehmen kann, versteht er es bestens, die ihm zur Verfügung stehenden Optionen zu 100 Prozent auszunutzen.
Der hoffnungsvolle Para-Sportler des TV Wattenscheid 01 profitiert bei seinen sportlichen Aktivitäten vor allem von seiner enormen Beinkraft. Die Grundlage dafür schuf er bereits in seinen ersten Lebensmonaten, als er aufgrund seiner verkürzten Arme nicht wie andere Babys auf dem Bauch krabbelte, sondern sich auf den Po setzte und sich mit seinen Beinen nach vorne zog.Aufgrund seiner großen Bewegungsfreudigkeit war Simons Weg in einen Sportverein vorgezeichnet. Seine ersten sportlichen Erfahrungen sammelte er beim Schwimmen, das ihm sehr viel Freude bereitete. Anschließend suchte der aufgeweckte Junge noch sein sportliches Glück in zwei anderen Sportvereinen. Doch diese verfügten über keine Para-Sportabteilungen, sodass er dort keine entsprechende Förderung erhielt.
Vielfältige Disziplinen im Repertoire
Da eröffneten sich für Simon beim TV Wattenscheid, der in Nordrhein-Westfalen neben dem TSV Bayer Leverkusen im Behindertensport eine dominierende Rolle spielt, ganz andere Möglichkeiten. Lina Neumair, Talentscout im Behindertensport- und Rehabilitationssportverband NRW (BRSNW), half dem damals Zehnjährigen aus Dortmund, beim TV Wattenscheid eine geeignete Gruppe zu finden. „Nach einem Probetraining ist er gleich in der Gruppe geblieben. Es war schön zu sehen, wie viel Spaß er beim Laufen hatte“, zeigte sich Lina Neumair sofort begeistert.Bei seinem Debüt auf der Leichtathletik-Bühne vor fünf Jahren beeindruckte Simon Theis bei den Meisterschaften des BRSNW in Bottrop mit seinen Titelgewinnen über 75 Meter in 13,32 Sekunden und 800 Meter in 3:36,72 Minuten. Dank seiner kräftigen Beine und seiner großen Willenskraft ist der erfolgreiche Para-Sportler in diesem Jahr bereits bei Leistungen von 14,24 Sekunden über 100 Meter, 4,37 Meter im Weitsprung und 1,32 Meter im Hochsprung angelangt. Dabei ist vor allem sein Hochsprung-Resultat stark zu bewerten, weil er aufgrund seines fehlenden Armeinsatzes „Kopf voraus“ über die Latte springen muss.
Auch im Sprint ist er gehandicapt. So muss er beim Start im Block erst einmal seine Balance finden, da er sich mit den Armen nicht abstützen kann. Zudem fehlt ihm aufgrund seiner verkürzten Arme die entsprechende Schwungmasse für einen langgezogenen Schritt.
Simon ist auch ein hervorragender Schüler
Behindertensport ist Teamarbeit. Förderung erhält der mehrfache Landes- und Deutsche Jugendmeister durch den BRSNW, den zuständigen Landestrainer Fabian Conradt und den TV Wattenscheid, der seinen Para-Sportlern eine ideale Plattform bietet. Seine größten Unterstützer sind jedoch seine Eltern Thorsten und Pia Theis, ohne deren Hilfe Simon sein zeitaufwendiges Hobby nicht ausüben könnte. Der Zehntklässler des Dortmunder Mallinckrodt-Gymnasiums, dessen Lieblingsfächer Mathematik und Französisch sind, absolviert zweimal in der Woche ein Leichtathletik-Training in Bochum-Wattenscheid. Darüber hinaus steht für ihn noch zweimal wöchentlich ein freies Training zur Verbesserung seiner Grundlagen-Ausdauer, Krafttraining und Rollerski auf dem Programm. Diese Einheiten führt er mit seinem Vater in Dortmund durch.
Rollerski hat er mit in sein Training aufgenommen, weil er nach erfolgreichen Lehrgängen in Kirchzarten und Oberhof in den kommenden Wochen und Monaten sein sportliches Glück auch einmal in den Wintersportarten ausloten möchte. Bei seinem Talent und seinem großen Ehrgeiz wird Simon sicherlich auch das erfolgreich gelingen…
[Peter Middel]