Quelle: Peter Middel
Der Paderborner Osterlauf gehört zu den ältesten Straßenläufen Deutschlands.
Der Paderborner Osterlauf hat von seiner Attraktivität auch nach 75 Jahren nichts eingebüßt. Bei der Jubiläumsauflage von Deutschlands ältestem Straßenlauf, der eine gelungene Mischung aus Leistungs- und Breitensport war, sind am Sonntag 10.669 Läufer*innen gestartet. Damit wurde die Teilnehmerzahl aus dem Vorjahr (6.700) deutlich übertroffen.
Über ein weiteres Geburtstagsgeschenk durften sich die eifrigen Organisatoren des SC Grün-Weiß Paderborn freuen. Die amtierende Crosslauf-Vizeweltmeisterin Tsigie Gebreselama (Äthiopien) verbesserte auf der Zehn-Kilometer-Distanz bei ihrem souveränen Erfolg in 30:26 Minuten den bisherigen Streckenrekord der Kenianerin Dorcas Jepchirchir aus Jahre 2017 um 34 Sekunden.Bei den Männern verfehlte Geofry Kipchumba (Kenia) als Gesamtsieger mit 27:50 Minuten die Streckenbestmarke seines Landsmanns Bernard Kimeli (27:18 Min. / 2018) deutlich. Hinter dem zweitplatzierten Brahim Kiprop (Kenia / 27:58 Min.) erfreute Mohamed Abdilaahi (LG Olympia Dortmund) als Vierter in 28:26 Minuten. Lediglich auf der Bahn ist der frühere U23-Europameister, der sich im Finish einen erbitterten Zweikampf mit dem Niederländer Filmon Tesfu (ebenfalls 28:26 Min.) lieferte, mit 28:13,83 Minuten (2022) schon einmal schneller gewesen. Seine Bestzeit auf der Straße betrug 29:56 Minuten (2019).
Mohamed Abdilaahi (LG Olympia Dortmund / l.) erreichte mit dem Niederländer Filmon Tesfu in der neuen persönlichen Bestzeit von 28:26 Minuten zeitgleich das Ziel [Foto: P. Middel]
Im Ziel zeigte sich Mohamed Abdilaahi nach seiner vielversprechenden Vorstellung überglücklich. „Der Lauf war für mich anstrengend, weil ich keine spezielle Vorbereitung dafür hatte. Ich habe den Osterlauf aus dem vollen Training bestritten, denn ich habe vor dem Rennen lediglich eine richtige Tempoeinheit absolviert. Ich bin mega zufrieden, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt auf der Straße, die eigentlich meine Schwachstelle ist, eine Zeit von 28:26 Minuten abliefern konnte. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich wäre gerne vorne mit Geofry Kipchumba mitgerannt, aber der war mir noch ein wenig zu schnell.“
Mohamed Abdilaahi trat in der abgelaufenen Hallensaison nur einmal in Erscheinung, als er beim Internationalen Hallensport in Karlsruhe erstklassige 7:41,88 Minuten über 3.000 Meter erzielte. Anschließend musste er wegen einer Rückenverletzung, die er inzwischen vollkommen auskuriert hat, kürzer treten. Der Dortmunder, der weiter für die LG Olympia startet, hat sich in Belgien der Trainingsgruppe von Tim Moriau, der mehrere Olympia-Teilnehmer angehören, angeschlossen und ist hellauf begeistert. „Ich bin wieder richtig motiviert und bin fest davon überzeugt, dass ich von dem Training mit den anderen Topläufern enorm profitieren werde.“
Nach den Rückschlägen in den vergangenen Jahren richtet der mehrfache deutsche Langstreckenmeister den Blick nur noch nach vorn: „Ich will mich in Zukunft mehr als früher auf die Saison-Höhepunkte fokussieren, damit ich dann mental und physisch fitter bin als im letzten Jahr. Meine großen Ziele sind 2023 die Weltmeisterschaften in Budapest und 2024 die Olympischen Spiele in Paris.“
Hendrik Pfeiffer mit Rückenwind zum Boston-Marathon
Als zweitbester Deutscher gefiel auf der Zehn-Kilometer-Distanz Velten Schneider (VfL Sindelfingen), der sich im vergangenen Jahr über 3.000-Meter-Hindernis um sechs Sekunden auf 8:32,53 Minuten steigerte, als Neunter in 29:01 Minuten. Nur fünf Sekunden hinter ihm erreichte Hendrik Pfeiffer (TK Hannover) als Zehnter in 29:06 Minuten das Ziel. Der Deutsche Marathonmeister 2022 verbesserte damit seine Zehn-Kilometer-Straßenlauf-Bestzeit um sechs Sekunden. „Diese Zeit gibt mir den entsprechenden Rückenwind für meinen Start am kommenden Wochenende in Boston“, befand Hendrik Pfeiffer. Für ihn geht am 17. April bei dem Marathon-Klassiker, der in diesem Jahr zum 127 Mal stattfindet, ein Traum in Erfüllung, denn er gehört zu den drei Europäern, die dort starten dürfen.Platz sieben für Vorjahressiegerin Katharina Steinruck
Bei den Frauen meldete sich Katharina Steinruck (LG Frankfurt) als Siebte in 32:07 Minuten nach einer fast achtmonatigen Zwangspause wieder zurück und bereitete sich damit selbst das schönste Ostergeschenk. „Ich bin unwahrscheinlich happy, dass ich nach meinem katastrophalen Winterhalbjahr, meiner Verletzung und meinen beiden anschließenden Krankheiten wieder solch eine Zeit gelaufen bin. Ich bin noch nicht wieder in meiner Form des Vorjahres, daher hatte ich mir in Paderborn lediglich eine Zeit unter 33 Minuten vorgenommen. Dass ich heute so schnell war, zeigt mir, dass ich im Training in den letzten Wochen alles richtig gemacht habe. Nun weiß ich, wo ich stehe“, freute sich die deutsche Marathonmeisterin von 2017, die eine weitere Standortbestimmung am 30. April bei Halbmarathon in Istanbul plant.Die vier schnellsten deutschen Frauen beim Osterlauf (v. l.): Fabienne Königstein, Katharina Steinruck, Christina Hendel und Laura Hottenrott [Foto: P. Middel]
Um 38 Sekunden verbesserte sich Fabienne Königstein (MTG Mannheim), die als Zehnte in 32:37 Minuten einlief. „Nach meiner Verletzungspause und meiner Schwangerschaft habe ich sehr viel Grundlagentraining absolviert. Das zahlt sich jetzt für mich aus, zumal ich in letzter Zeit verletzungsfrei war. Ich führe meine Steigerung auch auf meine Karbon-Schuhe zurück, mit denen ich sehr gut klarkomme“, erklärte die deutsche Marathonmeisterin von 2018.
Kristina Hendel (LG Braunschweig) hatte bereits beim Citylauf in Korschenbroich ihre augenblicklich vielversprechende Form bewiesen, als sie dort Zweite über fünf Kilometer in 16:00 Minuten wurde. In Paderborn erreichte sie als Zehnte 32:52 Minuten und war damit zufrieden. „Ich hatte in der letzten Woche sehr viel Arbeit zuhause zu erledigen, sodass ich heute etwas müde war. Jetzt lasse ich es nach Paderborn etwas ruhiger angehen und fokussiere mich im Training ganz auf einen Herbst-Marathon“, sagte die 26-jährige Langstrecklerin der LG Braunschweig, die eine Zehn-Kilometer-Bestzeit von 32:35 Minuten hat. In zwei Wochen will sie ihren Mann Sebastian Hendel mit zum Wien-Marathon begleiten.
Halbmarathon im Schatten der Zehn-Kilometer
Einen Silberstreif am Horizont sieht wieder Dr. Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel), die krankheitsbedingt ihr Training in den vergangenen Wochen mehrfach unterbrechen musste. Daher geht für die Zweite des Osterlaufes 2022 die Zeit von 33:24 Minuten in Ordnung. „Es ist keine einfache Zeit für mich, wenn ich momentan nicht mehr ganz vorne mitlaufen kann. Aber da muss ich mich durchbeißen, denn ich möchte mich nicht verstecken. Der Osterlauf stimmt mich positiv, dass es bald wieder mit mir aufwärts geht“, erklärte die deutsche Halbmarathon-Meisterin 2022, die unterdessen ihre Promotion erfolgreich abgeschlossen hat.Der Halbmarathon stand vom Leistungsniveau klar im Schatten des Zehn-Kilometer-Laufes. Bei den Männern dominierte Jens Dellke von den Triathlöwen Bremen in 1:11:34 Stunden. Ann-Christin Opitz vom SC Melle 03, die sonst vornehmlich auf der Zehn-Kilometer-Disatnz unterwegs ist, überraschte bei den Frauen als Siegerin in 1:19:02 Stunden.