
Quelle: Peter Middel
Lothar Pöhlitz hatte als Trainer seinen Traumberuf gefunden.
Als Trainer, Sportwissenschaftler und Buchautor hat Lothar Pöhlitz jahrzehntelang sein umfangreiches Wissen im Laufbereich an andere weitergeben und war damit maßgeblich an der Entwicklung von Trainingsmethoden auf den Strecken von 800 Meter bis hin zum Marathonlauf beteiligt. In der vergangenen Woche feierte der erfolgreiche Coach, der 18 Jahre lang am Olympiastützpunkt NRW/Westfalen in Dortmund erfolgreich tätig war, seinen 90. Geburtstag.
Das Erfreuliche: Für sein fortgeschrittenes Alter ist er geistig und körperlich noch topfit. „Ich glaube, dass ich gute Gene habe. Meine Mutter ist nämlich 95 Jahre alt geworden. Hinzu kommt, dass ich als Trainer immer viel an der frischen Luft war und mit jungen Leuten gearbeitet habe“, vermutet Lothar Pöhlitz.Den ganzen Tag auf der Couch zu liegen, kommt für den agilen Ruheständler nicht in Frage. So nimmt er mit seiner Frau Waltraud, die bei den Europameisterschaften 1962 in Belgrad über 800 Meter in 2:05,00 Minuten die Silbermedaille gewann, eifrig an Fitness-Programmen teil und nutzt jede Gelegenheit, sich zu bewegen.
Selbst noch viel in Bewegung
Dass Lothar Pöhlitz auch im fortgeschrittenen Alter ein glücklicher Mensch ist, hängt zudem damit zusammen, dass er in der Leichtathletik seinen Traumberuf gefunden hat. „Ich wollte immer Trainer werden und habe bereits mit jungen Jahren an der DHfK Leipzig studiert. Mein Schwerpunkt bildete dort die Trainingslehre für den Leistungssport. Das Niveau war dort für die damalige Zeit außergewöhnlich hoch.“Seine erste Stelle als Lauftrainer fand der damals 22-jährige Diplom-Sportlehrer beim SC Chemie Halle. Dort war er in der Zeit von 1959 bis 1971 maßgeblich an der Entwicklung von Lauftrainingsmethoden beteiligt. Danach wechselte er zum Wissenschaftlichen Zentrum des ehemaligen DVfL. Beim früheren Dachverband der DDR-Leichtathletik übernahm eine leitende Position im Bereich der Lauf-Trainingsmethodik. „Dort habe ich nach bestem Wissen und Gewissen eigene Trainingspläne entwickelt, weil ich immer skeptisch war, wenn ich in der Zeitung gelesen habe, was andere trainiert haben“, betont Lothar Pöhlitz.
Der Weg zum Bundestrainer
1979 setzte sich der Sportwissenschaftler beim Europapokal in Turin von der damaligen DDR-Mannschaft ab und wechselte in die Bundesrepublik Deutschland. Dort war er von 1980 bis 1998 Bundestrainer. In dieser Funktion war er unter anderem auch Koordinator des Deutschen Leichtathletik-Verbandes am Olympiastützpunkt Dortmund. Unter seiner Regie entwickelte sich die Westfalenmetropole damals bei den Frauen zu einer Hochburg im Mittel- und Langstreckenbereich. Zu den bekanntesten Läuferinnen zählten Gaby Wolf, Christina Mai und Jutta Karsch, die zahlreiche deutsche Meisterschaften gewannen. Der deutschen Marathonmeisterin 1990, Gaby Wolf, gelang es sogar, sich 1988 für die Olympischen Spiele in Seoul zu qualifizieren.Lothar Pöhlitz vorrangiges Ziel als Bundestrainer war, die Heimtrainer fortzubilden, damit diese ihre Athletinnen und Athleten nach neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen betreuen konnten. Der Geburtstagsjubilar hat daher neben seiner Trainer-Tätigkeit mehrere Bücher geschrieben, die sich intensiv mit dem Thema Lauftraining beschäftigen. Besonders bekannt ist sein Werk "Trainingspraxis Laufen", das er gemeinsam mit seinem früheren Schützling Jörg Valentin verfasst hat. Dieses Buch bietet umfassende Einblicke in die Trainingsmethodik für Mittel- und Langstreckenläufer.
Der inzwischen 90-Jährige verfolgt noch mit großem Interesse die Leichtathletik-Szene. Er schaltet regelmäßig seinen Computer ein, um sich nach Leichtathletik-Ergebnissen zu erkundigen, schreibt noch Fachartikel und diskutiert mit seiner Frau leidenschaftlich über die augenblickliche Situation in der Leichtathletik.
[Peter Middel]