
Quelle: P. Middel
Klemens Wittig will auch in Zukunft noch auf Medaillenjagd gehen (Archivfoto)
Man kann es kaum glauben: Klemens Wittig feiert heute seinen 85. Geburtstag. Trotz seines fortgeschrittenen Alters sprüht der Langstreckler des LC Rapid Dortmund noch voller Energie – und sein sportlicher Ehrgeiz ist ungebrochen.
Am vergangenen Samstag legte er beim Halbmarathon in Nordkirchen die 21,1 km lange Strecke in hervorragenden 1:58:31 Stunden zurück. Mit dieser Zeit hatte er jedoch keinen neuen Europarekord aufgestellt, weil er sein 85. Lebensjahr noch nicht vollendet hatte. International werden nämlich nicht der Jahrgang, sondern das tatsächliche Lebensalter gewertet. Klemens Wittig fehlten somit in Nordkirchen lediglich fünf Tage zur neuen europäischen Bestzeit.Anders sieht es auf der DLV-Ebene aus. Dort werden die Jahrgänge gewertet, sodass Klemens Wittig in Nordkirchen wenigstens ein Erfolgserlebnis feiern konnte. Er eliminierte die 16 Jahre alte deutsche Halbmarathon-Bestmarke in seiner Alterskategorie um anderthalb Minuten.
Nordkirchen-Marathon fünf Tage zu früh für Europarekord
Doch der unermüdliche Lauf-Oldie will in diesem Jahr noch einmal den Europarekord im Halbmarathon ins Visier nehmen – voraussichtlich am 25. September bei den deutschen Halbmarathon-Meisterschaften in Ulm. Ursprünglich wollte er an diesem Tag am Berlin-Marathon teilnehmen, doch seinen Start über die volle klassische Distanz wird er auf den Frankfurt-Marathon am 30. Oktober verlegen. „Dann hätte ich etwas mehr Zeit, um mich vorzubereiten. Zurzeit absolviere ich im Training nur 50 Kilometer in der Woche. Demnächst muss ich auf einen Umfang von 70 bis 80 Kilometer pro Woche kommen“, betont Klemens Wittig.Mit seiner außergewöhnlichen Fitness und bemerkenswerten Ausdauer repräsentiert Klemens Wittig eine neue Generation von Senioren, die körperlich und geistig noch aktiv sind. „Ich bin immer ein agiler Typ gewesen und habe nie mit dem Sport aufgehört. Das ist im Grunde genommen mein Erfolgsrezept. Wer gesund ist, sollte auch im fortgeschrittenen Alter noch Sport treiben. Dann bleibt man lange fit und kann das Leben weiter genießen“, betont der rüstige Laufsportler.
Der mehrfache Senioren-Welt- und Europameister ist sehr diszipliniert und lässt sich daher im Training nicht hängen. Wöchentlich kommt er auf einen Umfang von 50 bis 70 Kilometern. „Ich habe natürlich gute Gene und ein gewisses Talent, aber in erster Linie bin ich ein Fleißläufer. Wer eine schnelle Marathonzeit erzielen möchte, muss Trainingsweltmeister sein. Fitness kann man nicht kaufen, die muss man sich erarbeiten“, erläutert Klemens Wittig."Wer eine schnelle Marathonzeit erzielen möchte, muss Trainingsweltmeister sein".
Klemens Wittig
Wichtig ist für den laufbegeisterten Rentner, der bei einer Körpergröße von 1,75 m lediglich 63 Kilogramm auf die Waage bringt, auch eine gesunde Ernährung. So isst er sehr viel Gemüse und Obst, beim Frühstück immer sein Müsli und im Laufe des Tages einen Jogurt. Auch Fleisch steht bei ihm auf dem Speiseplan, aber nicht in Übermaßen. Zucker meidet er vollständig.
Klemens Wittig, der zwei Töchter und vier Enkelkinder hat, engagiert sich nicht nur im Sport, sondern auch in der Kirche. So ist bzw. war er in der St. Antonius-Gemeinde in Dortmund-Brechten in verschiedenen Gremien aktiv. Zudem übernimmt er noch den Lektorendienst, hilft bei Gemeindefesten und engagiert sich beim Einsammeln und Verpacken von Kleiderspenden für Namibia. Immer, wenn Hilfe benötigt wird, ist Klemens Wittig zur Stelle.

Klemens Wittig am Samstag beim Halbmarathon im Nordkirchen [Foto: Birgit-Kristin Pohlmann].
Für den früheren Werksleiter der Hoesch-Spundwand GmbH bildete sein kirchliches Engagement die Brücke zur Leichtathletik. Jahrelang betreute er in den Sommerferien die Jugendfreizeiten der Brechtener Kirchen-Gemeinde in Lenste an der Ostsee.
Als Klemens Wittig spürte, dass er im Alter von 40 Jahren mit den Jugendlichen sportlich nicht mehr Schritt halten konnte, hörte er auf zu rauchen (bis zu 40 Zigaretten am Tag) und begann zu laufen. Wettkampfmäßig debütierte er über 25 km mit 1:40 Stunden. Bei seinem ersten Marathon war er nach 3:18 Stunden im Ziel. Seine absolute Bestzeit über die klassische Distanz erzielte er 1993, als er bei den deutschen Marathonmeisterschaften in Hannover in der Klasse M55 2:50:16 Stunden den fünften Platz belegte.
Trotz seiner 85 Jahre ist bei Klemens Wittig, der auch ein begeisterter Radsportler ist, jede Faser seines Körpers noch auf Leistung eingestellt. Seine verständnisvolle Ehefrau Gerda unterstützt ihn in allen Belangen. Sein Rezept fürs Älterwerden ist so einfach wie naheliegend: Laufen ist die beste Medizin…
[Peter Middel]