Quelle: Iris Hensel
Mohamed Mohumed blieb deutlich unter seinen Möglichkeiten (Archivfoto)
14 Sportarten, 14 deutsche Meisterschaften: In Berlin werden am Wochenende die Finals 2022 ausgetragen – das Zugpferd dieser Veranstaltung ist die Leichtathletik, bei der es um 36 Titel geht und um die Tickets für die Weltmeisterschaften in Eugene (USA) und die Europameisterschaften in München.
Die westfälischen Athlet*innen glänzten in den vergangenen Wochen mit einigen hervorragenden Leistungen, sodass sie in der Bundeshauptstadt sicherlich für die eine oder andere Überraschung sorgen werden. Die besten Aussichten bei den Männern hat Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund), der sich am 6. Mai in San Capistrano (Kalifornien) über 5.000 Meter auf die Weltklassezeit von 13:03,18 Minuten kam und damit souverän die aktuelle DLV-Bestenliste anführt. Der 23-jährige Dortmunder, der im vergangenen Jahr den Titel in 13:30,78 Minuten gewann, darf auf der zwölfeinhalb-Runden-Distanz die Konkurrenz allerdings nicht unterschätzen. Vor allem Sam Parsons (Eintracht Frankfurt), der Düsseldorfer Maximilian Thorwirth (die beide auch schon die Norm für die Europameisterschaften haben) und der Wattenscheider Nils Voigt werden ihm das Siegen nicht allzu einfach machen.Mohamed Mohumed hat mit der 1.500-Meter-Strecke allerdings in Berlin noch ein weiteres heißes Eisen im Feuer. So ist der Schützling von Pierre Ayadi auch auf dieser Distanz Jahresschnellster mit 3:35,69 Minuten. Aus westfälischer Sicht interessiert auch das Abschneiden von Marius Prost, der ebenfalls ganz vorne mitmischen kann. Zudem fehlt dem angehenden Lehrer noch eine Sekunde an der EM-Norm (3:36,00 Min.), und die Zeit drängt langsam. Ganz weit vorn mitmischen kann über 1.500 Meter sicherlich auch der Wattenscheider Maximilian Sluka.
Stabhochsprung mit DLV-Duo auf Weltklasseniveau am Samstag
Der Stabhochsprung geht am Samstagvormittag als erste DM-Entscheidung der Männer im Olympiastadion über die Bühne. Es könnte das erste Highlight der 122. deutschen Meisterschaften werden. Denn mit dem WM-Vierten Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen) und dem Olympia-Neunten Oleg Zernikel (ASV Landau) springt ein DLV-Duo aktuell auf Weltklasse-Niveau. Mit dabei ist auch der Dortmunder Till Marburger (LG Olympia Dortmund), der vor kurzem 5,10 Meter meisterte.Manuel Sanders möchte seinen Titel verteidigen [Foto: Peter Middel]
Spannend wird es über 400 Meter: Der Dortmunder Manuel Sanders, der in dieser Saison schon 45,99 Sekunden erreichte, möchte seinen Titel verteidigen. Allerdings steht er dabei vor einer ganz schwierigen Aufgabe. Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz), der sich seinen 2020 errungenen Meistertitel im Olympiastadion zurückholen will, und der deutsche Hallenmeister Patrick Schneider (TV Wattenscheid) haben im Berliner Olympiastadion Titelambitionen. Die EM-Norm von 45,70 Sekunden befindet sich für alle drei Viertelmeiler in Reichweite.
Im Diskuswerfen fehlt Titelverteidiger Daniel Jasinski (TV Wattenscheid). Der Olympiadritte von Rio muss aufgrund hartnäckiger Rückenbeschwerden das Leichtathletik-Jahr 2022 abschreiben. „Ich habe zuletzt noch einmal drei Trainingswürfe probiert und bei allen hatte ich Schmerzen. Das macht einen Wettkampf für mich unmöglich“, bedauert der 32-Jährige.
2020 und 2021 wurden keine Staffelrennen im Rahmen der deutschen Meisterschaften ausgetragen. Und so kehren die Teams am Wochenende an die Stätte zurück, an der 2019 zum letzten Mal ein Quartett zum Deutschen 4 x 100-Meter-Meister gekürt wurde. Dass es einen neuen Titelträger geben wird, steht bereits fest – denn Leipzig hat in diesem Jahr keine Staffel gemeldet. Titelhoffnungen kann sich der TV Wattenscheid machen. Die Blauhemden erzielten vor kurzem über 4 x 100-Meter in der Besetzung Philipp Trutenat, Kevin Ugo, Maurice Huke und Mateusz Lewandowski ansprechende 39,85 Sekunden und liegen damit auf Platz eins in der DLV Bestenliste – eine gute Ausgangsposition also für Berlin.
Lilly Kaden muss passen - Tatjana Pinto sucht noch ihre Form
Gina Lückenkemper (SCC Berlin) ist zurzeit mit ihrer Bestzeit von 11,04 Sekunden über 100 Meter die dominierende Sprinterin im DLV. Sie ist in Berlin eindeutig die Favoritin. Tatjana Pinto (TV Wattenscheid), die mehrfache deutsche Meisterin im Sprintbereich, ist in dieser Saison noch nicht sonderlich in Erscheinung getreten, aber diese Zurückhaltung kennt man von ihr aus früheren Jahren. Vor einer Woche startete sie im französischen Marseille mit mäßigen 11,84 Sekunden in die Saison, doch diese Zeit will sie nicht überbewerten. „Es herrschte ein starker Gegenwind und ich bin extrem schlecht aus den Blöcken gekommen. Ich weiß aber, was ich drauf habe“, so Tatjana Pinto. Die Vorjahres-U23-Europameisterin Lilly Kaden (LG Olympia Dortmund), die über 100 Meter und 200 Meter gute Chancen gehabt hätte, zog sich in Regensburg eine Oberschenkel-Verletzung zu. Alle Hoffnungen auf eine rechtzeitige Genesung zerschlugen sich. Nun hat sie die deutschen U23-Titelkämpfe im Blick.Titelverteidigerin Ricarda Lobe (MTG Mannheim) muss verletzungsbedingt auf einen Start im Olympiastadion verzichten, sodass der Ausgang über 100-Meter-Hürden der Frauen offen ist. Diese Chance kann Monika Zapalska (TV Wattenscheid) nutzen, die sich im vergangenen Jahr die DM-Bronzemedaille erkämpfte und sicherlich auch in diesem Jahr bei der Medaillenvergabe ein ernsthaftes Wort mitreden kann. In der Halle fehlte ihr nur eine Tausendstel zum Titel.
Mit der Staffel zum Erfolg: Monika Zapalska ist auch ohne Hürden schnell unterwegs [Foto: Iris Hensel]
In der 4 x 100-Meter-Staffel der ist kein Quartett favorisiert. Das Team mit den stärksten Namen ist jedoch das des TV Wattenscheid 01. Die Westfälinnen haben unter anderem die ehemalige Deutsche Meisterin Tatjana Pinto in ihren Reihen und Hallen-WM-Starterin Monika Zapalska ist auch ohne Hürden schnell unterwegs.