Quelle: Peter Middel
Dr. Ralph Schomaker beschäftigte sich in seinem Online-Vortrag im Vorfeld des Volksbank-Münster-Marathon mit den Ursachen der Arthrose.
Die Arthrose ist die häufigste Erkrankung des Bewegungsapparates. Betroffene haben die Befürchtung, dass sich durch Laufen die Beschwerden noch verschlimmern. Genau das Gegenteil ist der Fall. Angepasste sportliche Aktivitäten können das Fortschreiten einer bestehenden Arthrose verlangsamen. Sie sorgen zudem dafür, dass die Beweglichkeit der Arthrose-Patienten bis ins hohe Alter erhalten bleibt, so die Kernbotschaft des Vortrages von Dr. Ralph Schomaker, Rennarzt des Volksbank-Münster-Marathon, im Vorfeld der 22. Auflage des Laufspektakels.
Typische Anzeichen einer Arthrose sind Schmerzen, die sich in den betroffenen Gelenken nach längerem Sitzen, in der Nacht oder auch nach einer sportlichen Belastung bemerkbar machen. Auch, wenn die Beschwerden nach einigen Momenten wieder verschwinden, sollte man die ersten Warnzeichen ernst nehmen, denn es kann zu weiteren Alltagseinschränkungen kommen. Das Gehen, das Treppensteigen, das Aufstehen und das Hinsetzen – alles fällt den Betroffenen mit der Zeit immer schwerer. Viele Menschen ziehen daraus die Konsequenzen, treffen sich nicht mehr mit ihrer Laufgruppe und schränken auch ihre anderen körperlichen Aktivitäten ein. Dadurch geht die Muskelmasse weiter zurück. Ein Teufelskreis beginnt, der von Belastungsschmerzen und Ängstlichkeit geprägt ist.Arthrose ist nicht nur eine Verschleißerkrankung
Die frühere Vorstellung, dass die Arthrose in erster Linie eine Verschleißerkrankung ist, lässt sich nach Meinung von Dr. Schomaker inzwischen nicht mehr halten. So spielen auch erbliche Faktoren, der Beruf, Gelenkverletzungen, das Alter, das Geschlecht und die ethnische Zugehörigkeit eine Rolle. Der Mediziner vom Zentrum für Sportmedizin in Münster sagte, dass man durch Sport und eine entsprechenden Ernährung das Risiko einer Arthrose minimieren kann. So haben vor allem regelmäßige körperliche Aktivitäten zur Verbesserung der Ausdauer und zur Stärkung der Muskelkraft eine besondere Bedeutung. Zudem sollte man keine entzündungsfördernde Nahrungsmittel zu sich nehmen. Dazu zählen unter anderem raffinierter Zucker, übermäßiger Fleischkonsum und Fertigprodukte.Darüber hinaus sollte man regelmäßig sein Körpergewicht kontrollieren. Allerdings hat Fettleibigkeit nicht unbedingt eine Arthrose zur Folge, denn diese Erkrankung kann an allen Gelenken des menschlichen Körpers auftreten. Studien am Kniegelenk belegen, dass Übergewicht nicht unbedingt dazu führt, dass ein gesunder Knorpel unter einer übermäßigen Gewichtsbelastung geschädigt wird. In der Medizin versteht man die Arthrose in den vergangenen Jahren immer mehr als eine entzündliche Erkrankung. Vor allem Menschen, die sich wenig bewegen und sich ungesund ernähren, zählen zu den Betroffenen. „Arthrose scheint eine Frage des Lebensstils zu sein – mehr als wir uns das bisher vorgestellt haben“, betonte Dr. Schomaker.„Arthrose scheint eine Frage des Lebensstils zu sein – mehr als wir uns das bisher vorgestellt haben“.
Dr. Ralph Schomaker
Ernährung und Bewegung spielen eine große Rolle
Auch mit zunehmendem Alter gehören seiner Meinung nach Muskeltraining und Gelenkstabilität zur Arthrose-Prophylaxe, damit es nicht zur Rückbildung von Kraft und Schnellkraft kommt. Dies würde auch die Sturzgefahr deutlich verringern. Körperliche Passivität verändert zudem mit einer unzureichenden Nahrungszufuhr auch den hormonellen Stoffwechsel, der wiederum Einfluss auf die Entzündungsregulation des Körpers hat.Der Mensch verliert ab dem 40. Lebensjahr pro Dekade am Bein sechs Prozent seiner Skelettmuskelmasse. Den Prozess kann man verlangsamen, indem man auf den ausreichenden Eiweißgehalt seiner Ernährung achtet und regelmäßig Krafttraining absolviert.
Die richtige Sportart ist mitentscheidend
Die Frage, ob Sport die Gelenke schädigt, hängt im Wesentlichen von der Sportart ab. Bei Sportarten wie Fußball, die von Gegnerkontakten und von schnellkräftigen Bewegungen und Drehbelastungen geprägt sind, besteht oft ein Missverhältnis zwischen Belastungen und Belastbarkeit. Das birgt die Gefahr, dass die Gelenkknorpel mit der Zeit geschädigt werden. Anders sieht es im Laufbereich aus. Langjährige Beobachtungen haben gezeigt, dass Läuferinnen und Läufer mit einem wöchentlichen Trainingsumfang bis zu 120 Kilometern tendenziell weniger Hüft- und Kniegelenksarthrosen haben als Nichtläufer*innen. Erfreulich ist zudem, dass bestehende Arthrose-Probleme durch Laufbelastungen nicht weiter zunehmen. Auch Breitensportlerinnen und Breitensportler, die meist nicht mehr als 40 Kilometer in der Woche zurücklegen, gehen mit ihrem Umfang kein Arthrose-Risiko ein.„Daher kann man die eingangs gestellte Frage, ob der Volksbank-Münster-Marathon die Arthrose-Patienten von morgen produziert, mit einem klaren Nein beantworten“, schloss Dr. Ralph Schomaker seinen Vortrag.
[Peter Middel]