Quelle: Uli Hörnemann
Siegerehrung bei der Zehn-Kilometer DM in der Altersklasse U20 (v. l.): Lukas Ehrle (1. in 30:55 Minuten), Constantin Carls (2. in 31:06 Minuten) und der Dortmunder Lars Franken (3. in 31:11 Minuten).
Die Familie Franken hat’s drauf. „Wir sind alle laufbegeistert“, sagt Vater Peter (54), Vorstandsmitglied der LG Olympia Dortmund und selbst eifriger Hobby-Langstreckler mit einer Marathon-Bestzeit von 3:45 Stunden, „meine Frau und unsere Söhne sind allerdings viel, viel besser als ich.“
Petra (49), seine bessere Hälfte, wurde vor einem Monat in Mönchengladbach Deutsche Seniorenmeisterin über 1.500 Meter in 5:19,84 Minuten. Lars (19) holte an diesem Wochenende Einzel-Silber und Mannschaftsgold bei den Deutschen Meisterschaften im Zehn-Kilometer-Straßenlauf in der Altersklasse U20. Seine Zeit in Bad Liebenzell lautete: 31:11 Minuten. So schnell war er noch nie! Nils (17), der Jüngere, rannte 35:21 Minuten und zählte zum Dortmunder Trio, das die Teamwertung in der U20 gewann. Svea (12), das Nesthäkchen bei den Frankens, ist guter Dinge, dass sie eines nicht mehr fernen Tages auch mal so erfolgreich ist wie ihre beiden Brüder.Brütende Hitze bereitete Lars Franken keine Probleme
Meine Güte, war das irre heiß! Bad Liebenzell kochte. Die Temperaturen im Nordschwarzwald waren mühelos auf knapp 30 Grad gestiegen. Die Sonne stand fast senkrecht über der Kurstadt und verwandelte sie in einen Kochtopf, der auf der Elektroplatte dampft. Für die Zuschauer, die unter den Bäumen am Straßenrand ein schattiges Plätzchen suchten, waren die Titelkämpfe einigermaßen erträglich, für die Langstreckler*innen wurde die Sommerhitze zu einer Tortur.Einer, der mit diesen widrigen Bedingungen prima klarkam, war Lars Franken. „Andere hatten damit mehr Probleme“, erklärte er hinterher im Ziel, „mir hat das alles nicht so viel ausgemacht.“ Mit 31:11 Minuten gelang ihm sogar ein neuer Hausrekord, den alten hatte Franken beim „Do-it-Fast-Run“ vor heimischer Kulisse aufgestellt. Im Dortmunder Stadtteil Phoenix war er vierzehn Tage zuvor Erster geworden in 31:35 Minuten.
Der Wochenend-Trip nach Bad Liebenzell hat sich für Lars Franken gelohnt. „Ich hatte auf eine persönliche Bestleistung gehofft“, gab er ehrlich zu, „dass es so gut klappen würde, konnte ich vorher nicht wissen.“ Zwar büßte der ehrgeizige Bursche, der einst beim rührigen Verein DJK Grün-Weiß Werl das Einmaleins des Laufens erlernt hat, auf seinen vier Runden jeweils ein paar Sekunden ein, doch seinen Mitkonkurrenten ist es ähnlich ergangen. Hinter Lukas Ehrle (LG Brandenkopf; 30:55 Minuten) und Constantin Carls (TSV Bayer 04 Leverkusen; 31:06 Minuten) sicherte er sich die Bronzemedaille mit deutlichem Vorsprung auf Jonas Kulgemeyer (OTB Osnabrück; 32:21 Minuten).„Ich hatte auf eine persönliche Bestleistung gehofft. Dass es so gut klappen würde, konnte ich vorher nicht wissen.“
Lars Franken
Christof Neuhaus, Trainer der LG Olympia Dortmund, lobte ihn in den höchsten Tönen: „Lars ist ein typischer Langstreckler, er kann ein hohes Tempo stabil beibehalten“, beschrieb er seinen Schützling, „er ist ein Athlet, der ehrliche Arbeit abliefert.“ Die zehn Kilometer, so Neuhaus, habe Franken mit seinem Ausdauervermögen absolviert, ohne Tempoläufe im Vorfeld dieser Veranstaltung. „Nach der Sommerpause sind wir erst wieder seit drei Wochen im Training.“ Und dafür lief es erstaunlich gut.
Mit der Mannschaft zur Cross-DM
Die nächsten Ziele hat Lars Franken auch schon rot eingekreist in seinem Terminkalender. In Essen, Marathon-Schauplatz am 15. Oktober, will er die halbe Distanz bestreiten, seine Lieblingsstrecke, wie Franken betont. Im September 2022 debütierte er bei der Halbmarathon-DM in Ulm in 1:09:05 Stunden und landete in der U23 auf Platz vier, obwohl er damals gerade mal 18 war und noch zur U20 zählte. „Im Dezember folgt dann die Cross-DM im Saarland“, blickte Franken voraus, „dort haben wir als Mannschaft aussichtsreiche Chancen.“ Wie so oft in der Vergangenheit.Mit seinen Klubkollegen hat er bereits vier Mal Gold abgeräumt: 2021 bei der Zehn-Kilometer-DM (U18) in Uelzen, 2022 bei der Zehn-Kilometer-DM (U20) in Saarbrücken, 2023 bei der Halbmarathon-DM (U20) in Freiburg, wo er auch noch Bronze im Einzel in 1:09:48 Stunden holte – und das gleiche Spielchen wiederholte sich nun in Bad Liebenzell.
Lars Franken, der 63 Kilogramm bei 1,79 Meter Körpergröße auf die Waage bringt, hat aktuell Ferien vom Uni-Betrieb. Zwei Semester lang hat er Geschichte in Bochum studiert. Ob Franken noch das Fach wechseln wird, weiß er nicht so genau. In der vorlesungsfreien Zeit konzentriert sich der Nachwuchsläufer auf seine sportlichen Ambitionen. Dafür trainiert er tagein, tagaus. „Meistens sieben bis acht Einheiten pro Woche.“ Das macht summa summarum 90 Kilometer. Mit Christof Neuhaus an seiner Seite wird er in naher Zukunft peu à peu die Belastungen steigern. Sein Coach sieht noch viel Potenzial, das beide in den kommenden Jahren abrufen wollen.