Jimmy Hartwig im Gespräch mit den Schüler*innen des Herwig-Blankertz-Berufskollegs
DFB-Botschafter Jimmy Hartwig besuchte am Donnerstag auf Einladung des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) die Schülerinnen und Schüler des Herwig-Blankertz Berufskollegs in Recklinghausen. Am Abend war Hartwig, der in den 1980er Jahren mit dem HSV dreimal Deutscher Meister und dreimal Vizemeister wurde, eingeladen zu einer Vorführung der Sportdokumentation „Schwarze Adler“.
„Rassismus ist keine Option mehr“, sagte Hartwig in Recklinghausen. Hundert Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs nahmen an einer Talkrunde in der Aula teil. Zu Beginn wurde ein Musikclip vorgeführt. Die Klasse BF1G hatte mit ihrer Lehrerin Yvonne Beerenbrock den Song „Enough is Enough“ komponiert und das Video gedreht. „Das habt ihr überragend gemacht“, lobte Jimmy Hartwig applaudierend und berichtete den 15-20 jährigen Jugendlichen anschließend von den siebziger und achtziger Jahren in der Bundesliga, als er so alt war wie sie heute.„Erwin Kostede war der erste, ich war der zweite schwarze Profispieler. Die haben Bananen nach uns geworfen“, erzählte er. Die Nicht-Nominierung zur WM 1982 sei für ihn bis heute der „schlimmste Moment meiner Karriere“ gewesen. „Damals schoss ich als Sechser bis zu 15 Tore in einer Saison. Das gab es in Europa nicht so oft. Dann nicht nominiert zu werden, war schlimm.“
Die Fragen stellten die Schüler selbst, darunter BF1G-Klassensprecherin Frances Hiesgen sowie mit Hadi Haidoura (MSV Duisburg) und Lion Sombetzki (RW Essen) zwei talentierte Nachwuchsfußballer. Finja Hense und Maximilian Dingler moderierten den Nachmittag. Im März hatte das Bundesland NRW dem Berufskolleg den Titel „Schule ohne Rassismus“ verliehen. „Das kann man sich nicht an die Wand hängen. Wir müssen uns jeden Tag entschieden gegen jede Form von Alltagsrassismus stellen“, sagte Schulleiter Dr. Rainer Podleschny zum Auftakt der Talkrunde mit dem DFB-Botschafter.
In Recklinghausen sprach Hartwig auch über fußball+, das DFB-Leadership-Programm für Menschen mit einer familiären Einwanderungsgeschichte. Unterstützt durch das Bundesprogramm „Zusammenhalt durch Teilhabe“ und gemeinsam mit der Führungs-Akademie des DOSB umgesetzt, hatte der DFB fußball+ im Oktober 2021 mit 21 Mentees und 21 Mentoren gestartet. Im September endet die Qualifizierung mit einem abschließenden Präsenzmodul „Veränderungsmanagement“ am neuen Campus des DFB in Frankfurt-Niederrad. „Wir haben viel zu viele Müllers und Meiers in den Vorständen der Vereine und Verbände. Ich will endlich eine Aişe als Vereinspräsidentin sehen“, sagte Hartwig in Recklinghausen.
Jimmy Hartwig berichtete über selbst erlebten Rassismus während seiner Profi-Karriere
Filmabend in Herford
Anschließend stieg er ins Auto und machte sich auf den 150 Kilometer langen Weg nach Herford, dabei die gesamte Breite des FLVW durchmessend. Die Vorführung der gerade mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Sportdoku „Schwarze Adler“ am Abend in Herford hatten der Kreissportbund und das Diakonische Werk organisiert. In dem mehrfach preisgekrönten Film berichten ehemalige und aktuelle Nationalspieler*innen wie Erwin Kostede, Steffi Jones, Gerald Asamoah, Jean-Manuel Mbom, Jordan Torunarigha und auch Jimmy Hartwig über unterschwellige Anfeindungen und offenen Rassismus.„Alle Protagonisten in ‚Schwarze Adler‘ haben ihre Seele geöffnet. Die Leute, die die Preise vergeben, haben das gespürt“, sagte Jimmy Hartwig. Am Dienstag wurde die Auszeichnung mit dem Grimme-Preis bekanntgegeben, die Verleihung soll im August stattfinden.
Für den DFB-Botschafter steht bereits am Samstag der nächste Termin an. Dann besucht Jimmy Hartwig den Amateurklub FC Motor Süd Brandenburg. Der Klub wurde von der UEFA aufgrund seines starken Engagements für geflüchtete Menschen ausgezeichnet und wird Ende Juni am „UEFA Unity Cup“ in Nyon (Schweiz) teilnehmen.
[Thomas Hackbarth / DFB.de]