Quelle: FLVW
Vizepräsidentin Marianne Finke-Holtz, die Talkgäste Kathrin Heimann, Dr. Annika Hof zum Berge und Annike Krahn sowie Präsidiums-Beisitzerin Andrea Bokelmann (von links) beim dritten Netzwerktreffen der Frauen im FLVW.
Aha-Momente erlebten die gut 50 Frauen bei der dritten Auflage des Netzwerktreffens im Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) im SportCentrum Kaiserau. Unter der Überschrift „Psychischer Druck im Leistungssport“ gaben drei Talkgäste am Donnerstagabend sehr persönliche Einblicke – samt Alltagstipps. Diese konnten beim anschließenden Kneipenquiz gleich angewendet werden.
Fußball-Olympiasiegerin Annike Krahn, Bundesliga-Schiedsrichterin Kathrin Heimann und Sportpsychologin Dr. Annika Hof zum Berge plauderten aus dem Nähkästchen. „Das war beeindruckend. Drei ganz unterschiedliche Perspektiven von drei tollen Frauen, da hab ich was gelernt“, das Fazit von Teilnehmerin Jutta aus Herne. „Ich bin wirklich dankbar, dass ich kommen durfte“, schloss sich auch Christina aus Bochum an.Gleich zu Beginn der Gesprächsrunde überraschte Annike Krahn: „Psychologische Betreuung gab’s bei uns am Anfang nicht. Das haben die Stammspielerinnen übernommen. Was nicht immer angenehm war“, erzählte die Weltmeisterin. Auf K.O.-Runden und Endspiele habe sie sich immer gefreut. Anders sah es dann mit ungefragten Kommentaren zu ihren Leistungen aus. „Das war learning by doing“, so Krahn. „Auf den Vorwurf, ich könne gar nicht Fußballspielen, habe ich dann irgendwann nur noch gesagt, dass ich es dafür aber weit gebracht habe.“
Mit Zwiebel und Marmeladenglas gegen Drucksituationen
Auch Kathrin Heimann erzählte offen über ihre Drucksituationen: „In einem Bundesligaspiel habe ich ein Foul gepfiffen. Es war eine klare rote Karte. Und dann steh ich da und weiß die Spielerin nicht mehr.“ Die Nächte danach, sagt Heimann, seien nicht schön gewesen. „Da ist es gut, dass wir mittlerweile beim DFB psychologische Hilfe haben. Ein Psychologe hat mir gesagt, dass ich mir vorstellen soll, eine Zwiebel zu sein. Die Öffentlichkeit sehe nur die äußere Schicht, aber die zahlreichen Schichten darunter machen mich als Mensch aus“.Ein Statement, das Dr. Annika Hof zum Berge vehement nicken lässt. Die Psychologin arbeitet im Talentwerk des VfL Bochums und betreut Trainer*innen und Spieler*innen. „Es ist wichtig zu unterscheiden: Hilft mir der Druck gerade oder belastet er mich?“ Und dann gibt sie konkrete Tipps. Sie erzählt von ihrem imaginären Marmeladenglas, in das sie ihre kleinen und großen Siege packt und warum eine Situation gelungen ist. „Ein Wissen, auf das ich zurückgreifen kann“, so die Sportpsychologin. „Für den Notfall hilft es auch, in die Hände zu atmen oder am Ohrläppchen zu reiben. Ein Tipp aus der Akkupressur.“ Nicht wenige im Plenum, die sich daraufhin gleich ans Ohr fassen.
Ein Schwerpunkt war der Austausch untereinander.