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Tatjana Pinto blieb im Halbfinale "hängen", Gina Lückenkemper (l.) wurde Europameisterin (Archivfoto)
Mit 13 Medaillen im Gepäck konnten die westfälischen Athletinnen und Athleten die Heimreise von den deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig (26. & 27.02) antreten. Darunter befanden sich vier goldene, sechs silberne und drei bronzene Plaketten. Interessant: Die Bilanz der Athlet*innen aus dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) in der sächsischen Arena fiel genauso hoch aus wie vor einem Jahr bei den Titelkämpfen in Dortmund.
Das mit Spannung erwartete 60-Meter-Duell zwischen Tatjana Pinto und Gina Lückenkemper (SCC Berlin) entschied der prominente Neuzugang des TV Wattenscheid für sich. Die 29-jährige Sprinterin rannte in der deutschen Jahresbestleistung von 7,16 Sekunden zu ihrem dritten Deutschen Hallen-Titel und setzte sich damit souverän vor Lückenkemper (7,22 Sek.) und der aufstrebendem Sophia Junk (7,22 Sek. / LG Rhein-Wied) durch. Schon im Halbfinale war Tatjana Pinto mit 7,22 Sekunden die Schnellste.Vorfreude auf die Hallen-WM nach dem Sieg in Leipzig [Foto: © Iris Hensel]
„Leipzig ist immer ein gutes Pflaster für mich. Hier bin ich auch schon mal 7,07 Sekunden gelaufen. So langsam komme ich in Schwung“, sagte die frisch gebackene Hallenmeisterin nach ihrem Sieg, „es macht einfach Spaß. Ich hatte mir vorgenommen, den Titel zu holen und es hat geklappt. Jetzt geht es noch einmal ins Training, ein bisschen Fein-Tuning. Ich finde meinen Stil wieder. Da kommt die Hallen-WM Ende März in Budapest gerade zur richtigen Zeit. Da ist noch einiges drin", gibt sich die mehrfache deutsche Sprintmeisterin optimistisch.
Jessie Maduka gelingt erster 14-Meter-Sprung
Gold gab es auch für Jessie Maduka. Die Dreispringerin des TV Wattenscheid hatten nicht alle auf dem Zettel stehen, auch wenn sie bei den vergangenen deutschen Meisterschaften stets Medaillen gewonnen hatte. In Leipzig aber durchbrach Maduka am Samstag auch ihre persönliche Schallmauer: Im vierten Versuch landete die Wattenscheiderin genau nach 14 Metern in der Grube – der erste 14-Meter-Sprung ihrer Karriere überhaupt. Das bedeutete Gold, keine der Konkurrentinnen konnte mehr kontern. „Zwei kleine Träume sind wahr geworden heute", sagte Jessie Maduka nach ihrem Wettkampf, „14 Meter und der erste Deutsche Meistertitel. Besser geht es nicht. Die anderen waren superstark und ich war froh, dass es am Ende gereicht hat.“ Ihr engstes Umfeld vergaß sie dabei nicht: Ein ganz besonderer Dank ging an ihren Trainer Ralf Jaros, der sie nach ein langwierigen Verletzung wieder aufgebaut und an die nationale Spitze geführt hatte.Jessie Maduka durchbricht die Schallmauer von 14 Metern im Dreisprung [Foto: © Iris Hensel]
Seine erste Goldmedaille bei deutschen Meisterschaften sicherte sich auch Patrick Schneider. Der Langsprinter des TV Wattenscheid 01 gewann den Titel über die 400 Meter. Damit wurde der deutsche Jahresbeste seiner Favoritenrolle gerecht, auch wenn es auf der Zielgeraden noch ein hartes Stück Arbeit war. Bereits im am Samstag hatte Schneider, der seine erste echte Hallensaison absolviert, ganz starke 46,44 Sekunden auf die blaue Bahn gezaubert, persönliche Bestzeit und gleichzeitig die Norm für die Hallen-WM vom 18. bis 20. März in Belgrad.
Das mit der Norm wiederholte Patrick Schneider im Finale am Sonntag. Bei 46,45 Sekunden blieb die Uhr für ihn stehen. Der überglückliche Wattenscheider sagte nach dem Rennen: „Ich habe mit meinem Coach ausgemacht, zuerst zählt der Titel, und wenn das klappt, werde ich bei der WM definitiv an den Start gehen.“ Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund), der in den vergangenen Jahren wegen seiner Körperlänge von 2,00 Metern die Halle immer gemieden hatte, entschied sich kurzfristig, in diesem Jahr eine Hallensaison zu absolvieren – und er lag damit richtig. Mit seiner neuen Hallenbestzeit von 47,15 Sekunden (Vorlauf: 47,68 Sek.) erkämpfte er sich die Bronzemedaille. Man bedenke: Mit 47,68 Sekunden stand er vorher lediglich an 47,68 Sekunden an achter Stelle der Meldeliste.
Die Männer-Staffeln des TV Wattenscheid 01 haben in Leipzig Himmel und Hölle zugleich erlebt. Über die 4 x 200 Meter gewannen Robin Erewa, Kevin Ugo, Noel-Philippe Fiener und Mateusz Lewandowski überlegen die Goldmedaille in 1:24,87 Minuten. Als Schlussläufer Noel Philippe Fiener die Ziellinie überquerte, wusste er schon, was los ist und reckte den Staffelstab in die Höhe. Unverrichteter Dinge musste die zweite Vertretung der Blauhemden die Heimreise antreten, weil deren Startläufer wegen eines Fehlstarts disqualifiziert wurde.
Großer Jubel herrschte bei der LG Brillux Münster, die über 4 x 200 Meter in der Besetzung Ole Patterson, Jakob Bruns, Kai Sparrenberg und Bastian Sundermann in 1:27,18 Minuten Silber gewann.
Jubel bei der Staffel des TV Wattenscheid 01 [Foto: © Iris Hensel]
Robin Erewa gewinnt Staffel-Gold und Einzel-Silber
Neben dem Staffel-Gold schnappte sich Robin Erewa auch noch eine Silber-Medaille über 200 Meter. Der Sprinter des TV Wattenscheid rannte auf den zweiten Platz in einem bis kurz vor Schluss hart umkämpften Finale. Bei 20,99 Sekunden blieb die Uhr für ihn stehen. Im sicher gewonnenen 200-Meter-Halbfinale war der vielfache deutsche Meister über die 200 Meter noch ein wenig schneller unterwegs (20,81 Sekunden).Silber holte sich auch seine Teamkollegin Monika Zapalska. In einem Herzschlagfinale über die 60 Meter Hürden trennte die Hürdensprinterin nur eine Tausendstelsekunde von der Goldmedaille. Zumindest sahen das die Kampfrichter so. Auf dem Zielfoto, das sich Monika Zapalska ausgedruckt mit nach Hause nahm, war das nicht zu erkennen. Einem Protest des TV Wattenscheid 01 wurde nicht stattgegeben. Trotzdem konnte Zapalska sehr zufrieden sein. Neben dem Gewinn der Silbermedaille lief sie eine Zeit, die sich wirklich sehen lassen konnte. Mit ausgezeichneten 8,13 Sekunden erzielte sie eine neue persönliche Saisonbestleistung.
Schon nach ihrem lockeren Sieg im Halbfinale (8,22 Sek.) hatte Monika Zapalska eine weitere Steigerung angekündigt „Das wird noch besser!“ sagte sie zwischen den Läufen. Und wirklich: Am Ende war es für sie ein (fast) perfekter Lauf – nach einigen Wettkämpfen in dieser Hallensaison, in der sie immer wieder an der WM-Norm für Belgrad gekratzt hatte. „Schade, dass ich nicht Erste geworden bin“, sagte die stolze Wattenscheiderin nach dem Finale, „aber die Zeit ist ein Hammer – und endlich habe ich die WM-Norm!“
Christina Honsel wie 2021 wieder auf dem Silber-Rang
Christina Honsel wurde Deutsche Hallen-Vizemeisterin im Hochsprung. Die Freiluftmeisterin des Jahres 2020 wiederholte damit ihren Erfolg aus dem vergangenen Jahr in Dortmund. Also wieder Silber, und das auch noch mit der gleichen Höhe. 1,83 Meter schaffte die Wattenscheiderin, die sich nach einer längeren Auszeit aus Verletzungsgründen so langsam wieder an die nationale Spitze herangetastet hatte.Die Freude war auch Falk Wendrich (LAZ Soest) anzumerken. Der frühere Junioren-Vize-Weltmeister verbesserte im Hochsprung seine persönliche Jahresbestleistung von 2,19 auf 2,23 Meter und sicherte sich damit hinter dem Münchener Tobias Potye (2,26 m) die Silbermedaille.
Mohamed Mohumed gibt 1.500-Meter-Strecke den Vorzug
Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund) hatte sich im Vorfeld für die 1.500 Meter und die 3.000 Meter qualifiziert. Er entschied sich für die kürzere Distanz, auf der er in einem Spurtrennen in 3:52,34 Minuten nur dem Leipziger Robert Farken (3:50,70 Min.) den Vortritt lassen musste. Der deutsche Hallenmeister von 2021 über 3.000 Meter zeigte sich jedoch keineswegs enttäuscht. „Es war ein sehr taktisches Rennen, aber es hat mega Spaß gemacht, sich mit Robert Farken zu messen", sagte der Schützling von Pierre Ayadi. Eigentlich war sein Plan, im 1.500-Meter-Finale schnell zu laufen, aber wegen einer Impfung war er nicht hundertprozentig fit .Sehr zufrieden zeigte sich seine Teamkollegin Lilly Kaden, die sich im 200-Meter-Finale in 23,47 Sekunden hinter Jessica-Bianca Wessolly (MTG Mannheim / 23,23 Sek.) und Laura Müller (SV Go! Saar 05 / 23,34 Sek) die Bronzemedaille erkämpfte. Tags zuvor hatte sich die U23-Europameisterin mit 7,43 Sekunden für das 60-Meter-Finale qualifiziert, in dem sie mit 7,44 Sekunden den achten Platz belegte. Im 1.500m-Lauf der Frauen verbesserte sich Verena Meisl (LG Olympia Dortmund) von 4:16,81 auf 4:14,70 Minuten und sicherte sich damit die Bronzemedaille. Mit 4:31,18 Minuten hatte sich die 21-jährige Dortmunderin für das Finale qualifiziert.