Quelle: Peter Middel
Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt) siegt mit einer Minute Vorsprung
Das hat es in den vergangenen Jahren nicht mehr gegeben: Beim 74. Paderborner Osterlauf am Samstag dominierten im Hauptlauf über zehn Kilometer die DLV-Athleten – bei den Frauen Katharina Steinruck (LG Frankfurt) in 31:53 Minuten und bei den Männern Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt) in 28:15 Minuten.
Organisationsleiter Christian Stork hatte bereits im Vorfeld des Paderborner Osterlaufes darauf aufmerksam gemacht, dass es nach der zweijährigen Auszeit trotz aller Freude über den Re-Start bei dieser Traditionsveranstaltung weiter einige coronabedingte Einschränkungen geben muss. Dadurch war der SC Grün-Weiß Paderborn auch gezwungen, bei der Teilnehmerzahl Abstriche zu machen. So starteten bei der diesjährigen Auflage lediglich 6.669 Läufer*innen. Zum Vergleich: Der Spitzenwert aus dem Jahr 2019 beträgt 12.263 Teilnehmer*innen. Weniger Teilnehmer*innen, weniger Einnahmen. Daher verzichteten die Verantwortlichen auf die Verpflichtung der Weltklasse-Läufer*innen aus Ostafrika, die in den vergangenen Jahren weitgehend das Renngeschehen bestimmten.Dennoch gelang es Athleten-Manager Christoph Kopp, im Hauptlauf über zehn Kilometer wie in den Vorjahren wieder ein interessantes Teilnehmerfeld zusammenzustellen. Die Endzeiten sprachen für sich. „Wir sind wieder da. Wegen des geringeren Etats haben wir uns jedoch darauf konzentriert, in erster Linie deutsche Läuferinnen und Läufer zu verpflichten, und ich meine, dass ist uns ganz gut gelungen. Wir werden aber in Zukunft sicherlich wieder dahin kommen, wo wir einmal waren“, versicherte Christoph Kopp auf der Pressekonferenz vor dem Osterlauf.
Das Feld der Asse beim Re-Start des Osterlaufes [Foto: Peter Middel]
Der Männer-Wettbewerb wurde nach der kurzfristigen Absage von Amanal Petros (TV Wattenscheid 01), der sich wegen eines Eisenmangels nur als Pacemaker zur Verfügung stellte, zu einer klaren Angelegenheit für Homiyu Tesfaye (LG Frankfurt). Der 28-Jährige setzte sich bei strahlend blauem Himmel und idealen Lauftemperaturen rasch deutlich vom Feld ab und rannte in 28:14 Minuten mit fast einer Minute Vorsprung auf den zweitplatzierten Sander Vercauteren (Belgien / 29:09 Min.) ins Ziel. Fabian Clarkson (SCC Berlin Marathon Team / 29:38 Min.) und Tom Gröschel (TC Fiko Rostock / 29:56 Min.) sorgten auf den Rängen fünf und sechs für weitere deutsche Top-Platzierungen.„Wir sind immer noch total geflasht, dass das, was wir uns in monatelanger Vorbereitung gewünscht und erhofft haben, tatsächlich eingetreten ist. Diesen fantastischen und erfolgreichen Re-Start des Paderborner Osterlaufes werden wir noch lange in Erinnerung behalten.“
Die Veranstalter vom SC Grün-Weiß Paderborn
Der deutsche Rekordhalter über 1.500 Meter überraschte schon einmal 2015 beim Osterlauf mit seinem souveränen Zehn-Kilometer-Erfolg in der damaligen Westjahresbestzeit von 27:51 Minuten. „Ich bin die meiste Zeit alleine gelaufen. Es war etwas windig. Aber die Zeit ist ganz gut!“, bilanzierte Homiyu Tesfaye, der in diesem Jahr zum dritten Mal Vater geworden ist und zuletzt mit seiner Familie in seiner Heimat Äthiopien trainiert hat. Seine Ehefrau Maryam Jusuf Jamal (Bahrain), 2012 Olympiasiegerin über 1.500 Meter, wurde im Frauen-Rennen in 35:18 Minuten Neunte.
Hendrik Pfeiffer Tempomacher für Freundin Esther Jacobitz
Hendrik Pfeiffer hätte ebenfalls ganz vorne mitmischen können, doch der Wattenscheider beließ es nach seinem Erfolg bei den deutschen Marathonmeisterschaften in Hannover bei einem besseren Trainingslauf, sodass er sich über zehn Kilometer nur als Pacemaker für seine Freundin Esther Jacobitz engagierte. Sein Einsatz lohnte sich, denn sie verbesserte sich auf 34:03 Minuten. „Nach meinem Titelgewinn bin ich erstaunlich schnell wieder fit gewesen. Ich konnte am anderen Tag sogar sofort wieder trainieren. Das habe ich sonst nie geschafft. Jetzt starte erst einmal bei einigen kleineren Wettkämpfen. Ende Juni geht es für mich wieder nach Kenia, wo ich mich in der Höhe sechs Wochen auf die Europameisterschaften in München vorbereiten möchte.“Die Siegerinnen Laura Hottenrott (2.), Katharina Steinruck (1.) und Sabrina Mockenhaupt-Gregor (3.; v. l.) [Foto: Peter Middel]
„Ich bin komplett überrascht!", gestand Katharina Steinruck im Ziel. "Den ersten Kilometer sind wir um die drei Minuten angegangen – da dachte ich: Das ist aber ganz schön flott! Ein bisschen habe ich es gemerkt, da wurde es schwer und ich musste beißen. Aber: Hammer! Ich dachte, ich muss drücken, weil ich die Zeiten nicht halten kann. Dann sind wir weiter 3:09 und 3:11, den langsamsten Kilometer 3:14 Minuten gelaufen.“ Die gute Form will sie mitnehmen zu einem weiteren Zehn-Kilometer-Lauf am kommenden Wochenende in Malaga (Spanien) sowie zur DM über 10.000 Meter am 7. Mai in Pliezhausen.
Der strahlend blaue Himmel, die angenehmen Temperaturen und das ansprechende Programm, das das engagierte Organisationsteam bei vielen Vorbereitungstreffen zusammengestellt hatte, bot nach zweijähriger Auszeit einen glänzenden Rahmen für den Re-Start von Deutschlands ältester Straßenlauf-Veranstaltung, die 1947 zum ersten Mal in der Pader-Stadt durchgeführt wurde. Die 74. Auflage des Osterlaufes setzte auch ein Zeichen der Hoffnung, dass es nach den coronabedingten Einschränkungen im Sport unbeschwert weiter gehen kann.
Der Osterhase lief auch mit [Foto: Peter Middel]
Die zufriedenen Organisatoren des SC Grün-Weiß Paderborn schrieben Ostersonntag auf ihrer Internetseite: „Einen Tag nach dem 74. Osterlauf sind wir immer noch total geflasht, was wir uns in monatelanger Vorbereitung gewünscht und erhofft haben, tatsächlich eingetreten ist. Diesen fantastischen und erfolgreichen Restart des Paderborner Osterlaufes werden wir noch lange in Erinnerung behalten.“
[Silke Bernhart & Peter Middel]