LG Coesfeld kehrt unter Einhaltung der Regeln zum Gruppentraining zurück

Erstaunlich, welche Glücksgefühle eine Tartanbahn unter den Füßen auslösen kann. Vor allem, wenn sie wochenlang darauf verzichten mussten. „Dieser Untergrund fühlt sich einfach viel besser an“, lacht Jannis Müller. Asphalt, Wirtschaftswege, Waldboden, improvisieren mussten sie, aber das gehört seit dieser Woche der Vergangenheit an. Denn die älteren Leichtathleten der LG Coesfeld dürfen in „ihr Wohnzimmer“, das Stadion Nord, zurückkehren.

Die deutlich besseren Trainingsbedingungen sind die eine Sache. Gemeinsam mit den Teamkolleginnen und -kollegen auf dem Platz zu stehen, macht es aber noch wertvoller. „In der Gruppe fühlt sich das ganz anders an“, bestätigt Ida Lefering. In der Gruppe, das bedeutet fünf Sportler und ein Trainer, und das alles unter strenger Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln. „In der Leichtathletik lässt sich das sehr gut umsetzen“, erklärt Bernd Bohmert. Alle Diszplinen lassen sich problemlos angehen, bis auf das Staffeltraining, weil sie sich da mit dem Stab zu nah auf die Pelle rücken würden.

An diesem Abend sind es drei Kleingruppen aus den Klassen U 16 und älter, die unter der Leitung von Sandra Bertels, Jens Konert und Bernd Bohmert arbeiten. „Wir haben einen Wochenplan erstellt“, erzählt der Sportwart. „Jeder weiß, wann er dran ist.“ An die Stufen der Tribüne im Stadion Nord sind Zahlen geklebt, jeder Sportler bekommt seinen eigenen Platz zugewiesen. Da ist eine Menge zu organisieren, zumal allein in dieser Altersklasse rund 50 Athleten auf sieben Trainer verteilt werden müssen. „Weil die Studenten zurzeit nicht in den Unis sind, trainieren sie auch hier vor Ort“, sagt Bohmert.

Stadion-Einheiten nicht vergleichbar mit Solo-Training

Und da gibt es durchaus einige Dinge aufzuarbeiten. Während des Corona-Lockdowns haben alle LG’ler ihre Trainingspläne bekommen, die sie alleine durchziehen mussten. Das hat oft gut geklappt, kommt aber gewiss nicht an die Stadion-Einheiten heran. „Teilweise haben wir auch ein Eins-zu-Eins-Training mit Abstandsregeln durchgeführt“, berichtet Sandra Bertels. „Das haben wir freigestellt, und einige wollten es gerne machen.“

All das hat gut geklappt, und doch sieht Bernd Bohmert schnell, wo die Probleme liegen. „Ich muss noch den Knopf finden, wo sich die Zeitlupe ausstellen lässt“, ruft er in Richtung seiner Laufgruppe, die sich auf der Tartanbahn mit Liegestütze, Skips und Tempoläufen beschäftigt. Acht Wochen ohne Spikes, das sei zu spüren – „besonders im Schnelligkeitsbereich.“ Im Wiedereinstieg sei nun Kreativität gefragt, so oder so. „Die Techniker konnten während der Pause nicht so intensiv arbeiten, dürfen jetzt aber voll loslegen, weil es keine Kontakte gibt“, erklärt der Sportwart. Die Läufer hingegen konnten den Lockdown gut überbrücken: „Dafür müssen wir uns jetzt überlegen, wie das Training mit den Abstandsregeln funktionieren kann.“

Immerhin: Sie können sich die Zeit nehmen. Wettkämpfe gibt es vorerst nicht – unter anderem sehr zum Leidwesen des starken Jahrgangs 2005. „Da hätten wir bei einigen Deutschen Meisterschaften gute Chancen gehabt“, bedauert Bernd Bohmert. Andererseits ermögliche die Situation, die Vorbereitung auf eine breitere Basis zu stellen, weil die intensiveren Belastungen erst später kommen. Das komme besonders den zuletzt so erfolgreichen U 16- und jetzt auch U 18-Mädels zugute, die eine harte Saison hinter sich haben und zudem noch Verletzungen auskurieren mussten. Ausgerichtet seien alle Anstrengungen darauf, dass es nach den Sommerferien wieder Wettkämpfe geben könnte.

Alle wollen wieder ihre Spikes anziehen

Schritt eins ist gemacht. Der Wiedereinstieg ins Stadiontraining, den sie bewusst mit den Größeren angepackt haben, ist gelungen. Nächste Woche sollen auch die U 14 und U 12 auf die Bahn zurückkehren. „Bei den U 10 und jünger wollen wir sehen, dass auch noch vor den Sommerferien etwas passiert“, kündigt Bohmert an. Sie alle brennen darauf, ihren Sport bald wieder unter Normalbedingungen auszuüben. Und die Frage, ob sie ihre Spikes anziehen wollen, beantworten alle LG’ler mit einem begeisterten: „Ja, klar!“ Weil es sich einfach ganz anders und viel besser anfühlt.